Diebesgeflüster - Band 3
die Wache und machte sich auf den Weg nach Hause.
Samjon dankte dem Bäcker und verabschiedete sich von ihm, was Bunlag vor Staunen über die Burg nicht realisierte und erst spät ein Danke hervorbrachte, als der erschöpfte Bäckergeselle schon längst weg war.
»Mein Name ist Cornelicas. Mein Freund Arkob und ich kommen, um Eurer Lordschaft ein ganz spezielles Produkt anzubieten«, griff Samjon der Burgwache voraus, die gerade nach deren Absichten fragen wollte.
Der bullige Mann in der schweren Rüstung, die sich mit ihrer weißen Farbe deutlich von den schwarzen Rüstungen der Stadtwachen am Dorfeingang abhob, murrte und führte Samjon und Bunlag in das Gebäude.
Der Lord sah gar nicht aus wie ein Lord. Jedenfalls nicht so, wie Bunlag sich einen Lord vorgestellt hatte. Er trug weder Capa noch Krone, seine Zähne waren gelb und um ihn herum standen nur zwei Wachen in der gleichen weißen Rüstung, wie sie der Posten vor der Burg trug, der sie zum relativ kleinen Thronsaal geführt und tief verbeugt dem Lord vorgestellt hatte. Die restlichen Plätze um den vergoldeten Thron wurden für die vielen Diener benötigt, die den Adeligen mit Weintrauben, Käse oder Schinken fütterten und ihm mit Hilfe von ziegenfellbespannten, schaufelförmigen Holzfächern Luft zufächelten. Beim Durchschreiten des langen Mittelgangs hatte Bunlag zuvor jedoch zahlreiche andere Wachen erkennen können, die zwischen den hohen Säulen links und rechts neben dem rotgesäumten Weg zum Thron aufgestellt waren und alle die weißfarbene Rüstung der Burgwachen trugen.
Der beleibte Lord Frankis, dessen weites Stoffhemd von den Rüschen am Kragen bis zu dem offen stehenden untersten Knopf bereits von Essensflecken übersät war, brüllte einen seiner Diener an, der unabsichtlich die Armlehne seiner luxuriösen Sitzgelegenheit berührt hatte, und würdigte Samjon und Bunlag trotz der Meldung durch die Wache noch keines Blickes. Erst als ein Hustenanfall sein Wutgeschrei unterbrach, wandte er sich mit rotem Kopf an die Besucher, die sich mit einem Schlag eher wie Eindringlinge fühlten.
»Was wollt ihr? Ich habe euch Dörflern doch gesagt, dass ihr nicht immer wieder kommen sollt, um wegen den kleinsten Beschwerden zu betteln!«
»Euer Lordschaft, wir wollen Euch keineswegs mit solchen Nichtigkeiten Zeit rauben«, antwortete der wortgewandte Samjon. »Mein Name ist Cornelicas. Das hier ist Arkob. Wir haben etwas für Euch, das Ihr noch nie gesehen habt und Euch von großem Vorteil sein wird.«
»Was soll das sein?«, fragte der Lord genervt und verschlang eine weitere Käsescheibe.
Bunlag fing an zu zittern. So sehr er Samjon auch vertraute, wusste er nicht, was dieser dem Herrscher anbieten konnte, das ihn auch beeindrucken würde. Und wenn er ihm tatsächlich gewöhnliches Wasser präsentierte, würden die Beiden ganz bestimmt im Kerker landen.
Mit weit aufgerissenen Augen musste Bunlag zusehen, wie Samjon die kleine Feldflasche aus Leder hervorholte. Die selbe Flasche, die er heute Nachmittag am Fluss mit Wasser gefüllt hatte.
»Euer Lordschaft, wir sind berühmte Funkelmacher, bekannt in Dutzenden Königreichen und Grafschaften. Nun möchten wir auch Eure Hoheit mit unseren Diensten bereichern. Mit unseren Fähigkeiten könnten wir den ganzen Juwelenbestand Eurer Schatzkammer zum Funkeln bringen.«
Der Lord horchte sofort auf. Seine Diamanten waren ihm das Heiligste. Und auch wenn sie ihren Wert bereits sehr schön widerspiegelten, konnten sie doch nie genügend funkeln.
Sofort schickte der übergewichtige Thronausfüller einen seiner Sklaven aus, um die Edelsteine zu holen. Samjon beobachtete aufmerksam, wie der Diener unter einen der Füße des Herrschaftssitzes griff – die einzige Stelle, die von jemand anderem als dem Lord berührt werden durfte, da er zu faul war, sich selbst zu bücken – und drei Schlüssel hervorholte. Damit rannte er an einem großen Buffet voller Köstlichkeiten vorbei zu einer Tür am anderen Ende des Saals, sperrte sie auf und kam nach einigen Sekunden mit einem kleinen Tablett aus dem dahinter liegenden Raum heraus. Hastig sperrte er zu und rannte, so schnell er konnte, zu Lord Frankis zurück.
Samjon war erstaunt, wie der Diener die beiden auf dem Tablett liegenden Juwelen trotz seines hohen Tempos nicht zum Wackeln brachte. Er musste diese Aktion bereits mehrere Male ausgeführt haben. Die Schlüssel verstaute der Leibeigene wieder unter dem Thron, die Juwelen brachte er auf Befehl zu den zwei
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