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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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Ausgang des Dorfes. Rain würde ihn gut beschützen und das Dorf wurde gerade durchforstet. Keine Chance.
    Sie hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl bei diesen falschen Händlern gehabt. Vielleicht überdachte der dicke Lord nun einmal die Zugangsregelungen, die jedem Gesindel Einlass gewährten, solange sie etwas Besonderes mit sich führten, an dem sich der Lord ergötzen konnte.
    Aber eigentlich war es Rain egal. Sie empfand für den Lord genauso viel Sympathie, wie er den Dorfbewohner hier entgegenbrachte, und freute sich sogar ein bisschen, dass er jetzt einmal in seinem paradiesischen Alltagsfrönen gestört wurde. Rain ging es nur darum, diszipliniert und zuverlässig ihren Dienst abzuleisten, um sich mit der geringen Bezahlung den Lebenserhalt leisten zu können.
    Zwei Frauen näherten sich dem Tor und blieben stehen, als Schildwache Rain sie dazu aufforderte. Jede von ihnen trug einen zugedeckten Korb in der Hand und die Kapuze des Stoffmantels so weit im Gesicht, dass nur die dreckverschmierte untere Gesichtshälfte bis zur Nase zu erkennen war. Unter dieser Kopfbedeckung ragten vereinzelt blonde Haare hervor, die in der Mittagssonne unglaublich brüchig und ausgeblichen aussahen.
    »Ich habe die Anweisung von Lord Frankis, jeden zu kontrollieren, der durch dieses Tor will! Was habt ihr da und wohin führt euch euer Weg?«
    Der strenge Tonfall schien die beiden Frauen etwas einzuschüchtern. Die kleinere von ihnen räusperte sich und antwortete: »Wir führen frische Weintrauben mit uns. Wir wollen diese außerhalb des Dorfes gegen andere Güter eintauschen.«
    Noch während die eingehüllte Frau sprach, machte Schildwache Rain drei Schritte vorwärts und zog die kleinen Tücher weg, die über den Körben lagen. Sie waren randvoll mit Trauben gefüllt. Rain deckte die geflochtenen Behältnisse wieder zu.
    »Wohin soll‘s denn gehen?«
    »Wir wollen nach Alberbrook«, ertönte die dunkle Stimme der größeren der beiden Frauen.
    Als diese daraufhin von der anderen einen kleinen Stoß in die Seite verpasst bekam, geriet sie kurz ins Wanken, weshalb eine der Weintrauben aus dem Korb direkt vor die gepanzerten Stiefel von Schildwache Rain kullerte.
    Rain hob sie auf, putzte sie an ihren Schulterpolstern ab und hielt sie zwischen zwei Fingern hoch in die Sonne, um sich zu vergewissern, dass der Dreck entfernt war. Eine kurze Zeit stand Rain so da, dann legte sie die abhanden gekommene Traube zurück zu den anderen.
    »Alberbrook, so so. Gut, ihr könnt passieren. Ist ein ganz schönes Stück dorthin. Wenn ihr auf eurem Weg eine Rastmöglichkeit und einen Schutz vor der Sonne sucht, solltet ihr in der Nähe von Hadrets Mühle Ausschau nach einem kleinen Wasserfall halten. Dahinter befindet sich eine versteckte Höhle. Ihr wärt dort vor Wegelagerern geschützt, da ich nicht annehme, dass noch jemand diese Höhle kennt. Zumindest war ich schon oft dort und hatte nie Anzeichen einer Nutzung gefunden. Nur so, als Geheimtipp«, zwinkerte Schildwache Rain mit einem freundlichen Lächeln und öffnete für die beiden Frauen das Tor.
    Nachdem diese sich vom Dorf entfernt hatten, schloss sie es hinter ihnen wieder zu. Und als sie wenige Momente später den Geruch frischen Brotes wahrnahm, warf sie ihren Wachschild auf den Boden und rannte in Richtung Dorf.
    Der Lord schwitzte. Der Lord keuchte. Der Lord tobte vor Wut. Wie war es möglich, dass seine Untergebenen die ganze Burg und danach das ganze Dorf durchsucht hatten und trotzdem keine Anzeichen von den beiden Ausbrechern gefunden hatten? Wie war es möglich, aus einem Kerker mit sechs erfahrenen Wachen zu fliehen, der zur Sicherheit noch einmal von zwei Wächtern beim einzigen Ausgang bewacht wurde? Wie konnte man aus einer Zelle entkommen, die mit ihren massiven Gitterstäben und den harten, undurchdringlichen Wänden keine Chance auf einen Ausbruch ließ? Auch den langen Mittelgang im Kerker hatten seine Soldaten gründlich abgesucht – keine Spur! Als dann die Mitgefangenen nichts von dem Verschwinden der beiden Diebe wissen wollten, hatte man ihnen erst gedroht, dann jedoch erkannt, dass auch sie tatsächlich nichts von dem Ausbruch mitbekommen hatten. Unfassbar! Wie konnte man so spurlos verschwinden? Hatte man es gar mit Dämonen zu tun? Nein, an so etwas glaubte der Lord nicht.
    Das würde noch eine lange Nacht für die Wachen werden, denn ehe sie die Beiden nicht gefunden hatten, würde keiner ins Bett gehen dürfen. Der Lord selbst natürlich schon, der

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