Die Zwölf Türme (German Edition)
sicher. Aber warum erschien jetzt einer der dunklen Götter selbst?
Niemals hätte er es gewagt, ohne Not einen Chaosherrn zu rufen, denn die finsteren Lords kannten kein Erbarmen, wenn man sie grundlos in ihren Domänen zu stören wagte.
Zitternd sank Mohantur auf die Knie, als der Schreckensgott aus dem Pentagramm heraustrat, das einen wie ihn nicht bannen konnte.
"Vergebt mir, oh Mächtiger", stammelte er, "Ich wollte Euch nicht zu mir rufen und Euch belästigen. Ihr wisst, dass ich Euer treuester Diener bin und es niemals wagen würde, Euch absichtlich und ohne Not zu stören. Ich flehe um Eure Gnade, mächtiger Lord der Finsternis."
"Du hast mich weder gerufen noch gestört, Mohantur", erklang da die grollende Stimme des Chaosgottes, "Ich bin aus eigenem Antrieb hier und ich bin gekommen, um dir zu helfen. Du kannst zwar wieder die Kräfte der finsteren Magie benutzen, doch es ist dir nicht möglich, Wesen aus anderen Existenz-Sphären hierher zu holen - NOCH NICHT. Selbst ich kann nur für eine kurze Zeitspanne in dieser Sphäre verweilen, um dir ein einziges Mal Hilfe zu geben."
"Ist meine Ahnung also richtig, dass die Kraft der Türme erloschen ist?" fragte Mohantur.
"Nein, die Kraft der Türme wirkt noch immer", antwortete der dunkle Gott, "Doch ihre Wirkung wurde zu unserem Gunsten verändert, als Sühne dafür, dass die Ordnung gegen das Gesetz des Gleichgewichts verstieß. Deshalb ist deine Macht zurückgekehrt, allerdings mit der Einschränkung, dass du keine Hilfe aus anderen Daseins-Ebenen herbeirufen kannst. Hier musst du dich ausschließlich auf die Geschöpfe dieser Dimension beschränken. Aber im Dämonenland gibt es ja noch genug Kreaturen, die dir dienen können."
"Wodurch wurde das Gleichgewicht gestört?" wollte Mohantur wissen.
"Myrddin Emrys brachte einen neuen Anderweltler hierher, der das Zepter der Türme tragen kann und die Ödlandstädte als General führen wird. Aber dieser Mann wurde aus dem Limbus geholt und er ist nicht das, was er zu sein scheint. Er ist kein wirklicher Mensch, auch wenn er menschliche Gestalt hat. Dieser Mann wird dein furchtbarster Gegner sein, denn er ist dir ähnlich und verfügt ebenfalls über dunkle Macht, auch wenn er eigentlich kein Magier ist. Hüte dich vor ihm, denn im Zorn vermag er Wilde Magie zu entfesseln, die völlig unkontrollierbar ist, wenn man nicht über die geeigneten Mittel verfügt. Er hat schon einmal im Zorn eine ganze Welt fast völlig zerstört."
"Wer ist dieser Mann und warum ist er so gefährlich?"
"Sein menschlicher Name ist Richard de Fries. Doch das ist nur der Name seiner jetzigen Hülle, einer Form seiner vielen Wiedergeburten. Dieser Mann ist älter als jeder Magier oder Dämon, vielleicht sogar älter als wir Götter, denn er hat schon viele Tausende von Leben gelebt und ist ebenso viele Tode gestorben.
Sein wahrer Name ist CRANTOR DER ZERSTÖRER. Vor vielen Jahrtausenden war er einer der mächtigsten Fürsten eines Volkes, das nicht menschlich war, obwohl es den Menschen ähnelte. Es war eine Rasse von goldhäutigen Riesen, die eine ganze Welt beherrschten und unterjochten, bevor sie in einer gewaltigen Schlacht untergingen. Und CRANTOR war ihr letzter Fürst und Feldherr, ihr ’Panthagron’. Ein grausamer Fluch lastet auf ihm, der ihn zu immer neuen Wiedergeburten auf immer neuen Welten verurteilt hat. Seit dem Untergang seines Volkes aber ist er einer der größten und gefürchtetsten Krieger der Finsternis."
"Aber warum steht er dann nicht auf unserer Seite?" wunderte sich Mohantur.
"Weil die Vasallen des Lichts sich seiner bemächtigt haben, ohne zu wissen, wer er wirklich ist. Er selbst kennt sein wahres Wesen nicht, denn seine Erinnerungen an seine früheren Leben sind noch blockiert. Aus diesem Grunde muss ein Ausgleich geschaffen werden und darum bin ich hier. Ich werde dir helfen, denn du hast schon zwei Niederlagen hinnehmen müssen, von denen du noch nichts erfahren hast."
"Welche Niederlagen?" wunderte sich Mohantur.
"Deine Kriegsflotte wurde von den Alten Drachen zum Abdrehen gezwungen. General Delonthe ist mit seiner Armee in Mithorna an Land gegangen und marschiert jetzt auf dem Landweg nach Ithame, um sich mit Tameroths Heer zu vereinen. Das war der erste Fehlschlag."
"Und der Zweite?"
"Die Takmin-Büffelreiter wurden vor der Stadt Mhaine vernichtend geschlagen und fliehen jetzt völlig aufgelöst und demoralisiert in ihre Stammesgebiete zurück. Auf sie kannst du nicht mehr zählen. Der
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