Die Zypressen von Cordoba
gewartet hat, so
wird sie eben noch ein wenig länger warten müssen. Ihr seid noch jung
und habt viele Jahre vor Euch, in denen Ihr den Ruhm genießen könnt,
den Euch Eure Entdeckung bringen wird. Ich jedoch spüre die Last meiner
Jahre schwer auf den Schultern und sehne mich danach, die Zeit, die mir
noch verblieben ist, frei von der Furcht zu verleben, die mich seit
meiner Kindheit verfolgt. Mir genügt es, nach meinem Tode als der
Herrscher geehrt zu werden, unter dessen Herrschaft die uralte Formel
wiederentdeckt wurde. Ihr müßt in meiner Nähe bleiben, Abu Suleiman.
Ihr habt mein Leben in Händen gehalten und mich nicht enttäuscht. Ich
brauche Euch jetzt und werde Euch mit der Zeit immer mehr brauchen.
Doch nun zu praktischen Angelegenheiten. Da dieser Sieg auch
der Eure ist, möchte ich mit Euch die Bedingungen für die Kapitulation
Ordoños besprechen. Binnen kürzester Zeit wird er um Frieden bitten,
und wir müssen darauf vorbereitet sein, damit wir ihm unsere
Bedingungen aufzwingen können, ehe er zuviel Zeit hat, sich von seiner
Niederlage zu erholen. Wir müssen entscheiden, wie viele Festungen er
uns übergeben muß und welche das sein sollen, müssen die Höhe des
jährlichen Tributes festlegen, den er uns zu entrichten hat, und die
Höhe des Lösegeldes für die Gefangenen, die wir gemacht
haben …«
»Ich denke, Ihr wäret gut beraten, wenn Ihr Eure spanischen
Feinde mit Großmut behandelt, um sie nicht zu Racheakten anzustacheln.
Frieden an den Grenzen im Norden ist unerläßlich, damit Ihr die
Angriffe der Fatimiden auf Eure Ländereien im Norden Afrikas
zurückschlagen könnt.«
»Diese finsteren barbarischen Festungen sind mir nicht so
wichtig wie das Geld der Christen. Ich brauche vor allem Geld, um einen
großen Feldzug gegen al-Mu'izz und seine berberischen Verbündeten in
Algerien zu führen. Wir reden morgen noch einmal darüber. Nun muß ich
mich in die Medina Azahara begeben, wo meine kleine Zahra schon auf
mich wartet – le repos du guerrier, mein
Freund. Oh, ich glaube, ich habe Euch noch nicht berichtet, daß sie
über meine erneuerte Manneskraft entzückt war, die zu großen Teilen auf
Eure Anweisungen zurückgeht.«
Da'ud wäre auch gerne zu Sari geeilt und hätte mit ihr den repos
du guerrier genossen, doch trotz der neuen Vertrautheit
zwischen ihnen, trotz des feinen Gespürs, das sie zeigte, indem sie all
seinen Wünschen zuvorkam und auf seine wechselnden Stimmungen einging,
hatte er nur wenig Hoffnung, daß sie ihm diese Freude je gewähren
würde …
11
L aßt bloß das hämische Grinsen von euren
unverschämten Gesichtern verschwinden!« brüllte Königin Toda von
Navarra die Gruppe von Adeligen, Stallmeistern und Dienern an, die
lustlos im Innenhof ihrer Festung in Pamplona warteten, um sie auf
einem der wilden Galoppritte zu begleiten, die sie sich gewöhnlich
gönnte, wenn sie von rasender Wut ergriffen war. »Ich dulde derlei
unverschämten Mangel an Respekt nicht, den ihr gegenüber meinem
geliebten Enkelsohn Sancho zeigt, dem rechtmäßigen Herrscher von Leon
und Kastilien. Augenblicklich mag er abgesetzt sein, doch ich schwöre
bei der Erinnerung an seinen armen toten Vater Ramiro II. und an seinen
armen verstorbenen Halbbruder Ordoño III. und bei den Häuptern meiner
noch am Leben verbliebenen Kinder, König Garcia von Navarra und seiner
Schwester Teresa, Sanchos Mutter, daß ich ihn wieder auf den Thron von
Leon setzen werde, wie viel es mich und das Königreich meines Sohnes,
Navarra, auch kosten mag.«
Während sie so sprach, hielten die Stallmeister Sancho bereits
zum vierten Male den Steigbügel. Erneut versuchte er sich in den Sattel
zu hieven. Sein Gesicht war vor Anstrengung scharlachrot angelaufen,
doch es fehlte ihm die Kraft in den schlaffen Muskeln, um das ungeheure
Gewicht seines Körpers in den Sattel zu heben. Geschlagen glitt er zu
Boden zurück und stand hilflos neben seinem lammfrommen und geduldigen
Pferd, die Beine vom Knie abwärts absurd nach außen gedreht, die
plumpen Arme kraftlos am Körper herabhängend, einen Ausdruck der
Verblüffung auf dem teigigen Gesicht. Eine Jammergestalt.
»Setzt Euren Arsch in Bewegung!« brüllte Toda die Stallmeister
an. »Wenn er sich nicht selbst in den Sattel heben kann, dann habt,
verdammt noch mal, ihr dafür zu sorgen, ihr unfähigen Trottel! Und ihr
Kerle da oben«, schrie sie den Wachen zu, die von den Zinnen des
Burgfrieds auf ihren Enkel heruntergrinsten, »wenn ich euch noch
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