Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
Vom Netzwerk:
sich noch
auf den Beinen, drehte sich wieder zu der kreischenden und
kriechenden Frau um und hob erneut den Dolch.
    Verdammt gute Schüsse, dachte Hanse beeindruckt, und
gleich darauf verfehlte ein weiterer Schütze sein Ziel, und
inmitten einer Blutfontäne wurde ein Armbrustgeschoß
sichtbar, das dem Verrückten quer durch die Wangen und den Mund
gefahren war. Nun heulte er, und Blut strömte ihm aus dem Mund.
Der vierte Schuß saß perfekt, der Mann fiel sofort zu
Boden und strampelte mit den Beinen wie ein Huhn, dem man den Kopf
umgedreht hatte.
    Das hat das Problem gelöst, Kameraden, dachte Hanse
beschwörend, hört jetzt auf zu schießen,
verstanden? Er steht jetzt nicht mehr zwischen euch und mir – da steht überhaupt nichts mehr!
    Er hatte sich gerade auf ein Knie gestemmt und wollte aufstehen,
als die Frau den Dolch des zusammengebrochenen Mannes ergriff und mit
Kreischen und Schluchzen auf die Wachen losging.
    Sie hat ihn geliebt, dachte Hanse. Das tun sie immer. Und vorsichtshalber ließ er sich wieder flach zu Boden
fallen.
    Als er ein paar Sekunden später wieder aufblickte, sackte die
Frau gerade zusammen und stöhnte anstatt zu kreischen. Der Dolch
lag zu ihren Füßen, und ihre Hand baumelte
häßlich von einem gebrochenen Handgelenk herab. Sie hatte
Glück gehabt, wurde Hanse klar; der Armbrustschütze hatte
seine Waffe benutzt, um sie ihr auf die Hand zu schlagen, die das
Messer gehalten hatte. In wenigen Sekunden hatten er und der Sergeant
ein Seil um ihre andere Hand geschlungen und fesselten sie mit dem
Rest des Seiles.
    Hanse kam wieder auf die Beine und ging ein paar Schritte weiter,
um nach den beiden am Boden liegenden Männern zu sehen.
    Sie lagen dicht nebeneinander. Er ging zwischen ihnen in die
Hocke.
    »Du bist nicht zufällig ein Kurpfuscher, oder?«
fragte der Sergeant, der eine halbe Minute später angelaufen
kam.
    Hanse sah auf. »Nein, aber das wäre auch egal. Sie sind
beide tot.«
    »Tot! Ock ist tot… er hat Ock umgebracht! Dieser
schäbige Bastard!«
    Hanse nickte und stand auf. »Wußte überhaupt
nicht, was er tat. Betrunken oder einfach nur durchgedreht. Ich
schätze, wenn dein Kamerad das Schwert gezogen hätte,
würde er jetzt noch leben.« Er sagte nicht, daß Ock
von allen guten Geistern verlassen gewesen sein mußte, zu einem
messerschwingenden Berserker zu laufen und mit den bloßen
Händen nach ihm zu greifen.
    Der Sergeant kauerte neben der toten Wache. Sein Kopf ruckte
empor. »Ich kenne dich doch. Du bist mit mehreren Pferden aus
dem Süden gekommen, nicht wahr?«
    »Ich heiße Hanse«, sagte Hanse und nickte. »O
Sergeant Rimizin, bist du es?«
    »Was machst du hier draußen, Hanse? Wo sind deine
Pferde?«
    »Hab’ sie verkauft«, erklärte ihm Hanse.
»Deshalb bin ich unterwegs gewesen. Ich bin nach Neustadt
hinausgegangen, hatte gehofft, dort einen Mann wegen einer Arbeit zu
treffen. Ich war gerade auf dem Rückweg, als ich gesehen habe,
wie sich diese beiden anschrien. Als die Frau den Mann ansprang, bin
ich stehengeblieben. Ich wäre auf keinen Fall weitergegangen,
solange sich diese beiden zwischen mir und dem Tor befanden, so
verrückt, wie sie sich benahmen.«
    »Hm-hmm, das war klug. Und wieso hast du dich auf den Boden
geworfen?«
    Hanse zeigte ihm ein winziges Lächeln. »Ich habe zwei
Armbrüste gesehen, und ich befand mich in ihrer Schußbahn.
Ich hatte deine Männer vorher noch nicht schießen gesehen,
Sergeant, und wußte nicht, daß sie so gut sind.«
    Rimizin nickte und wirkte jetzt freundlicher, aber er konnte nicht
lächeln, da sein Kamerad tot zu seinen Füßen lag.
»Das war wahrscheinlich ebenfalls klug. Diese beiden Jungs
können besser als ich mit einer Armbrust umgehen.«
    Hanse schüttelte den Kopf und stieß einen Seufzer aus.
»Habe nie eine benutzt. Kann ich irgend etwas tun, um dir zu
helfen, Rimizin, oder willst du mich gleich wegschicken?«
    »Wir werden uns schon darum kümmern, Hanse. Geh du nur
weiter. Wir brauchen keinen Zeugen für diesen Vorfall. Drei
Männer der Wache haben alles gesehen.«
    Hanse nickte, ging weiter und hoffte, daß die Roten oder
irgendein Ratsmitglied nicht so wütend über Ocks Ermordung
waren, daß sie die Frau alles ausbaden ließen. Sie hatte
ihren Kopf in einem idiotischen Streit verloren, sie konnte eine Hand
nicht mehr benutzen und hatte ihren Mann und dazu auch noch ihre
Freiheit verloren, zumindest für eine Weile.
    Er war schon lange durch das Tor hindurch und ging die
Torstraße entlang, als

Weitere Kostenlose Bücher