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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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Die Soldaten würden Angst bekommen und ihren Wagemut verlieren, wenn das Symbol des Kampfes noch vor der Kriegserklärung wie von Geisterhand verschwand.
    Der Großfürst wollte es als Beweis in Händen halten. Doch wichtig war nur, dass es sich nicht länger in Tespins Hald befand. Wären die Brüder nicht in Lebensgefahr, Tebby hätte das Banner einfach verbrannt.
    So aber kletterte sie auf den Altar, streckte sich und zog an dem kunstvoll bestickten Stoff, der mit Metallklammern an der unverputzten Mauer befestigt worden war.
    Geflügelte Löwen in Silberfäden auf schwarzem Grund, viel Rot, leuchtend wie Blut. Mehr Schwerter und Ritterhelme als zierende Bordüre um die schwingenbewehrten Raubkatzen herum.
    Das Kriegsbanner eines Reichs.
    »Und was, kleiner Pfaffe, denkst du, tust du da?«
    Tebby musste ein erschrockenes Keuchen unterdrücken. Ihre Hände krampften, die Arme ruckten, und das Banner sank wie eine Wolke herab. Tebby raffte den Stoff instinktiv an sich und wirbelte herum.
    Blaue Seide schimmerte als erster Eindruck, darüber ein markantes Gesicht, das unwirklich vertraut erschien. Doch die Linen waren tiefer in die sonnengebräunte Haut gegraben, die Augen blickten unter grauen Brauen hervor, die buschiger wirkten als noch vor einigen Tagen. Nicht der gleiche Mann, aber die Erkenntnis, dass der Fürst und dieser hochgewachsene Mann sich zum Verwechseln ähnlich sahen, raubte Tebby den Atem.
    »Oh, ich korrigiere mich. Ein Mädchen. In Priestergewandung. Ich bin ganz sicher, dass das kleine Miststück gegen einige Gesetze und vor allem gegen göttliche Gebote verstößt.«
    Tebby brachte keinen Laut hervor und konnte den Mann nur anstarren. Zwischen den Fingern spürte sie den weichen Stoff des Banners. Sie könnte dies auf den Mann und die vier Soldaten in seiner Begleitung schleudern und zumindest zu fliehen versuchen. Doch was brachte das, wenn der Preis für ihre Flucht der Verlust des Tuchs und somit eine Niederlage auf ganzer Linie war?
    »Ergreift sie«, sagte der Mann ruhig, und Tebby wich zurück, als die Soldaten vorwärts stürmten.
    Grob wurde sie vom Altar gerissen und auf ihre Füße gestellt.
    Der Mann in der blauen Seide trat vor. »Ich weiß genau, wer dich geschickt hat. Doch sein Plan geht dieses Mal nicht auf. Du wirst auf dem ersten Festungshof brennen, kleine Diebin. Und das Banner wird über meinen Truppen flattern, wenn wir auf deine erbärmliche Heimat ziehen. Dann wird dein Fürst brennen. Vielleicht trefft ihr euch ja in der Unterwelt wieder.«
    Tebby drückte das silberdurchwirkte Tuch fester an sich. Ihr Kopf war nicht sehr hilfreich, eine Fluchtmöglichkeit, einen letzten Trick zu finden, um aus dieser Mausefalle entkommen zu können. Brüder, lautete das Wort, das ihr beständig den Verstand blockierte. Brüder, die sich nicht ausstehen konnten. Einer sprach von der Rettung eines Reichs und war bereit, zwei kleine Knaben als Geiseln zu nehmen und zu ermorden. Der andere durchschaute diese Pläne und stellte eine Falle. Er sprach von Feuer und Tod. Er wollte den Krieg.
    »Gib das her«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Tebbys Blick flackerte zum Altar, auf dem eine dicke Kerze stand. Doch der Docht war gelöscht. Keine Flamme, in die Tebby das Tuch schleudern konnte. Um einen Krieg zu verhindern und ihre Brüder und auch das eigene Leben trotzdem zu verlieren.
    »Ich bin nicht blöd, dreckige Diebin. Du wirst keine Gelegenheit haben, das Banner zu zerstören. Gib es jetzt her. Ich will dein Blut nicht darauf haben.«
    »Stimmt, du willst mich ja brennen sehen!« Tebby spürte unvermutet Zorn in sich aufwallen – und einen Funken Hoffnung. Sie raffte das Banner fester an sich und trat nach dem Soldaten an ihrer Seite.
    Sein Gesichtsausdruck belohnte sie dafür. Der Kerl sah fassungslos aus. Doch die Rechnung für diesen Ausbruch bekam Tebby auch gleich. Eine Hand in schwerem Lederhandschuh packte sie an der Kehle und würgte sie, bis sie schwarze Flecken vor den Augen tanzen sah.
    Doch noch über dem eigenen Keuchen nach Luft, dem Klirren der Rüstungen und dem ehrlich erheiterten Lachen des Mannes in Blau vernahm Tebby ein tierisches Grollen wie von einem tollwütigen Hund kurz vor der Attacke.
    Der Mann in Blau – der Bruder des Großfürsten – wandte sich um und erstarrte. Durch seine Bewegung ermöglichte er auch Tebby, einen Blick auf die hinter ihm stehende Gestalt zu werfen.
    Ein Monster. Gedrungen, haarig, auf zwei Beinen, auch wenn die Arme mehr nach

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