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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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mit der Schnauze in der Hoffnung gegen den Arm,
eine Kleinigkeit zu fressen zu bekommen.
    Der Händler beachtete ihn nicht.
    »Hanse, das mag durchaus richtig sein, wenn sie alle so gut
sind, wie sie aussehen, und wenn sie sich gut reiten lassen. Du
könntest sie durchaus zu diesem Preis verkaufen. Aber
natürlich nicht an einen Händler. Ein Händler
muß Profit dabei machen. Ich bin Händler, Hanse. Du
könntest vielleicht alle vier Pferde an einem Tag, in einem oder
in drei Monaten verkaufen, und ich könnte das auch.«
Anorislas zuckte die Achseln und schwieg eine Zeitlang, um diesem
groben Südländer Zeit zu geben, das zu bedenken. Dann fuhr
er fort: »Wenn alle Tiere in Ordnung sind, könnte ich bis
fünfundvierzig gehen.«
    Hanse sah aus, als würde er jeden Augenblick lächeln. Er
tat es nicht. »Teste meine Pferde, Händler. Dann reden wir
weiter. Später am Vormittag oder heute nachmittag?«
    Der andere erwiderte das Lächeln und ging zur Stalltür.
»Den Grauen würde ich gerne selbst haben. Ich habe heute
morgen noch ein anderes Geschäft zu erledigen. Wir könnten
jetzt zurück in die Grüne Gans gehen und einen Vorvertrag
unterschreiben, bei dem dein Wirt Zeuge ist. Ich bin hier kein
Unbekannter. Dann könnte ich dich hier wieder treffen, sagen
wir… gegen Sonnenuntergang?«
    »Ich treffe dich hier wieder, wie du gesagt hast. Und wir werden tun, was du vorgeschlagen hast.«
    »Gut für dich. Weißt du, ich bin fast erstaunt,
daß du und Strick euch eure Namen verraten habt. Er ist ein
vorsichtiger Mann, und ich würde sagen, daß du in deinem
ganzen Leben noch nie jemandem vertraut hast.«
    Hanse blickte ihn nur starr und wortlos an. Seine Miene spiegelte
seine Gedanken deutlich wider. Diesmal hast du mich tief
getroffen, Stricks Freund. Wenn du jetzt noch einmal nachfaßt,
muß ich dich bitten zu verschwinden.
    Anorislas war Geschäftsmann und Pferdehändler. Er konnte
in den Augen und der Haltung anderer lesen, und er wußte, wenn
er getroffen hatte, absichtlich oder unabsichtlich. Er wußte
ebenfalls, daß er nicht mehr nachbohren durfte. »Ich
könnte gegen Mittag oder etwas später wieder zurück
sein, Hanse.«
    Hanse nickte, und sie verließen den Stall.
     
    Hanse kehrte in die Gaststätte zurück und überlegte
sich, wie er Mignureal klarmachen sollte, daß sie einfach
eingeschlafen war, während er noch redete. Er würde auf
ihre Entschuldigung warten und ihr dann ein paar nette Dinge sagen.
Dann würde wieder alles in Ordnung sein, und sie könnten
durch die Stadt laufen und sich eine Bleibe für längere
Zeit suchen.
    Khulna begrüßte ihn und richtete ihm von Mignureal aus,
daß sie in den Basar gegangen sei, um ihre neuen Freunde zu
besuchen. Khulna konnte deutlich erkennen, daß heftige
Gemütsregungen wie ein Blitzgewitter über Hanses Gesicht
zuckten.
    Der Wirt schien etwas sagen oder fragen zu wollen, aber dann
ließ er es bleiben.
    »O ja«, sagte Hanse, der sich schnell wieder im Griff
hatte. »Sie wollte sich ja ganz früh mit ihnen treffen. Das
hätte ich fast vergessen. Ich werde mich gegen Mittag wieder mit
Anorislas hier treffen. Gibst du mir bitte etwas Futter für die
Katzen?« Während er wartete, überlegte er. Sie muß sich ganz schön beeilt haben, um so schnell
verschwinden zu können. Sie wollte auf keinen Fall hier sein,
wenn ich zurückkäme. Verdammt! Ich schätze, wir haben
gerade einen handfesten Krach.
    Jetzt stand er vor dem Problem, daß er absolut nicht
wußte, was er mit sich anfangen sollte. Alles was er mit
Sicherheit wußte, war, was er auf keinen Fall tun würde:
Er würde bestimmt nicht in den Basar gehen, ob da nun eine neue
Tunika auf ihn wartete oder nicht. Eine Zeitlang kümmerte er
sich um die Katzen.
    »Ich werde wohl einen kleinen Spaziergang machen. Verdammt,
Wunder, manchmal wünschte ich, du wärst ein Hund. Ein Hund
könnte mit mir spazieren gehen. Aber wer hat je gehört,
daß man mit einer Katze spazieren gehen könnte, die bei
Fuß oder an der Leine geht? Besonders mit einem großen
roten Kater.«
    Wunder, der seine Pfoten leckte, als sei der Zwischenraum seiner
Zehen über Nacht schmutzig geworden, hielt inne, eine Pfote
erhoben, und blickte Hanse aufmerksam an. »Miu«, machte er
in dem furchtbar unschuldigen Tonfall, den er manchmal am Leibe
hatte.
    »Du versuchst mir mal wieder zu beweisen, wie unglaublich
lieb du bist, du großer Betrüger, was? Ich liebe dich,
Wunder, das schwöre ich, aber ich kann dich nicht

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