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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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als verbittert
klang. »Dann bin ich wütend. Genauso wütend auf mich
wie auf dich. Als nächstes moralisiere ich und denke: Er treibt
sich da draußen rum und stiehlt! Und sofort habe ich
einen Grund dafür, warum ich wütend bin, und, möchte,
daß du dich schuldig und schlecht fühlst und ich nicht
zugeben muß, daß ich nur deshalb so wütend bin, weil
ich mir solche Sorgen um dich mache.«
    Ihre Worte waren wie eine Offenbarung für ihn, obwohl er
ehrlicherweise zugeben mußte, daß er ihr nicht ganz
folgen konnte. Er respektierte ihre Sicht der Dinge, und trotzdem
sagte er: »Davon einmal abgesehen, es ist schlecht zu
stehlen.«
    Sie schnaubte. »Das stimmt, aber du weißt, daß
das weder mich noch meine Mutter jemals gestört hat. Ich fand es
aufregend. Es hat mir Spaß gemacht, dir zuzusehen, wie du dich
bewegst, darüber nachzudenken, daß du mit der Gefahr lebst
und es dir nichts ausmacht, weil du zu tapfer bist, dir darüber
Sorgen zu machen. Es hat mir gefallen, wie du durch die Nacht
gehuscht bist, die Wände hinauf und über die Dächer
hinweg, völlig lautlos und romantisch und… wie du gesagt
hast. Der König der Schatten. Und ich wußte, daß du
nie die Armen bestohlen hast.«
    Jetzt schnaubte er. »Siehst du? Das ist meine Form der Moral.
Ich bin ein moralischer Dieb, Mignue!«
    »Ich habe einfach nie darüber nachgedacht, wie es sein
würde, nicht im Hintergrund zu bleiben und dir zuzusehen,
sondern mit dir zusammenzusein, ein Teil von dir zu sein. Mir ist nie
bewußt geworden, wie viele Sorgen ich mir machen würde.
Ich habe dich einfach geliebt, und ich wollte dich.«
    Hanse antwortete nicht, weil er nichts sagen konnte. Sie blieben
still, während sie sich einem Roten näherten, der ihnen
entgegenkam, seine Runde durch die Nacht machte. Sie
grüßten sich freundlich. Kurz darauf stieß Mignureal
hervor:
    »Du hast sogar Tempus das Leben gerettet, zweimal, und, und
du… du bist dem Bey-Ding hinterhergelaufen, das Mutter
umgebracht hat, und du… du hast es getötet! Für
Mutter. Für mich!«
    »Ich… mußte es einfach tun. Ich habe nie jemanden
töten wollen. Wenn mich jemand erwischt hat… gesehen hat,
meine ich… daß ich Nachtschatten bin, bin ich
davongerannt. Ich habe nie daran gedacht, jemanden anzugreifen, der
mich beim Stehlen beobachtet hat. Das schwöre ich. Aber
trotzdem, Mignue, wenn ich nicht ich gewesen wäre, wenn
ich nicht Nachtschatten gewesen wäre, hätte ich Tempus nie
helfen können, als er in dieser Nacht überfallen wurde,
oder ihn aus Kurds blutigen Klauen befreien und auch nicht hinter dem
Starrauge herrennen können, das deine Mutter umgebracht hat. Ich
habe nicht einmal nachgedacht, als ich es tat. Aber du siehst, ich
konnte es. Weil ich bin, was ich bin.«
    Sie stieß einen langen Seufzer aus. »Ich weiß. Es
ist nur… o Hanse, wir sind an unserer Tür
vorbeigelaufen!«
    Er lachte leise und umarmte sie mitten auf der Straße, so
gut er das mit der warmen braunen Schüssel im Arm konnte. Dann
kehrten sie um und stiegen zu ihrer Wohnung hinauf. Die Katzen
begrüßten sie lautstark.
    »Habe vergessen, sie zu füttern«, murmelte Hanse.
»Heute abend, meine ich. Am Morgen habe ich ihnen was zu fressen
gegeben.«
    Er nahm den Deckel von der Schüssel, und ein wunderbarer Duft
stieg daraus hervor. Wie die meisten Eintöpfe sah auch dieser
Eintopf weniger einladend aus, als er roch und schmecken
würde.
    »Er wird dir herrlich schmecken, Hanse. Den Katzen auch. Ich
habe schon eine Menge davon gegessen.« Sie ging ins
Schlafzimmer.
    Hanse löffelte zwei Portionen in die Näpfe der Katzen
und schüttelte lächelnd den Kopf, als er sah, wie beide die
Köpfe der herrlich duftenden Masse entgegenstreckten,
zurückzuckten, die Köpfe schüttelten und ihn
bösartig anblickten. Trotzdem schlichen beide weiter um die
Näpfe herum und versuchten es immer wieder. Er hatte das
früher schon erlebt und wußte, daß sie nicht einfach
warten würden, bis sich ihr Fressen abgekühlt hatte, denn
dieser Gedanke überstieg ihr Vorstellungsvermögen.
Vielleicht wußten sie, daß irgendeine Magie dieses
furchtbare Zeug eßbar machen würde, vielleicht aber auch
nicht. Aber Katzen entfernten sich nie von zu heißem Fressen,
um sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Sie versuchten es
immer wieder.
    Vielleicht können Katzen nicht begreifen, daß
heiße Sachen zuerst warm und dann kalt werden, überlegte er. Vielleicht glauben Katzen an
Wunder.
    Vielleicht glaube ich auch daran.
    Das

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