Die Zwölf Türme (German Edition)
Zeichnungen zu machen, die der Heerführer Handwerkzeug waren und danach nahm inmitten des Gemurmels von mehreren Dutzend Stimmen die Kopfarbeit der Kriegsführung ihren Fortgang.
Man schob auf den in kräftigen Farben ausgemalten Landkarten eine buntgemischte Vielzahl von Holzklötzchen hin und her; von Narben zerfurchte Hände deuteten auf Geländebesonderheiten und voraussichtliche Stellungen. Könige, Heerführer und Hauptleute arbeiteten Schulter an Schulter, wobei man auch niedrigere Ränge sowohl der Kavallerie als auch der Infanterie heranzog, damit sie in bestimmten Einzelfragen ihren Rat erteilten, wenn diese oder jene besonderen Kenntnisse oder praktischen Erfahrungen eine solche Nachfrage rechtfertigten.
Richard legte Wert darauf, den Heeren der Thuronen so weit wie möglich entgegenzuziehen, um sie möglichst nahe der Grenze zur Schlacht zu zwingen. Damit waren alle einverstanden, auch wenn damit dem Kriegsvolk ein harter Gewaltmarsch zugemutet werden musste.
Nun wandte sich Richard an die fünf Magie, welche bislang zu den Beratungen geschwiegen hatten, obwohl sie den Besprechungen aufmerksam zuhörten.
"Es würde unserer Sache sicherlich nützlich sein", meinte er, "wenn ihr Magier uns ein wenig mit Zauberei unterstützen würdet. Ich frage mich ohnehin, warum Ihr Eure Kräfte bislang nicht stärker gegen den Feind eingesetzt habt. Warum verwendet Ihr die Magie nicht als Waffe gegen den Feind?"
Daraufhin erhob sich Myrddin Emrys würdevoll und begann zu erklären: "Unsere Magie ist die Magie des Lichts; sie dient dem Bewahren, nicht der Zerstörung. Schwarze Magie dagegen ist Ausübung von Zwang auf die Umwelt, ein eigenmächtiger Eingriff in fremde Sphären und Dimensionen, eine brutale Vergewaltigung der Natur. Die Magie des Lichtes aber ist ein Ineinandergreifen, eine Verbundenheit mit der Natur, ein gemeinsames Vorgehen; sie ist wie die Liebe. So lässt man es zum Beispiel nicht regnen, sondern man bittet darum. Und im Allgemeinen regnet es dann auch, wenn man die Natur mit Hilfe der Magie nur freundlich darum bittet. Unsere Magie ist nicht dazu geschaffen, zu töten und zu vernichten, denn sie soll beschützen und bewahren. Sie ist ein Werkzeug, keine Waffe und deshalb wollen wir sie nicht zur Kriegsführung missbrauchen. Erst wenn der Feind selbst mit magischer Gewalt angreift, haben wir auch das Recht, uns mit Magie dagegen zu wehren, jedoch keinen Augenblick eher. Denn täten wir dies, so wären wir nicht besser als der Dämonenlord Mohantur. Habt also bitte Verständnis dafür, dass wir die reine Lehre des Lichtes nicht verraten, indem wir die Weiße Magie als Kriegswaffe missbrauchen und verderben."
"Nun gut", brummte Richard einlenkend, "Ich will mich nicht mit Euch darüber streiten, auch wenn ich der Ansicht bin, dass das eine sehr unpraktische Einstellung ist. Ich würde alles als Waffe gebrauchen, was mir zur Verfügung steht. Aber da Ihr meine Auftraggeber seid und mich für meine Dienste bezahlt, will ich Euch da nicht dreinreden. Es dürfte jedoch nicht zu viel von Euch verlangt sein, wenn Ihr mit Euren Zauberkräften ein wenig beim Feind spionieren würdet, damit wir wissen, was er vorhat. Außerdem wüsste ich gerne, warum die Armee von General Tameroth noch immer nicht über die Grenzberge gekommen ist. Ich muss wissen, warum der Thuronengeneral noch wartet, nachdem die Takmins besiegt sind."
"Wir werden es herausfinden", versprach Myrddin.
In diesem Augenblick ertönte draußen vor dem Ratsaal lautes Rufen und Stiefelgetrampel. Gleich darauf schlugen die Flügel der großen Eingangstür auf; ein grauhaariger Krieger in zantarischer Uniform wankte herein, gestützt von zwei Wächtern.
"Meister Gundahar!!" rief Byrgia erschrocken, "Was ist Euch widerfahren? Warum seid Ihr hier?"
Besorgt eilten sie und der Heerführer Andoran auf den Mann zu, der schwankend stehen geblieben war. Seine zur Faust geballte Rechte war auf die große Wunde in seiner Seite gepresst, sein Wams war dort blutdurchtränkt und sein Atem ging rasselnd und stoßweise. Jeder konnte sehen, dass der grauhaarige Krieger schwerverletzt war und sich nur noch mit letzter Kraft auf den Beinen hielt.
"Zantar wurde erstürmt und niedergebrannt !!" stieß er keuchend hervor, "Die alten Schulen sind zerstört; alle Schriften sind vom Feuer vernichtet. Und unsere Königin Zimenea starb mit den Kriegern ihrer Leibwache. Nur ich konnte entkommen, um Euch dies zu berichten."
Schlagartig war es im Saale
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