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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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herbeigeführt. Keiner der Männer war aufgewacht, bis er ihnen mit Gift getränkte Tücher auf Mund und Nase gedrückt hatte. Und als sie die Augen aufschlugen, war es natürlich zu spät.
    Delbridge hatte darauf bestanden, dass es heute, wenn er den Kristall holte, ohne Mord abgehen musste, um die Polizei nicht auf den Plan zu rufen. Aber Lancing hatte es so aufgefasst, dass es keinen unnötigen Mord geben dürfte. Es wäre ja nicht seine Schuld, wenn Mrs Ravenglass oder ihre Haushälterin, die einzigen Bewohner des Hauses Nr 7, aufwachten, während er sich betätigte. Dann hätte er keine andere Wahl, als eine oder zwei Kehlen durchzuschneiden. Tatsächlich freute er sich darauf, Zwang anzuwenden, damit das Kristallmedium den Stein herausrückte. Anschließend müsste er sie töten. Man konnte doch keine Zeugen zurücklassen, oder?
    Kaum aber hatte er gesehen, wie der Hund Mrs Ravenglass an der Tür begrüßte, hatte er seine mitternächtlichen Einbruchspläne geändert. Seine paranormalen Kräfte machten ihn schneller als den Durchschnittsmenschen und schärften seine natürlichen Sinnesempfindungen. Dennoch war er immer noch ein Naturgeschöpf – wenn auch ein hoch entwickeltes  – und kein mit Zauberkräften begabtes oder übernatürliches Wesen. Schnelligkeit und Reflexe waren jenen seiner Artgenossen weit überlegen, doch war er nicht schneller oder besser ausgerüstet, um Jagdbeute zu stellen, als die anderen großen Raubtiere der Natur wie beispielsweise der Wolf.
    Der Hund von Mrs Ravenglass sah aus, als stamme er von Wölfen ab.

    Bezüglich seiner Chancen gegen ein solches Raubtier machte er sich keine Illusionen. Betrat er das Haus, würde der Hund ihn sofort wittern. Lancing bezweifelte, ob ein Messer, die Waffe, für die er sich entschieden hatte, gegen diese Zähne und raubtierhaften Reflexe etwas ausrichten würde. Selbst wenn es ihm glückte, den Hund zu töten, konnte das Biest die ganze Straße mit seinem Gebell aufwecken, ehe es verendete.
    Aber große Hunde brauchten ausgiebigen Auslauf, jedenfalls viel mehr, als das winzige Gärtchen hinter dem Haus oder der kleine Park boten. Früher oder später musste jemand aus dem Haus mit dem Tier einen langen Spaziergang unternehmen.
    Während er das Haus beobachtete, wurde die Tür geöffnet. Die Haushälterin erschien. Sie trug ein graues Kleid, feste Schuhe und ein Häubchen. In einer Hand hielt sie das Ende einer Leine, das andere Ende des langen Lederriemens war am Halsband des Wolfshundes befestigt.
    Als Haushälterin und Hund die unterste Eingangsstufe erreicht hatten, blieb das Tier abrupt stehen und blickte mit gespitzten Ohren über die Straße in den Park. Der Hund starrte Lancing unverwandt an. Der Blick des Tieres hatte etwas Eindringliches an sich, eine nervtötende Stetigkeit, so dass die Haushälterin sich umdrehte, um zu sehen, was seine Aufmerksamkeit fesselte.
    Lancing schob sich den Hut schräg ins Gesicht und schirmte seine Züge ab, während er dem anderen Ende der Straße zustrebte.
    »Komm schon, Fog.« Die Haushälterin zerrte an der Leine.
    Widerstrebend trottete der Hund ihr nach.
    Lancing atmete auf, ging aber weiter, bis er das Ende des
Parks erreicht hatte. Erst dann gestattete er sich einen Blick über die Schulter. Haushälterin und Hund waren um die Ecke verschwunden.
    Kurz darauf betrat Lancing das Gärtchen hinter Nummer 7. Er holte seinen Dietrich hervor. Jetzt hatte er das Haus für sich und jede Menge Zeit für die Suche nach dem Kristall.

13
    »Die Träume werden zunehmend lebendiger, Mrs Ravenglass.« Harold Morton lehnte sich ein wenig weiter über den Tisch. Im Licht des schimmernden grünen Kristalls glitzerten seine Augen vor Erregung. »Dr. Goodhew erklärte, dass dies auf einen Stau männlicher Körpersäfte zurückzuführen sei.«
    Leona sah ihn durch den schweren schwarzen Schleier an, den sie immer trug, wenn sie Klienten empfing. Es war Onkel Edwards Idee gewesen, dass sie bei ihrer Arbeit mit dem Kristall in Witwentracht auftreten sollte. Zu Beginn ihrer Karriere hatten der Schleier und das züchtige schwarze Kleid dazu gedient, ihre Jugend zu verbergen. Sie war sechzehn gewesen, als sie professionell als Kristallmedium begonnen hatte. Onkel Edward hatte erklärt, dass nur wenige Klienten der Erfahrung und den Talenten einer so jungen Person trauen würden.
    Doch auch als sie älter wurde, hatte er darauf bestanden, dass sie diese Pose beibehielt. »Es verleiht der ganzen Sache eine Aura des

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