Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held
Menge?« wollte Hanse
wissen.
»Nun, wenn du zehn oder mehr bringen würdest,
könnten wir uns auf zweiundsechzig unserer Kupfermünzen pro
Kaisermünze einigen.«
Hanse bedankte sich und ging, was Perias noch mehr erstaunte. Zum
Abschied sagte der Bankier: »Und vergiß nicht die
hübsche Wohnung in der Corianderstraße!«
Hanse fand den Weg zurück zum Öffentlichen Notar. Dieser
bestätigte ihm, daß in Perias’ Dokument genau das
stand, was der Bankier gesagt hatte. Hanse eilte weiter zum Basar.
Unterwegs rechnete er sein Geld zusammen. Zog man diese elf
Kaisermünzen von den insgesamt fünfundachtzig ab, blieben
vierundsiebzig übrig. Also, bei zweiundsechzig Kupfermünzen
pro Stück… Er kam durcheinander. Es war unmöglich, das
im Kopf auszurechnen. Aber es blieb spannend. Er verschwendete keinen
Gedanken an seine neue Tunika, die wahrscheinlich schon auf ihn
wartete, und es lag auch nicht daran, daß Mignureal auf dem
offenen Markt war, daß seine Schritte schneller wurden. In
seiner Aufregung über sein neuerworbenes Wissen in
Geldangelegenheiten wollte sich Hanse noch einmal mit Tethras
unterhalten, dem Geldhändler vom Basar.
Tethras wollte gerade gehen, aber er hörte lange genug zu, um
seine Eile zu vergessen. Er sprach sehr ruhig.
»Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, Hansis. Du bist keiner
von denen, die ihren Reichtum öffentlich zur Schau stellen.
Laß mich das jetzt alles noch einmal zusammenfassen. Du besitzt
fünfzig firaqanische Silbermünzen und siebzig Kaisermünzen, und du hast zusätzlich noch ein
Einkommen. War es das, was du mir erzählt hast?«
»Ja. Und natürlich noch ein paar Pferde und diesen…
Wärmer.« Er schnippte mit dem Finger gegen seine
Münzenhalskette und sah zu, wie sich Tethras eilig Notizen
machte. »Ich möchte wissen, was du mir für die
Kaisermünzen bieten würdest, und was aus… sagen wir,
sechsundvierzig Flammen werden würde, wenn du sie ein Jahr lang
behältst.«
Tethras legte den Kopf schief. »Sechsundvierzig. Dürfte
ich fragen, warum du gerade diese Zahl nennst?«
»Weil ich weiß, was Perias mir dafür geben
würde«, sagte Hanse und behielt den anderen im Auge.
»Ah, Perias. Ja. Hmm… Weißt du, daß Arcala der Hauptpartner in dieser Geschäftsverbindung
ist?«
»Aye«, antwortete Hanse beiläufig und schwor sich,
daß er herausfinden mußte, wer Arcala war.
»Aber ich weiß nicht, wer hinter dir steht, oder wer deine
Partner sind.«
Er bekam drei Namen zu hören, und wieder sollte er
offensichtlich vom ersten der drei beeindruckt sein: Corstic.
»Wer ist Corstic?«
Tethras war wirklich überrascht, doch dann murmelte er:
»Oh, ich habe vergessen, daß du erst vor kurzem hier
angekommen bist, Hansis. Corstic ist Arcalas Erzrivale! Die beiden
sind mit Sicherheit die mächtigsten Männer in
Firaqa!«
»Oh.«
»Hansis, ich werde die Sache besprechen müssen. Kann ich
dich morgen hier erwarten?«
»An einem etwas vertraulicheren Ort.«
»Natürlich. Such mich hier auf, und wir gehen
irgendwoanders hin, einverstanden?«
Hanse nickte. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und war
sicher, daß Tethras hinter ihm herblickte. Mit dem Funkeln von
Silber in den Augen.
Als Hanse die Marktbude der S’danzo erreichte, trug er seine
neue rostbraune Tunika am Leib und die einen Tag alte unter dem Arm.
Türkis und ihre Tochter teilten ihm voller Bedauern mit,
daß Mignureal gerade gegangen sei, erst vor ein paar Minuten.
Vielleicht, wenn er rannte…
Hanse bedankte sich und schlenderte im orangefarbenen Licht der
untergehenden Sonne zurück zur Grünen Gans.
»Hanse! Oh, die neue Tunika steht dir wunderbar! Was
hast du denn den ganzen Tag gemacht?«
Trotz ihres Lächelns und ihrer begeisterten
Begrüßung behielt Hanse seinen teilnahmslosen
Gesichtsausdruck bei. »Ich habe die Pferde verkauft«, sagte
er kühl.
Ihr Lächeln konnte die frostige Atmosphäre nicht
vertreiben. »Gut. Ich… ich habe gedacht, du würdest
zum Ba… oh! Die neue Tunika… du bist auf dem Basar
gewesen.«
»Als ich bei Türkis’ Marktbude angekommen bin, hat
sie mir gesagt, du wärst gerade vor ein paar Minuten
gegangen.« Er hatte sich gekauert, um Wunder und Regenbogen zu
streicheln und ihr dadurch nicht die Möglichkeit zu geben, ihn
zu umarmen. »Hast du dort noch gegessen, bevor du gegangen
bist?« fragte er, den Blick auf Wunder gerichtet, weil er
Mignureal nicht ansehen wollte.
»Nein, Liebling! Ich bin früh genug gegangen, um dich
hier zum Essen zu
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