Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held
war schwer, den letzteren anzusehen, Hanse
wußte nie, in welches Auge er blicken sollte.
Sie waren alle damit einverstanden. Sie wollten sonst nichts, sie
würden nur die Katze nehmen und nicht fragen, was er sonst
mitgenommen hatte. Sie könnten ihm sogar mindestens zwei
Hehler… äh, Wechsler empfehlen, die nur wenige oder
überhaupt keine Fragen stellten.
»Warum ist die Statuette so wichtig?« wollte Hanse
wissen.
»Sie ist eine Zauberhilfe, eine bestimmte Form von
Magie«, erklärte Marll. »Du brauchst dir deswegen
keine Sorgen zu machen. Ich habe sie selbst schon berührt, auch
Thuvarandis hat sie angefaßt. Dasselbe gilt für ihren
früheren Besitzer; das war Arcala. Sie ist für sich
genommen nicht gefährlich, Nachtschatten.«
»Wer von euch ist der Magier?«
Thuvarandis’ Baß dröhnte, als er herzhaft lachte.
»Eine hervorragende Frage!«
»Ich«, sagte Marll.
»Das habe ich mir gedacht. Wieviel Hilfe kannst du mir
geben?«
»Einige. Aber ich habe nicht die Kraft, irgendwelche
Schutzzauber aufzuheben, die Corstic über sein Haus gelegt hat.
Er ist sehr viel mächtiger und verfügt über ein
größeres Wissen als ich.«
Hanse setzte sich in seinem Stuhl gerade auf. »Du hast gerade
gesagt, daß ich gegen Schutzzauber antreten muß, mit
denen er sein Haus sichert.«
»Das nehmen wir wenigstens an. Würdest du es nicht tun,
wenn du seine Fähigkeiten hättest?«
»Das ist keine Antwort, und es beweist überhaupt
nichts«, gab Hanse zurück. »Aber ja, natürlich
würde ich es tun. Oh, wie steht es mit Hunden?«
Kurzer schlug sich auf die Schenkel. »Wir werden uns um die
Hunde kümmern! Sie haben nichts mit Zauberei zu tun.«
»Sag mir wie, Kurzer.«
»Für ihn ist ein Bogen das, was für dich…
Nachtarbeit ist, Nachtschatten«, erklärte Marll.
Hanse nickte. »Wer von euch kann Porzellan
bearbeiten?«
»Was?«
»Gantag nachmittags möchte ich eine Statuette
haben«, sagte Hanse. »Eine Katze, die der von Corstic so
ähnlich wie nur möglich ist. Die Leute sehen das, was sie
zu sehen erwarten. Wenn Corstic sich daran gewöhnt hat, das Ding
an einer bestimmten Stelle zu sehen, wird er es dort sehen, oder er
wird es glauben. Wenn ich dort eins zurücklasse, das dem
Original einigermaßen ähnlich sieht, könnten Tage
oder sogar Wochen und Monate vergehen, bevor er merkt, daß
seine Katze nicht mehr da ist. Ich werde eine Katzenstatuette
mitnehmen und mit einer zurückkommen.«
Sie saßen still auf ihren Stühlen und starrten ihn an,
bis sich Thuvarandis zu Wort meldete:
»Sehr gut, Meister. Meine lieben Freunde, das ist einer der Gründe, warum wir den besten Mann für diese Aufgabe
gefunden haben!«
Marll nickte. »Du wirst sie bekommen, Nachtschatten. Da es
keine allzu detailliert gearbeitete Figur ist und ich sie schon
öfters gesehen habe, werde ich mich darum kümmern. Ich kann
sogar… in Ordnung. Sie wird dem Original mehr als nur
einigermaßen ähnlich sehen.«
Hanse blickte Thuvarandis an. »Ich hatte gefragt, was
für mich dabei herausspringt, und du hast gesagt, es wären
zwei Dinge, Thuvarandis. Was ist das andere?«
»Die Tatsache, daß bereits mehrere Leute versucht
haben, in das Haus von Corstic, dem größten Zaubermeister,
einzubrechen, Meister. Aber nur einem ist es gelungen.«
Hanse hob die Brauen, die fast zusammenwuchsen.
»Und warum seid ihr dann zu mir anstatt zu ihm
gegangen?«
»Ich habe gesagt, es ist ihm gelungen, hinein zukommen«, erklärte Thuvarandis. »Er ist nicht
wieder heraus gekommen.«
Das Gefühl, sich einer Herausforderung gegenüberzusehen,
wuchs in Nachtschatten und vermischte sich mit seinem Stolz, ganz so,
wie Thuvarandis es erwartet hatte.
Das Labyrinth, das man Rote Zeile nannte, war ein Ort der
Finsternis und der Schatten, als Malingasa und Kurzer es mit Hanse
durchquerten und wieder verließen. Da er auf ihre Fragen nicht
antwortete oder von sich aus sprach, schwiegen auch die beiden
anderen. Von Zeit zu Zeit schlugen sie auf den gewundenen und
plötzlich endenden Straßen immer wieder eine andere
Richtung ein. Während ihres Weges wurden sie von drei Bettlern
und vier Schlampen angesprochen. Sie kamen auf dem Karawanenweg
heraus, etwas südlich vom offenen Markt. Hanse sah nach links
und rechts, dann drehte er sich um und blickte zurück in die
Richtung, aus der sie gekommen waren.
»Glaubst du, du könntest wieder zurückfinden?«
erkundigte sich Kurzer.
Hanse sah ihm in die Augen. »Ja.«
»Thuvarandis wird dich morgen
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