Die Zwölf Türme (German Edition)
hier?"
Myrddin schlug die Kapuze zurück, dass Charles sein Gesicht sehen konnte und zündete die Kerze auf dem kleinen Tisch neben dem Bett an.
"Ich bin hier, um Euch noch einige gute Ratschläge zu erteilen, die Euch sicher von Nutzen sein werden."
"Mir wäre es lieber", brummte Charles missmutig, "wenn Ihr mich nicht nur mit Ratschlägen, sondern auch mit Taten unterstützen würdet."
"Das darf ich leider nicht", antwortete Myrddin, "da es gewisse Abmachungen zwischen den Herren von Chaos und Ordnung gibt, an die sich beide Seiten halten müssen, um nicht einen Konflikt von kosmischer Tragweite auszulösen, unter dem das ganze Multiversum zu leiden hätte. Es würde aber viel zu lange dauern, Euch das zu erklären und es ist auch unwichtig für Euch. Ich bin aus anderem Grunde hier. Jene drei Talismane, die Ihr braucht, um ins Innere der Türme zu gelangen, haben gewisse magische Kräfte, die Ihr gegen Eure Widersacher einsetzen könnt: Der Ring von Steinheim schützt seinen Träger vor der Wirkung dunkler Magie, jedoch nicht vor physischer Gewalt. Kein böser Zauber kann Euch etwas anhaben, wenn Ihr den Ring an Eurem Arm tragt. Außerdem vergrößert er Eure Körperkräfte fast um das Dreifache."
"Und wozu ist der Sonnenstein von Alfheim gut?" fragte Charles.
"Der Sonnenstein hat die Eigenschaft, ein strahlendes Licht zu erzeugen, das kein Wesen der Finsternis ertragen kann. Außerdem warnt er seinen Träger vor nahender Gefahr durch dunkle Magie, denn dann strahlt er deutliche Wärme aus. Doch der Dämonenlord selbst ist dagegen immun und deshalb hat der Sonnenstein bei ihm keine Wirkung. Nur sehr starke Magie oder das 'Zepter der Türme' sind wirksame Waffen gegen den ihn. --- Nun zum Zepter: Diesen Talisman muss auch der Dämonenlord selbst fürchten, denn kein Wesen der Finsternis kann seine Berührung unbeschadet überstehen. Aber auch für Euch wird es eine ungeheure seelische Belastung sein, wenn Ihr das Zepter ergreift, denn es ist ein lebendes Wesen und hat eine eigene Seele, mit der es in Euren Geist eindringen wird. Nun wisst Ihr, was die drei Talismane bewirken, Charles Garrett. Wie Ihr diese Kräfte einsetzen wollt, bleibt Euch selbst überlassen. Damit ist meine jetzige Mission erfüllt und ich muss Euch nun vorerst wieder verlassen. Wir werden uns aber schon bald wieder begegnen. Bis dahin lebt wohl, mein Freund."
Myrddins Gestalt wurde durchsichtig, dann neblig-verschwommen, bis er schließlich völlig verschwunden war.
"Alter Klugscheißer", brummte Charles und drehte sich in den Daunen herum, um endlich zu schlafen.
Nachdem er am nächsten Morgen ausgiebig gefrühstückt hatte, bat ihn der König zu sich. Ein Diener führte ihn wieder zum Thronsaal, der jetzt fast leer war. Nur der König und ein Mann, der nur wenig älter als Charles mit seinen dreißig Lebensjahren sein konnte, waren anwesend. Der Fremde trug völlig schwarze Kleidung: Hose, Hemd, Wams, Stiefel, Umhang und sogar die Feder an seinem Hut waren schwarz.
"Dies hier ist der Zauberadept Umbras", erklärte der König, "Er ist zwar noch ein Schüler der magischen Künste und noch kein vollwertiger Magier, aber er verfügt doch schon über ein gewisses Können in der Zauberei, so dass er Euch damit sicher behilflich sein kann."
"Wann können wir aufbrechen?" fragte Charles, während er den Schwarzgekleideten mit einer knapp angedeuteten Verbeugung grüßte.
"Meinetwegen sofort", antwortete Umbras.
"Dann solltet Ihr auch nicht länger kostbare Zeit verschwenden", meinte König Valerian, "Auch ich werde noch vor dem Mittag zum Skaronfluss reiten, um bei meinen Kriegern zu sein, wenn die Horden des Dämonenlords angreifen."
"Dann lasst uns aufbrechen", sprach Charles, "Sind denn Hauptmann Krysander und seine Leute schon bereit?"
"Sie warten schon reisefertig vor dem Palast", antwortete der König.
Sie verabschiedeten sich vom König des Mabdenlandes, dann eilten Umbras und Charles schnellen Schrittes durch die langen Flure zum Palasttor, vor dessen Portal Krysander und zwanzig berittene Krieger wartend vor sich hin dösten.
"Geht´s los?" erkundigte sich der Hauptmann, als er der beiden Männer ansichtig wurde.
"Erraten", gab Charles etwas flapsig zurück, "Also auf nach Steinheim, wo immer das sein mag."
Wenig später ritt die Schar von dreiundzwanzig Reitern zum Nordtor von Marigor hinaus...
Am zweiten Tag nach ihrem Aufbruch erreichten sie gegen Abend die Grenze von Zwergenland dort, wo der
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