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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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Vater oder gar der Papst selbst. Ich wollte ihnen aus der Armut helfen. Sie sollten frei leben können. Frei, dankbar und glücklich. Deswegen stahl ich mit ihnen wertvolle Gegenstände, die andere Leute gar nicht brauchten. Ich verteilte Wertsachen, um meinen Freunden zu helfen. Und wenn ich bei ihnen war, war ich glücklich, dann war ich ein anderer Mensch. Hier unter den Geistlichen fühlte ich mich fremd.
    »Herr, ich habe gesündigt. Vergib mir!«, flüsterte ich mit gesenkten Haupt.
    Starker Wind wehte durch mein Zimmer. Eine Fensterklappe war aufgegangen. Ich stand auf, um sie zu schließen. Der Wind roch nach Regen, nach dem sich alle Menschen hier in dieser Stadt sehnten. Regen, der ihre Sorgen für einen kurzen Moment wegschwemmte, der die Blumen und Felder wieder gedeihen ließ und einen Neuanfang schaffte. Ich liebte den Regen, nach dem die Welt wie neu geboren aussah.
    Ich erreichte das Fenster und musste stocken. Eine goldene Schale stand auf dem Fenstersims. In den letzten Strahlen der untergehenden Sonne funkelten Edelsteine, die ihren bunten Schein auf die Steine warfen. Hastig blickte ich in den Garten, doch dort war niemand zu sehen.
    Mit zitternden Fingern ergriff ich den Heiligen Gral und stellte ihn auf meinen Schreibtisch. In der Schale lag ein Stück Pergament. Es musste von Elisa sein. Ich hatte gar nicht gewusst, dass sie schreiben konnte.
    Ich nahm den Brief und entfaltete ihn.
An den Bischof Fabrizio
Es tut mir aufrichtig leid, dass ich euch vor wenigen Tagen im Stich lassen musste. Doch mir blieb in Anbetracht der lauernden Gefahr keine andere Möglichkeit. Wenn du das hier liest, bedeutet dies, dass ihr den Aufpassern entkommen seid. Das freut mich wahrhaftig.
Nun bin ich euch jedoch eine Erklärung schuldig: Wie ihr alle wisst, ist mein Wesen von Natur aus sehr misstrauisch. Ich konnte es nicht lassen, unserem neuen Mitglied Adalgiso Tozzi etwas nachzuspionieren. Er hat sich wirklich unauffällig verhalten, doch am letzten Tag traf er sich mit einigen seiner Mitarbeiter. Ich hörte ihr Gespräch und Adalgisos Aufforderung, uns vor der Sixtinischen Kapelle aufzulauern.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Du hättest mir sicherlich nicht geglaubt, Fabrizio. Du hast Adalgiso bereits vertraut. Doch ich konnte unter keinen Umständen zulassen, dass der Heilige Gral in die Hände der Aufpasser fällt. Vielleicht hätten sie den Gral zurück zu dem Papst gebracht – aber dessen bin ich mir nicht sicher. Was mir allerdings mehr am Herzen liegt, sind unserer Freunde. Ich entschied mich dafür, euch den Gral wegzunehmen und ihn euch später wieder zukommen zu lassen.
Nach einigen Gesprächen, die ich unter größter Sorgfalt führte, denke ich, dass der Erlös des Grals für ein Haus reicht, in dem Nuccio, Ada, Constantino und dessen Schwester, die er vergeblich vor uns geheim gehalten hat, leben können. Dann müsste Nuccio seine Miete nicht mehr zahlen und die Übrigen würden nicht länger auf der Straßen leben müssen.
Ich bitte dich darum, Fabrizio, das zu arrangieren.
Mir ist bewusst, dass du niemals auch nur den kleinsten Teil der gestohlenen Güter für dich behalten hast, und ich weiß, dass du es nun auch nicht tun wirst. Ich selbst benötige auch keine Entlohnung. Ich habe endlich meine Bestimmung gefunden. Es ist freilich nicht die bequemste Art und Weise zu leben, doch sie macht mich glücklich und beruhigt mich. Aus diesem Grund verlange ich, nie wieder von dir aufgesucht und zu waghalsigen Plänen überredet zu werden. Ich bitte dich, dies zu akzeptieren.
Gott möge dich behüten
Schwester Madelena
    Vollkommene Ruhe breitete sich in mir aus. Der Regen prasselte gegen die Fensterabdeckungen. Ich atmete durch. Ein. Aus. Ein. Aus.
    Schwester Madelena … Woher wusste sie, dass ich Bischof war? Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, hätte ich wissen müssen, dass sie mich kannte. Dass mich eigentlich alle aus meiner Bande kannten. Denn sie waren gut. Die Besten. Die Unsichtbaren.
    Nun gut, es sollte so kommen, wie Elisa es verlangte. Ein Haus für Nuccio, Ada, Constantino und dessen Schwester. Das sollte zu schaffen sein.
    Ich packte den Heiligen Gral in einen Beutel. Noch heute Nacht würde ich ihn verkaufen und meinen Freunden das Tor in ein neues Leben öffnen. Nein, Gott konnte mir nicht böse sein, dass ich den Reichtum des Papstes gebrauchte, um anderen zu helfen.
    Nach diesem Beschluss kniete ich mich wieder auf die Bank und begann zu beten. »Pater noster, qui es in

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