Die Zwölf Türme (German Edition)
eher bei den Frauen als bei den Männern Eurer Spezies zu finden ist. Die Armeen der Männer sind davongelaufen und nur zwei Frauen haben noch den Mut, sich mir entgegenzustellen. Welche Ironie, wo doch die meisten Menschlings-Männer in ihrer Dummheit glauben, sie wären den weiblichen Menschlingen überlegen. Vielleicht hätte ich die Lebensform der Menschen ein wenig mehr zu schätzen gelernt, wenn sich nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer Eurer Art ein wenig mehr von ihren affenartigen Vorfahren unterschieden hätten. Leider waren sie immer nur Affenbastarde, unfähig, aus ihren Fehlern zu lernen. Nun ist es zu spät und Ihr könnt mich nicht mehr aufhalten. Doch ich habe sehr großen Respekt vor Eurem Mut, Kriegerinnen. Darum will ich Euch beide verschonen, wenn Ihr bereit seid, mir zu dienen und mit mir diese Welt zu beherrschen."
"Wir dienen keinem Schergen der Hölle !!!" schrie Uta, während sie mit dem rechten Arm ausholte. Dann warf sie den Kristall mit aller Kraft gegen den Titanen.
Im selben Augenblick jedoch machte sein seltsames Reittier einen schier unmöglich scheinenden Sprung zur Seite, dass der Kristall den goldenen Riesen verfehlte und ein Stück hinter ihm auf den Boden schlug, wo er klirrend zerbrach und eine grellweiße Feuersäule gegen den Himmel schleuderte, die bis in den Weltraum hinausreichte.
Ein starkes Beben ließ den Boden sekundenlang erzittern, so dass Uta und Manela Mühe hatten, im Sattel zu bleiben. Sie ahnten nicht, dass dieses Beben die ganze Nimmerwelt erschütterte und fern von ihnen ganze Städte in Trümmerhaufen verwandelte. Sogar die mächtigen Zwölf Türme gerieten ins Wanken und aus ihrem Mauern lösten sich vereinzelte Steinblöcke, die krachend niederstürzten.
"Oh - verdammt !!!" schrie Uta und griff nach ihrem Säbel.
Doch Crantor lachte nur spöttisch und sprengte an den beiden vorbei auf die Türme zu, bevor sie Gelegenheit hatten, ihn zu attackieren.
Schnell erreichte er den Ersten und schlug mit seinem Höllenschwert gegen das steinerne Gemäuer, worauf sich der gewaltige Turm völlig lautlos in Nichts auflöste. Voller Ohnmacht mussten Uta und Manela zusehen, wie Crantor einen Turm nach dem Anderen vernichtete, als würde er die Flammen von Kerzen auslöschen.
Vor dem zwölften Turm aber hielt er inne, als sich dessen eisernes Tor knarrend öffnete und ein kleines Mädchen heraustrat, das nicht älter als zehn Jahre zu sein schien.
Es war Janiva, die Hüterin der Türme, die endlich erwacht war und nun dem Zerstörer entgegentrat. Ihre weisen Augen blickten in die seinen und ihr Mund formte nur eine einzige Frage: WARUM ?
Crantor verharrte unschlüssig, denn etwas wie Mitleid stieg in seinem Innern auf, als er in die bittenden Augen des Mädchens blickte, in denen er nicht die kleinste Spur von Hass zu erkennen vermochte, der ihm sonst immer entgegenschlug, wenn man erkannte, wer er wirklich war. Nein, dieses Geschöpf in der Gestalt eines Menschenkindes konnte nicht hassen und mit einem Male wusste er, dass Janiva alle existierenden Dinge um ihrer selbst willen liebte, sogar einen Höllenkrieger wie ihn. Er wusste, dass er sie töten musste, wenn er seine Ziele erreichen wollte, doch zum ersten Mal in seinem Leben erschreckte ihn dieser Gedanke zutiefst.
Wie konnte er ein Wesen töten, das nicht fähig war, ihn zu hassen?
"Warum kämpfst du nicht gegen mich?" schrie er sie an, "Warum kannst du mich nicht hassen wie all die anderen, denen ich das Verderben bringe?"
Doch sie antwortete nicht, sondern schaute ihm nur unverwandt weiter in die Augen, bis er ihren Blick nicht mehr ertragen konnte und sein Gesicht abwandte.
Zitternd ließ seine Hand den Schwertgriff los und HASSFLAMME fiel zu Boden, wobei der dämonische Geist in der Waffe einen lauten, metallischen Schrei der Empörung von sich gab.
"Du hast gewonnen", flüsterte Crantor mit brüchiger Stimme, "Ich kann dich nicht töten."
Schon wollte er sein Reittier herumziehen, um diesen Ort zu verlassen, da gellte ein schriller Schrei der Wut aus HASSFLAMMEs Klinge, dann schwebte das Höllenschwert wie von Geisterhänden getragen empor, verharrte einen Moment lang schwerelos in der Luft und stieß schließlich wie ein Blitz zu, um Janivas Herz zu durchbohren, die entseelt zu Boden sank.
Schmerzerfüllt und beschämt schloss Crantor die Augen und er hörte wieder die Stimme des Geisterwindes, der ihm höhnisch zuflüsterte:
"... Geh' den Weg der Zerstörung, Crantor. Allein wie
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