Die Zwölf Türme (German Edition)
Aufruhrs?" fragte er den Manthuron (Anführer einer Hundertschaft), der ihm die Meldung überbracht hatte.
"Der Führer des Aufstandes trägt den Namen Elkai", gab ihm der Offizier Auskunft, "Und jene, die ihm geholfen haben, heißen Dirkos, Jakander und Tinea. Weiter gehören zu den Aufrührern ein Elf namens Darian und ein Zwerg, der Rondold genannt wird."
"Habt ihr sie lebend gefangen oder wurden sie getötet?"
"Sie fielen uns lebend in die Hände, obwohl sie sich mit aller Heftigkeit gewehrt haben. Aber gegen unsere Krieger sind diese schwachen Menschlinge nur hilflose Äffchen. Es war nicht schwer, sie in Ketten zu legen."
"Gab es Verluste unter unseren Leuten?" wollte Makenes wissen.
"Zwei menschliche Aufseher wurden getötet, als die Sklaven aus dem Getto ausbrachen", antwortete der Manthuron, "aber Atlantiden trugen keinen Schaden davon. Ein Menschling kann einem von uns auch kaum gefährlich werden."
"Das darf auch niemals passieren", meinte der Stadtherr, "sonst verlieren die Menschlinge den Glauben an unsere Unbesiegbarkeit."
"Was soll nun mit den Aufrührern geschehen?" fragte der Manthuron, "Sollen wir sie öffentlich zu Tode foltern?"
"Ich will, dass sie vor aller Augen ausgepeitscht werden", befahl Makenes, "und dann sollen sie auf ein Schiff gebracht werden, das sie zur Nordküste des Schattenlandes befördert. Dort sollen sie ohne Nahrung, ohne Wasser und ohne Waffen in der Wildnis ausgesetzt werden. Sie werden sicher einen guten Festschmaus für die Monstren abgeben."
"Aber wir haben doch auch hier gefangene Ungeheuer in den Raubtiergehegen. Warum werden wir nicht gleich denen die Aufrührer zum Fraß vor?"
"Diese Affenbastarde sollen ruhig noch etwas trügerische Hoffnung haben, wenn sie von den Kreaturen des Schattenlandes gejagt werden. Das wird ihre Qual verlängern", meinte der Stadtfürst mit einem sadistischen Lächeln in seinen Zügen.
Crantor, der Panthagron der Goldenen, hatte sich in einem der großen Gemächer der Zitadelle eine umfangreiche Bibliothek eingerichtet, in der sich alle Schriftrollen, Runentafeln und Bücher befanden, die er mitgebracht hatte, wenn er durch die "Türen" gegangen war, um Welten in den anderen Existenzebenen zu besuchen. Zudem hatte er damit begonnen, eigene Aufzeichnungen über seine Reisen durch die anderen Sphären zu machen, die mittlerweile schon recht umfangreich geworden waren. Durch die zurückgekehrten Erinnerungen an seine früheren Inkarnationen auf der Erde und ihren vielen anderen Parallelwelten verfügte er bereits über das Wissen und den Erfahrungsschatz von Jahrtausenden, aber noch immer war ihm das nicht genug und so forschte er weiter nach Hintergründen, Strukturen und Gesetzmäßigkeiten, die ihm bislang unbekannt oder entgangen waren. Seit Beginn seiner Herrschaft über die Nimmerwelt und der Wiederauferstehung des Goldenen Volkes hatte er sich verändert. Er war zum Forscher geworden, der nach Wissen und Erkenntnis suchte, obgleich er noch immer ein Krieger, ein Vernichter war, der die Macht hatte, ganze Welten zu zerstören.
Auch an diesem Tage saß er zwischen den Büchern und Schriftrollen, während er bemüht war, die seltsam gewundenen Zeichen auf einigen Steintafeln zu entschlüsseln, welche von einer Welt stammten, auf der es hochintelligente Insekten gab, die eine fremdartige Kultur entwickelt hatten.
Plötzlich flammte glühendes Licht in einer Ecke des Raumes auf und formte sich zu einer schlanken Atlantidenfrau mit feuerroten Haaren und goldfarbenen Augen.
Crantor blickte von den Schrifttafeln auf.
"Feuerstern", begrüßte er das Wesen, welches Frauengestalt angenommen hatte, "Gib' acht, dass du nichts verbrennst, Kind des Feuers. Hast du einen besonderen Grund, hier zu erscheinen oder plagt dich wieder einmal die Langeweile?"
"Du bekommst Besuch", antwortete der Elementar, "Es wartet jemand draußen vor der Mauer, der sich Shalid nennt."
"Der Weltenwanderer?" wunderte sich Crantor, "Was will er hier?"
"Das solltest du ihn besser selbst fragen", meinte das Feuerwesen und verwandelte sich im nächsten Moment in einen großen, grünweiß gefleckten Tiger, der auf leisen, samtenen Pfoten die Bibliothek verließ."
Ein Gedanke Crantors genügte, um der grauen Mauer zu befehlen, dem Besucher einen Zugang in die Zitadelle zu öffnen. Kurz darauf erschien Shalid in der Begleitung des Feuerwesens, das sich jetzt in einen doppelköpfigen Wolf mit hellblauem Fell verwandelt hatte. Er selbst hatte seine
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