Diebesgeflüster - Band 3
Reinigungsmittel wäre so kostbar, dass es bei sparsamer Nutzung noch immer das ganze Lederfläschchen füllen musste. Der Lord selbst machte sich auf den Weg in die Schatzkammer, die einzige Strecke, die er selbst mehrmals am Tag zurücklegte, um die Arbeit der flunkernden Funkelmacher zu überprüfen. Seine Finger aber waren so fettig, dass er die glitzernden Juwelen nicht anfassen mochte. Und da der Lichteinfall in der Kammer ebenso günstig war wie im Thronsaal und die Diamantenschale prächtiger erstrahlte als je zuvor, kam er schwitzend und keuchend zurück und fiel vor den Gefährten auf die Knie.
»Wie kann ich Euch nur danken. Meine Lieblinge strahlen vor Glück, genauso wie ich in diesem Moment. Sie funkeln so wunderschön. Ich möchte Euch als Dank einen Teil meines Reichtums abgeben und werde Euch für Eure hervorragende Arbeit sofort je einen Diamanten bringen lassen«, bot der Lord an und klatschte in seine Hände, woraufhin sich ein Diener rasch auf den Weg zur Kammer machte.
Ein Anflug von Panik machte sich in Samjon bemerkbar und auch Bunlag zitterte vor Angst. Immerhin bestand die Gefahr, dass der Diener beim Holen der Edelsteine die seichte Schicht der Diamanten durchstoßen und die Betrüger dadurch entlarven könnte.
»Nein!«, schrie Samjon und mäßigte sofort darauf seine Lautstärke, »ich meine, wir sind mit dem Bewusstsein zufrieden, dass wir helfen konnten, und verzichten gerne auf jegliche Entlohnung. Betrachtet es als Geburtstagsgeschenk!«
Lord Frankis machte ein ebenso verdutztes Gesicht wie alle im Raum befindlichen Diener, und selbst die weiß gepanzerten Wachen mit der eisernen Miene konnten einen erstaunten Gesichtsausdruck nicht vermeiden.
»Das ist ein sehr edler Gedanke und wenn Ihr tatsächlich keinen Lohn annehmen wollt, habe ich das alleine aus Dankbarkeit zu respektieren. Darf ich Euch denn wenigstens anbieten, mir beim Abendessen Gesellschaft zu leisten?«, fragte der Adelige und deutete auf das Buffet, das sich die gesamte Länge des Thronsaals entlang bis hin zur Schatzkammer zog und mit dicken Käse- und Wurstscheiben, Oliven, Weintrauben in der Größe von Pflaumen und übrig gebliebenen Brotlaiben mehr als nur köstlich aussah.
»Wir freuen uns sehr über dieses noble Angebot, allerdings müssen wir auch dieses leider ablehnen. Wir wollen noch heute nach Richfield aufbrechen, wo uns ein Freund bereits erwartet«, log Samjon, um so schnell wie möglich diesen Gefahrenherd verlassen zu können. Der schwere Diamantenbeutel zerrte bereits stark an seinem Gürtel.
Der Lord schien zuerst verärgert, erinnerte sich dann aber an den schönen Glanz seiner Diamanten und zeigte sich fortan nur leicht enttäuscht, dass die Beiden sein Angebot ausgeschlagen hatten. Er dankte ihnen nochmals und ließ sie ziehen.
Bunlag atmete erleichtert aus und machte sich mit Samjon auf den Weg über den rotgesäumten Gang zum Ausgang des Thronsaals.
Als sie sich ihres Erfolgs bereits sicher waren, erfolgte die Katastrophe.
»Hey, ihr! Wartet!«, hörten sie den Lord rufen und drehten sich um.
Hastig kam er auf sie zugestürmt, die beiden Wachen, die ihm nie von der Seite wichen, eilten ihm nach. Bunlag befürchtete das Schlimmste, der Lord stoppte jedoch und setzte ein freundliches Lächeln auf.
»Darf ich Euch noch um einen Gefallen bitten?« Er griff unter sein fettiges Hemd, das den dicken Bauch unter dem aufgegangenen untersten Knopf nicht mehr zurückhalten konnte, und zog etwas daraus hervor. Der Lord schrie kurz auf, als er sich dabei ein eingeklemmtes Brusthaar ausriss, und hielt ein goldenes Amulett vor die Nasen der beiden Betrüger. In der Mitte war ein Diamant eingefasst. »Bitte bringt auch noch diesen Edelstein zum Funkeln, es ist mein kostbarster«, bettelte der Lord.
Samjon und Bunlag sahen sich an. Der Ernst der Lage war ihnen bewusst. In der Lederflasche befand sich kein Tropfen Wasser mehr, nur noch Diamanten. Die Diamanten des Lords.
»Tut mir leid, unser Wundermittel ist ausgegangen«, versuchte sich Samjon aus der heiklen Situation zu winden.
»Redet doch keinen Unsinn, ich sehe doch, wie sich Euer Gürtel unter der Last der Flüssigkeit biegt!«, entgegnete der Lord, deutlich irritiert, aber immer noch vorsichtig lächelnd.
Samjon rang nach Worten, wusste jedoch nicht, was er sagen sollte, und brachte nur ein heiseres Stammeln hervor. Das bemerkte auch sein hochgewachsener Partner, der daraufhin selbst die Situation zu klären versuchte. »Wir müssen den
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