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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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dämpften, nur noch ihre Unsicherheit. Die Tür zu Menahems
Zimmer stand ein wenig offen. Sie klopfte leise an und betrat den
düsteren Raum, ohne eine Aufforderung abzuwarten. Menahem hob den Blick
von seinen Urkunden und schaute sie mit unverhohlenem Erstaunen an.
    »Guten Morgen. Kann ich etwas für Euch tun?« fragte er höflich.
    »Ich denke schon«, antwortete Djamila mit strahlendem,
selbstbewußtem Lächeln. »Es geht um die wohltätige Schenkung, die Isaac
bar Simha hinterlassen hat.«
    »Eine nicht näher bezeichnete Spende, nicht wahr?«
    »Ihr seid sehr gut informiert.«
    »Das ist meine Aufgabe.«
    »Natürlich. Genau deshalb bin ich hier, weil der Zweck der
Spende nicht näher bestimmt wurde. Isaac bar Simhas drei Töchter
möchten die Mittel im Andenken an ihren Vater für den Anbau eines neuen
Flügels an das Waisenhaus für jüdische Mädchen verwenden, und sie
bitten um die Zustimmung meines Mannes für dieses höchst lobenswerte
Vorhaben.«
    »Aus meiner bescheidenen Kenntnis der
Gemeindeangelegenheiten«, antwortete Menahem vorsichtig, »ist mir
bekannt, daß allein der Vorsteher der Gemeinde den Nutznießer einer
nicht näher bezeichneten Schenkung bestimmt.«
    »Ich weiß. Deswegen möchte ich Euch bitten, die Sache so
vorzutragen, daß die Wünsche der Schwestern meinem Ehemann bekannt
werden und er sie wohlwollend in Erwägung zieht.«
    »Warum ich? Warum legen ihre Ehemänner nicht selbst einen
offiziellen Antrag dieser Art vor?« fragte Menahem, der inzwischen
vorsichtig geworden war.
    »Angesichts der langjährigen Freundschaft zwischen den
Familien Bar Simha und Ibn Yatom schien es mir einfacher, die
Angelegenheit direkt zur Sprache zu bringen.«
    »Warum wünscht Ihr dann meine Hilfe?«
    »Derlei Dinge werden am besten von Mann zu Mann besprochen«,
sagte Djamila leichthin.
    »Eure Bitte ist so ungewöhnlich wie der Wunsch der Schwestern
Bar Simha, den Nutznießer der Erbschaft ihres verstorbenen Vaters
selbst zu bestimmen. Ich bin nur Angestellter und dem Willen meines
Herrn in allen Dingen untergeordnet. Ich wiederhole noch einmal, daß es
bei den Ehemännern liegt, einen förmlichen Antrag an Da'ud ibn Yatom zu
stellen, und daß ich nicht befugt bin, diese Angelegenheit zur Sprache
zu bringen. Wenn sie, wie ich vermute, nur ungern von der hergebrachten
Tradition abweichen und nicht in die Vollmachten des Gemeindevorstehers
eingreifen wollen, dann schlage ich vor, redet Ihr am besten selbst mit
ihm.«
    »Die Männer von Córdoba neigen nicht dazu, die Wünsche einer
Frau in Betracht zu ziehen.«
    »Ebensowenig, wie sie kaum unausgegorene Vorschläge von seiten
ihrer Untergebenen erwägen«, konterte Menahem trocken und wandte sich
wieder dem Studium der Papiere zu, die vor ihm lagen.
    Da beugte sich Djamila vor, packte seine kantige Hand mit den
wenig gepflegten Nägeln und legte sie mit der Handfläche nach unten
neben ihre eigene bebende Hand.
    »Seht nur!« rief sie. »Seht nur, wie sich Eure Hand und die
meine ähneln! Beide sind sie groß und knochig, es sind muskulöse Hände,
die auf dem Land hart gearbeitet, geschuftet und gepflügt haben, um den
Lebensunterhalt zu verdienen. Wir sind beide Bauern, Wachs in den
Händen der Prinzen. Wer und was hat aber jenen die Macht gegeben, uns
so zu führen, als wären wir leblose Marionetten ohne eigenen Willen
oder eigene Meinung? Was kann der Vorschlag der Schwestern schon
schaden, daß Ihr Euch so fürchtet, ihn zu unterbreiten?«
    »Es geht nicht um schaden oder nicht. Ich brauche schlicht und
ergreifend die Schirmherrschaft Eures Gatten, um mein hebräisches
Lexikon und die Grammatik fertigzuschreiben. Ich kann es mir nicht
leisten, mir seinen Unmut zuzuziehen, indem ich mich gegen jegliche
Tradition stelle.«
    »Was Ihr doch für ein jämmerlicher Feigling seid!« beschimpfte
ihn Djamila, und Tränen der Verzweiflung brannten ihr in den Augen.
    Menahem hob den Kopf und schaute sie unverwandt an.
»Zweifellos, so lange diese Einstellung meinen Zwecken nützt. Aber, von
einem Bauern zum anderen gesprochen, sie währt vielleicht nicht ewig.«
    »Was währt vielleicht nicht ewig?« schnitt Da'uds Stimme wie
eine kalte Stahlklinge durch die Luft.
    Menahem und Djamila erbleichten, bestürzt über die Anwesenheit
ihres Herrn zu einer so ungewöhnlichen Stunde.
    »Was währt vielleicht nicht ewig?« wiederholte er eisig.
    In blinder Wut fuhr Djamila zu ihm herum. »Die Unterwerfung
der Frauen unter ihre Männer«, schrie sie ihm ins Gesicht,

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