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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Wolfsaugen, als spüre er ihren Kummer und biete ihr Trost.
    Sie tätschelte ihn und streichelte die spezielle Stelle hinter seinen Ohren. »Mach dir um mich keine Sorgen. Mr Ware wird zweifellos ein wenig geschockt sein, wenn ich ihm sage, wer ich wirklich bin, doch das spielt keine Rolle. Wichtig ist jetzt die Suche nach dem Kristall. Wir müssen ihn unbedingt zurückbekommen. Sollte ich eine Information besitzen, die mithilft, den Stein aufzuspüren, werde ich ihm alles sagen, was ich weiß.«
    Sie ging den Gang entlang, Fog an ihrer Seite. Am oberen Treppenabsatz sah sie Mary. Das rundliche kleine Mädchen, das die Treppe trotz des schweren Tabletts mit großem Elan erklomm, war von einer Aura kaum unterdrückter Erregung umgeben.
    Sie bemerkte Leona und hielt verwirrt mitten im Schritt inne.
    »Haben Sie Ihre Absicht geändert, Madam?«, fragte sie.
    »Ja, allerdings.« Leona zwang sich zu einem strahlenden Lächeln. »Der Morgen ist wundervoll, viel zu schön, um ihn allein mit Lektüre auf meinem Zimmer zu verbringen. Ich esse lieber mit den anderen.«
    Marys Miene sank zu unverhüllter Enttäuschung zusammen.
    »Ja, Madam«, murmelte sie.
    Niedergeschlagen ging sie die Treppe zurück hinunter und verschwand in Richtung Küche.

    Ich nahm ihr den Wind aus den Segeln, dachte Leona. So viel also zur Versorgung der Haushälterin, der Köchin und des übrigen Personals mit Tratsch über den armen Hausgast, der vergangene Nacht vom Hausherrn kompromittiert worden war. Die Dame war kein gedemütigtes, welkendes Veilchen, das sich vor der Welt in ihrem Schlafzimmer verbarg. Sie war eine Frau von Welt.
    Die kleine Szene hob ihre Stimmung auf wundersame Weise. Kerzengerade schritt sie die Treppe hinunter und hielt kurz in der offenen Tür zur Bibliothek inne.
    »Ich hoffe, dass es nicht lange dauern wird, Mr Ware«, sagte sie mit ihrer besten Bühnenstimme in der Hoffnung, sie wäre bis in die Küche zu hören. »Ich bin sehr hungrig und freue mich auf das Frühstück.«
    Thaddeus legte eine Schreibfeder aus der Hand und stand auf. Belustigung umspielte seinen Mund.
    »Gar nicht lang, Miss Hewitt. Ich habe es ebenso eilig, an den Frühstückstisch zu kommen. Mein Appetit scheint heute besonders gut in Form zu sein, wahrscheinlich, weil ich letzte Nacht so gut schlief.«
    Er musste die Stimme nicht erheben, um sicher zu sein, dass sie weit zu hören war, er musste nur etwas mehr Energie aufwenden. Seine Worte erfüllten den Raum und hallten im Korridor wider. Fog erstarrte leise winselnd.
    Leona sah Thaddeus entrüstet an und senkte die Stimme. »Hör auf mit der Angeberei.«
    »Verzeih.« Er ging durch die Bibliothek und schloss die Tür hinter ihr. »Ich folgte nur deinem Beispiel. Mir fiel auf, dass du zuweilen ein gewisses Faible für Theatralik zeigst.«
    Sie wusste, dass sie errötete, doch bis er an den Schreibtisch zurückgekehrt war, hatte sie sich gesetzt und gefasst
und die Falten ihres Rockes fein säuberlich geordnet. Fog streckte sich neben ihren Füßen aus.
    Thaddeus ließ sich schräg auf der Kante des Schreibtisches nieder, einen Fuß auf den Boden stützend. Die Belustigung, die kurz seine Miene erhellt hatte, verschwand und wich einem ernsten, intensiven Ausdruck.
    »Berichte mir alles, was du über den Kristall weißt«, bat er. »Und über die Beziehung deiner Familie zu ihm.«
    »Meinen Vater kannte ich nicht«, begann sie. »Er starb, als ich noch ganz klein war. Mutter und Großmutter, die mich aufzogen, ernährten sich und mich durch die Arbeit mit Kristallen. Die Frauen meiner Familie besaßen immer schon die Gabe dafür. Mutter und Großmutter verschafften sich damit ein angenehmes Leben. Sicher weißt du, dass seit einigen Jahren alles Übersinnliche hoch im Kurs steht.«
    »Und anders als die Scharlatane und Betrüger, die zweifelhafte Auftritte liefern, waren deine Mutter und Großmutter echte Medien und konnten wirklich mit Kristallen arbeiten.«
    »Als ich dreizehn wurde, machte sich meine eigene Gabe bemerkbar, es wurde klar, dass ich das Talent zum Kristallmedium geerbt hatte. Mutter und Großmutter brachten mir nun die Feinheiten des Gewerbes bei.«
    »Waren sie Mitglieder der Arcane Society?«, fragte Thaddeus.
    »Nein.« Sie hielt inne und wählte ihre nächsten Worte sehr bedachtsam. »Sie wussten von der Existenz der Society, bewarben sich aber nie um die Mitgliedschaft.«
    »Warum nicht?«
    »Ich glaube, sie sahen keinen Sinn darin«, erklärte sie glatt. »Die Society sah auf

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