Dieb meines Herzens
Freunde. Er war mir wegen der Arbeit mit Mr Pierce sehr dankbar. Auch Pierce war mit dem Ergebnis meiner Arbeit sehr zufrieden.«
»Pierce leidet an Albträumen?«, fragte Thaddeus. Seine Neugierde schärfte den Ton der Frage.
Sie lächelte kühl. Er war nicht der Einzige, der ein Geheimnis für sich behalten konnte.
»Ich bespreche die Natur der Leiden meiner Klienten nicht mit Außenstehenden, es sei denn der Klient billigt es ausdrücklich«, sagte sie.
Thaddeus’ Kinnmuskeln spielten. Er mag es nicht, wenn ihm etwas in die Quere kommt, dachte sie. Er aber neigte den Kopf in einem kurzen, brüsken Nicken.
»Ich verstehe«, sagte er. »Ich nehme an, Pierce war es, der Ihnen verriet, dass Delbridge den Kristall gestohlen hatte?«
»Ja. Nach mehreren Sitzungen mit mir war er von meinen Fähigkeiten als Kristallmedium überzeugt. Eines Nachmittags fragte er mich beiläufig, ob ich jemals vom Aurora-Stein gehört hätte, da Gerüchte im Umlauf waren, der Stein wäre gestohlen worden. Ich war total überrascht zu hören, dass der Kristall nach so langer Zeit wieder aufgetaucht war.«
Thaddeus runzelte die Stirn. »Was meinen Sie mit aufgetaucht ?«
»Er wurde meiner Mutter gestohlen, als ich sechzehn war.« Ihre Hand verharrte reglos auf Fogs Kopf. »Ich war immer überzeugt, dass sie deswegen ermordet wurde.«
»Ich verstehe.«
»Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, ihn jemals zu finden. Überflüssig zu sagen, dass ich wie vom Donner gerührt war, als Mr Pierce die Gerüchte erwähnte. Als er merkte,
wie wichtig diese Eröffnung für mich war, stellte er neue Ermittlungen an und erfuhr, dass vermutlich Delbridge der Dieb war. Sofort ging ich daran, Pläne zu schmieden.«
»Um den Kristall zu stehlen?«
»Um mir mein gestohlenes Eigentum wieder anzueignen«, sagte sie kalt. »Als Mr Pierce und Adam klar wurde, dass es mir ernst war, in Delbridges Landsitz einzudringen und dort nach dem Stein zu suchen, bestanden beide darauf, dass Adam mich begleitet.«
Thaddeus runzelte die Stirn. »Mich wundert, dass Pierce mit seinen Verbindungen nicht anbot, den Stein für Sie zu entwenden.«
»Das tat er, doch ich erklärte ihm, dass ich als Einzige den echten Aurora-Stein identifizieren könnte. Jedenfalls hielt Mr Pierce Delbridge für nicht annähernd so gefährlich, wie er in Wahrheit ist. Delbridge gilt als exzentrischer Sammler. Wer hätte gedacht, dass er auch Chemiker ist und obendrein so bösartig, dass er Drogenmischungen herstellt, die einen Menschen in den Wahnsinn treiben können.«
Thaddeus blickte aus dem Fenster auf den stillen kleinen Park auf der anderen Straßenseite. »Das ist einer der merkwürdigsten Aspekte seiner Tätigkeit. Bislang gab es keinen Grund, in Delbridge etwas anderes zu vermuten als einen besessenen Sammler. Ich bezweifle sehr, ob er allein imstande war, diese Halluzinationen hervorrufenden Gasmischungen herzustellen.«
»Sie glauben, dass er einen Komplizen hatte?«
»Es scheint die einzige logische Erklärung zu sein. Vielleicht hat er sogar mehrere. Ich vermute, dass er auch einen höchst raffinierten Killer engagierte, einen, der sein Handwerk an mindestens zwei Prostituierten übte. Beide starben auf dieselbe Art wie die Frau in Delbridges Haus.«
Entsetzen erfasste sie. »Meinen Sie damit dieses Ungeheuer, das die Presse Mitternachtsmonster nennt?«
»So ist es, Miss Hewitt. Begreifen Sie endlich, in welcher Gefahr Sie schweben?«
Erschüttert konnte sie ihn nur stumm anstarren. Schließlich fand sie ihre Sprache wieder.
»Ja«, hauchte sie. »Ja, ich sehe es ein. Das Mitternachtsmonster in den Diensten Lord Delbridges … nahezu unglaublich.«
»Das einzig Vernünftige ist es, mir den Kristall zu überlassen, damit ich ihn der Arcane Society zur Aufbewahrung geben kann, bis die Angelegenheit sich klärt. Ich werde dafür sorgen, dass Sie Gelegenheit bekommen, Ihren Anspruch auf den Stein vor dem Großmeister der Society zu begründen. Das verspreche ich.«
Na, das wird mir viel nützen, dachte sie beklommen. »Danke«, brachte sie höflich heraus.
»Ich darf auch hervorheben, dass Sie nicht allein sich selbst gefährden, wenn Sie den Kristall behalten«, sagte Thaddeus leise. »Solange der Stein in Ihrem Besitz ist, befindet auch Mrs Cleeves sich in Gefahr.«
Sie erstarrte. »Was meinen Sie damit?«
»Wenn Seine Lordschaft einen Killer engagiert hat, wie ich vermute, bezweifle ich sehr, ob der Schuft zögern würde, Ihre Haushälterin ins Jenseits zu
Weitere Kostenlose Bücher