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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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der Gedanke in seinem Kopf aufblitzte
und sein Magen abzusacken schien. Er rannte den ganzen Weg
zurück nach Hause und nahm immer gleich zwei oder drei Stufen
der Wohnungstreppe auf einmal. Die Katzen brachten sich schleunigst
in Sicherheit, Wunder nahm im letzten Moment von einem Angriff
Abstand, als er erkannte, daß es sein Herr war, der da durch
die Tür stürmte und die Satteltasche hochriß.
    Sie enthielt sechs Silbermünzen. Hanses Magen drehte sich, er
hatte am ganzen Körper eine Gänsehaut, und ihm brach der
kalte Schweiß aus, als ihm wieder einfiel, daß er eine
Münze in seinen Geldbeutel gesteckt hatte. Er schaute nach. Sie
war immer noch da.
    Am nächsten Morgen waren alle sieben immer noch da.
    »Ich weiß nicht, ob ich froh oder traurig sein
sollte«, gestand Hanse. Sie betrachteten die Kaisermünzen,
die er gerade auf das Bett gekippt hatte, und er spürte, wie
Mignureal seine Hand drückte. Er zog seine Hand weg, um ihr
einen Arm um die Schultern legen und sie an sich drücken zu
können. »Wir wissen, daß nicht alle gewaltsamen Todesfälle etwas mit den Münzen zu tun
haben, und die Münzen müssen nichts mit mir zu tun haben,
denn ich war nahe bei diesen beiden, und hier sind die
Münzen. Wenn es nicht so wäre, hätten wir jetzt wieder
eine weniger…«
     
    Die drückende Last wegen der Silbermünzen und der Liste
blieb. Zwei junge Menschen waren verliebt und fern von zu hause, und
doch war ihr Verhältnis zueinander gestört und belastet. Es
war der Druck, das Wissen, daß sie mit einem Fluch leben
mußten und so hilflos waren; sie warteten auf den nächsten
Todesfall und darauf, daß eine weitere Münze verschwand.
Sie überlegten, ob sie zu einem firaqanischen Magier gehen
sollten, um sich dort Rat oder einen Gegenzauber zu holen, aber es
kam erst wieder zu einem Streit, bevor sie einsahen, daß sie
Angst vor diesem Schritt hatten.
    Hanse war überrascht und begeistert, als er herausfand,
daß Wunder ihn auch ohne Leine bei Tag oder Nacht begleitete
und näher als ein Hund bei ihm blieb. Anorislas hatte zwei
Tejanapferde für insgesamt neununddreißig Flammen
verkauft, und Hanse, der Mignureal während eines erneuten
Streites in der letzten Nacht beinahe geschlagen hätte, gab alle
vier firaqanischen Silbermünzen aus. Er kaufte dafür einen
schönen versilberten Kamm und einen Satz Bürsten, zwei mit
Edelsteinen besetzte Haarspangen, einen Mantel für sich und
einen sehr viel besseren für Mignureal, zwei hervorragende
Gänsefederkopfkissen und das dünnste und aufregendste
›Nachtkleid‹, das er finden konnte. Mignureal sah Gutes und Schlechtes und brachte Geld in die Kasse.
    Sie sah nichts, was sie oder Hanse betraf. Sie hatte auch
keine neuen plötzlichen Erkenntnisse oder auch nur Ahnungen
über die Tasche, die Münzen und die Liste.
    Hanse fand ein Wurfmesser, das ihm etwas zu taugen schien und
zumindest einen Ersatz für das Messer bot, das er im Kampf gegen
die Tejana verloren hatte. Er probierte es auf dem Übungsplatz
für die Armbrustschützen hinter dem Hauptquartier der Wache
aus, und als er wieder ging, hatte er ein Stellenangebot von Gaises
Vorgesetztem abgelehnt. Zwei Tage verbrachte er damit, ihrem
Vermieter beim Streichen und beim Ausbessern des undichten Daches zu
helfen. »Du kommst gut auf Dächern zurecht«, bekam er
zu hören, und als er dazu wortlos nickte, war sein Lächeln
echt. Er wollte kein Geld für die Arbeit annehmen, aber
Mignureal und er – und die Katzen – waren für das
Essen dankbar, das auf so mysteriöse Weise vor ihrer
Wohnungstür auftauchte.
    Mignureal beobachtete, wie ein Mann auf dem Basar starb. Er wurde
von einem gemieteten Wächter getötet, als er Yashuar
ausrauben wollte, aber keine Münze verschwand. Grund zur Freude?
Hanse arbeitete drei Tage lang für Anorislas und stellte fest,
daß er immer noch keine Pferde mochte. Als er eines Nachts
alleine in einer Kneipe, die Das Starkbierfaß hieß, Bier
trank, leistete ihm eine hübsche Frau von ungefähr
sechsundzwanzig Jahren mit der besten Figur, die er jemals gesehen
hatte, Gesellschaft. Nachdem sie sich etwa eine Stunde lang
unterhalten hatten, fand Hanse heraus, daß sie keine
Professionelle war, obwohl sie ihn mit zu sich nach Hause nehmen
wollte. Er versuchte sich einzureden, daß er das Recht hatte,
ihrer Einladung zu folgen, weil er hier alleine saß, nachdem er
die Wohnung nach einem weiteren Streit fluchtartig verlassen hatte.
Das Problem dabei war nur, daß er sich nicht

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