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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Kristall und ein paar unaufgeklärte Morde am Hals hatte. Der Tag schien gut anzufangen. Die Sonne beschien bereits den Garten. Allmählich fragte er sich, ob es mit diesem positiven Denken etwas auf sich hatte.
    Nun aber regte sich in ihm das Gefühl, Victoria stünde im Begriff, seine neu gefundene optimistiche Einstellung zu verändern.
    Er stand auf. »Guten Morgen, Tante Vicky. Du bist heute aber zeitig auf den Beinen.«
    »Das bin ich immer.« Sie trat ein und setzte sich vor den Schreibtisch. »Du weißt doch, dass ich an Schlaflosigkeit und unangenehmen Träumen leide.«
    »Vielleicht könntest du dieses Problem mit Miss Hewitt besprechen. Sie hat viel Erfahrung in diesen Dingen.«
    »Zufällig ist Miss Hewitt der Grund, der mich heute zu dir führt.«
    Er setzte sich und faltete die Hände auf der Schreibtischplatte. »Das befürchtete ich. Sicher wird es nicht lange dauern. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich wollte jetzt frühstücken und muss anschließend ein paar Dinge erledigen.«
    »Das Frühstück«, sagte sie kühl, »ist der Grund meines Hierseins, Sir.«

    »Stimmt etwas nicht mit dem Frühstück?«
    »Leona bat das Mädchen, es ihr auf das Zimmer zu bringen.«
    Victoria erwartete sichtlich, dass diese Nachricht ihn am Boden zerstörte. Er überlegte kurz und suchte nach einer Falle. Er wusste, dass es eine gab, konnte sie aber nicht erkennen.
    »Ich verstehe«, sagte er. Er hatte schon vor langer Zeit festgestellt, dass dies die nützlichste Antwort war, wenn man völlig verdutzt war. »Vielleicht zieht Miss Hewitt das Alleinsein am Morgen vor.«
    Victorias Schultern waren stocksteif. »Ich bin sicher, dass sie das Alleinsein sucht.«
    Ein Aufflackern von Beunruhigung durchzuckte ihn. »Soll das heißen, dass sie sich nicht wohlfühlt? Gestern erfreute sie sich bester Gesundheit. Hat sie Fieber? Ich werde sofort den Arzt kommen lassen.«
    »Ein Arzt ist nicht nötig«, sagte Victoria scharf.
    Verdammt. Es musste sich um eines dieser weiblichen Leiden handeln, die monatlich zu einer gewissen Zeit auftraten. Wenn dies aber der Fall war, warum kam Victoria damit zu ihm? Frauen besprachen diese Dinge nicht mit Männern. Das ganze Thema war für sein eigenes Geschlecht ein großes Geheimnis. Er selbst hatte davon nur deshalb eine Ahnung, weil er als etwa Dreizehnjähriger, von unersättlicher Neugierde auf die weibliche Anatomie geplagt, von seinem Vater eines Tages bei der Lektüre eines alten medizinischen Textes und zweier Handbücher für die Liebeskunst ertappt worden war, die er in der riesigen Bibliothek der Familie versteckt entdeckt hatte.
    Das medizinische Werk war in schauderhaft bombastischem, nahezu unverständlichem Latein abgefasst, während
die aus China stammenden Handbücher sich als völlig unlesbar entpuppten, jedoch detaillierte Illustrationen aufwiesen, so exakt und exquisit ausgeführt wie jene in den botanischen Werken, die in der Sammlung seines Vaters vorherrschten.
    »Wie ich sehe, haben sich deine intellektuellen Interessen neuerdings ausgeweitet «, hatte sein Vater gesagt und die Tür geschlossen. »So viel zu dem neuen Aquarium, das ich letzte Woche für dich kaufte. Es wird Zeit für ein ernstes Gespräch .«
    Das lateinische medizinische Werk und der illustrierte Ratgeber befanden sich noch immer hier in der Bibliothek. Er hatte die Absicht, sie eines Tages seinem eigenen Sohn in die Hand zu drücken.
    Er blickte Victoria an. »Ich verstehe nicht recht, was du nun von mir erwartest, Tante Vicky.«
    Sie schob ihr Kinn drohend vor. »Ich verhehle nicht, dass ich ziemlich befremdet war, als du gestern Miss Hewitt ins Haus brachtest.«
    Er erstarrte. »Eines wollen wir sofort klarstellen. Du bist meine Tante, dir gelten meine Zuneigung und mein Respekt, doch ich werde nicht zulassen, dass du Miss Hewitt beleidigst.«
    »Pah, sie jetzt zu beleidigen, ist sinnlos. Der Schaden ist schon angerichtet.«
    Wut und der Schauer eisigen Schuldbewusstseins durchschnitten ihn. »Um Himmels willen, wovon sprichst du?«
    »So gefühllos kannst du nicht sein, Thaddeus. Ich kenne dich von Kindesbeinen an und hatte von dir eine bessere Meinung.«
    »Du beleidigst mich und nicht Leona?«
    »Glaubst du, dass ich und alle anderen in diesem Haus, angefangen von Mr und Mrs Gribbs, über die Köchin bis
hin zur kleinen Mary, dem neuen Mädchen für alles, nicht wissen, was letzte Nacht draußen im Gewächshaus vor sich ging?«
    Er war wie vom Blitz getroffen. »Alle waren schon zu Bett

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