Diebesgeflüster - Band 3
würde seine Haut retten können.
»Es könnte auch ein Erdbeben gewesen sein.«
Im selben Moment, als Fabrizio das sagte, krachte ein Gitter herunter. Es ersetzte die Mauer, die Nuccio eben noch eingeschlagen hatte. Erschrocken sprang Fabrizio auf. Constantino rannte panisch zu den Metallstäben.
Wir waren gefangen.
»Es klickt«, wiederholte ich leise Elisas Worte. Jetzt wussten wir auch, warum es geklickt hatte.
»Nuccio, kannst du die Eisenstäbe bersten lassen?«, schrie Fabrizio. Eine Sorgenfalte hatte sich auf seiner Stirn gebildet.
Unser Freund versuchte sein Glück. Er zog und drückte, so fest er konnte. Das Eisen bewegte sich immer wieder wenige Millimeter, doch niemals weit genug, als dass es uns frei lassen konnte. Nuccio gab auf. Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
»Na gut, dann muss es eben anders gehen. ADA!!«
Endlich reagierte sie. Zögerlich drehte sie sich zu Fabrizio um.
»Ada«, sagte dieser nun etwas sanfter, »wo ist der Gral? Du hast ihn doch gesehen, nicht wahr?«
Adas Finger wanderte in die Höhe. »Da oben ist er.« Ich hasste ihre monotone Stimme, die mir eine Gänsehaut über den gesamten Körper laufen ließ.
Unsere Augen wanderten in die Höhe. Ich konnte nicht wirklich sagen, dass ich etwas erkannte, denn der Schein unserer Fackel reichte bloß zu den Kapitellen der Säulen.
»Dort oben hängt eine Kiste. Sie ist mit einem Tau da oben angebracht«, berichtete uns Elisa. »Anscheinend ist die Kiste direkt mit dem Gitter verbunden. Also, wenn wir die Kiste herunterbekommen, wird das Tor gleichzeitig nach oben gezogen.«
»Dann müssen wir ja nur noch an die Kiste herankommen«, meinte ich sarkastisch.
»Richtig.« Elisa sah mich an.
Ihr Blick schien mich zu durchlöchern. Wusste sie, was ich getan hatte? Hatte sie mich durchschaut?
»Nuccio, kannst du Ada hochwerfen? Wenn sie sich an dem Tau festhält, könnte das Gewicht ausreichen …«, überlegte Fabrizio.
»Vergiss es! Ada ist viel zu leicht. Wir sollten den Schwersten von uns nehmen – ich meine: Das da ist ein Eisengitter. Woher hat es überhaupt gewusst, dass wir hier drinnen sind, oder hat es jemand runterfallen lassen?«, fragte Constantino.
»Ich nehme an, der Mechanismus wurde ausgelöst, indem wir die Wand eingeschlagen haben.« Elisas Blick blieb an mir kleben wie zähflüssiger Honig. Sie machte mich nervös. Wusste sie es? Wusste sie, dass ich in Wirklichkeit keiner von ihnen war?
»Nuccio, schaffst du es, Adalgiso in die Luft zu werfen?«
Ich sollte durch die Luft geschleudert werden? Entsetzt starrte ich Fabrizio an. Er beachtete mich nicht. Nuccio betrachtete mich abschätzig, bevor er nickte.
Ich wollte nicht. Was war, wenn ich von dort oben abstürzte?
»Gut. Adalgiso, halte dich am Tau fest. Wenn die Kiste hier unten ist und wir den Gral herausgenommen haben, füllen wir die Truhe mit Steinen von der Mauer.«
Ich hatte keine Zeit, um Fabrizio zu widersprechen. Nuccio packte mich bereits an der Hüfte und hob mich wie ein kleines Kind hoch. Verzweifelt strampelte ich mit meinen Füßen, aber der bärenstarke Mann ließ nicht los. Ehe ich mich versah, flog ich wie ein Vogel durch die Luft. Haltsuchend griff ich nach dem Tau, doch ich bekam es nicht zu fassen und augenblicklich stürzte ich Richtung Boden. Er kam immer näher. Ich schrie.
Die Luft wurde aus mir herausgepresst. Nuccios Arme hielten mich sicher. Ich spürte sie hart an meinen Rippen.
»Geht es dir gut?«, fragte Fabrizio.
Ich nickte, obwohl mir die Tränen in den Augen standen.
»Dann probieren wir es noch einmal.«
Meine Finger krallten sich an Nuccios Armen fest. Er löste sie sanft. Nein, bitte nicht. Doch ich brachte die Bitte nicht über meine Lippen. Nuccio warf mich ein zweites Mal in die Höhe.
Diesmal packte ich das Tau.
Die Erde zog mich zu sich hinab. Obwohl ich das Gefühl hatte, meine Arme würden beinahe aus den Schultern reißen, hielt ich fest. Ich ließ nicht los. Vorsichtig setzte ich meine Füße auf die Kiste. Wir sanken hinab – die Truhe und ich. Wir näherten uns immer weiter den Fliesen. Das Gitter, das uns den Weg versperrt hatte, setzte sich in Bewegung. Langsam machte es den Weg frei. In derselben Geschwindigkeit, wie wir sanken, erhob es sich.
»Constantino! Es kommt jemand, fang sie an der Weggabelung ab und schicke sie weg«, rief Elisa unter mir.
Constantino nickte kurz, kroch unter dem Gitter hindurch und war verschwunden.
»Nuccio, hol Steine!«
Er gehorchte Fabrizio. Auch er
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