Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
aufzublicken.
»Bitte, bedanken Sie sich für mich bei der Köchin.«
    Er verschränkte die Arme und lehnte eine Schulter an den Türstock.
    »Du kannst ihr persönlich danken«, sagte er.
    Sie zuckte zusammen und drehte sich mit großen Augen um.
    »Thaddeus … was willst du?«
    »Eine gute Frage. Man gab mir zu verstehen, du hättest dir das Frühstück auf dein Zimmer bringen lassen, weil du Tante Victoria beim Frühstück nicht gegenübertreten könntest, ganz zu schweigen von einer Konfrontation mit dem Personal.«
    »Guter Gott, was für ein Unsinn.«
    »Es wurde angedeutet, dass du dir hier einsam und allein die Augen aus dem Kopf weinst, weil du glaubst, du wärest ruiniert.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wer sagte das?«
    »Meine Tante.«
    Leona zuckte zusammen. »Ich verstehe. Sicher meinte sie es gut. Wie peinlich.«
    »Für uns beide.«
    Sie blinzelte. »Was meinst du damit?«
    »Du bist nicht die Einzige, deren Ruf hier auf dem Spiel steht. Offenbar zogen meine Tante und die Dienstboten den voreiligen Schluss, dass ich letzte Nacht deine Situation ausnützte.«
    »Ich verstehe.« Sie klappte das Tagebuch vorsichtig zu. »Meine Entschuldigung, Sir. Ich hatte ja keine Ahnung, dass um etwas so Simples wie den Wunsch, das Frühstück aufs Zimmer zu bekommen, so viel Aufhebens gemacht wird. Ich ziehe mich sofort an und komme hinunter.«

    »Danke. Ich bin nicht sicher, dass dies meinen Ruf retten wird, aber wenigstens werde ich ihnen allen nicht allein gegenübertreten müssen.«
    Sie lächelte. »Ich bin sicher, dass du der Situation gewachsen wärest, wenn es darauf ankäme.«
    »Vielleicht. Aber ich könnte mir andere Dinge denken, die ich lieber täte.«
    »Zum Beispiel?«
    »Mir ein paar Zähne ziehen lassen.«
    Sie lachte.
    »Noch etwas«, sagte er und richtete sich auf.
    »Ja.«
    »Ehe wir der Jury beim Frühstück gegenübertreten, möchte ich mit dir in der Bibliothek sprechen.«
    Ihre Miene hellte sich auf. »Du hast Neuigkeiten vom Kristall?«
    »Nein. Ich habe ein paar Fragen an dich.«
    Sie drehte sich binnen eines Herzschlags um. »Was für Fragen?« Ihr Ton verriet Wachsamkeit.
    »Kurz bevor meine Tante mich zur Rettung deiner Tugend zur Rede stellte, dämmerte mir, dass du wahrscheinlich mehr über die jüngste Geschichte des Aurora-Steins weißt als alle anderen. Sicher mehr als Caleb Jones oder ich. Der letzte verbürgte Bericht, den wir fanden, datiert von vor fast vierzig Jahren. Du hast den Stein zuletzt gesehen, als du sechzehn warst. Das muss zehn oder elf Jahre zurückliegen, stimmt’s?«
    »Elf.« Ein verschlossener, zurückhaltender Ausdruck dämpfte das Licht in ihren Augen. »Ich wüsste nicht, was ich dir Brauchbares sagen könnte.«
    »Ich auch nicht. Eines habe ich im Laufe meiner Karriere als Ermittler freilich gelernt: Zuweilen kann sich auch
das kleinste Stückchen Information als nützlich erweisen. Du bist der einzige Mensch, der meines Wissens mit dem Aurora Stein umgehen kann. Das verleiht dir eine besondere Einsicht. Ich möchte jede Einzelheit deiner Familiengeschichte durchgehen, die deine Karriere als Kristallmedium berührt.«
    Eine schreckliche Reglosigkeit erfasste sie. »Jede Einzelheit? Ist das wirklich nötig?«
    »Ich denke schon. Meine Ermittlungsmethode ist etwas primitiv. Ich nenne sie die Nadel-im-Heuhaufen-Suche, doch ist sie bemerkenswert produktiv. Das Sammeln von möglichst viel Informationen ist die Grundlage dieser Methode.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich warte unten auf dich.«
    Leise schloss er die Tür und ging den Korridor entlang zur Treppe, von der Frage bewegt, warum seine Worte in Leona ein Flämmchen der Panik entzündet hatten.

21
    Sie wählte ihr strengstes Kleid, das rostbraune mit den dunkelgoldenen Streifen, und steckte ihr Haar zu einem festen Knoten auf. Als sie ihr Spiegelbild betrachtete, war sie nicht sehr erbaut. Ein Jammer, dass sie keinen Vorwand fand, dazu einen ihrer mit dichten Schleiern drapierten Hüte zu tragen. Das Wissen, dass Thaddeus ihr Gesicht nicht sehen konnte, hätte ihr die Sache erleichtert. Aber geholfen hätte es auch nicht unbedingt.
    Letzte Nacht hatte sie gewusst, dass dieser Tag vielleicht
kommen würde. Doch gemäß ihrer Philosophie des positiven Denkens hatte sie sich gesagt, dass sie an diese Möglichkeit nicht weiter denken wollte.
    Sie vernahm ein leises Winseln von irgendwo draußen auf dem Gang. Als sie die Tür öffnete, stieß sie auf Fog, der auf sie wartete. Er betrachtete sie intensiv mit seinen

Weitere Kostenlose Bücher