Diebin der Nacht
sich ins Ironische, als er hinzufügte: »Meine zukünftige Frau muss engelrein sein.«
Für einen Augenblick hörten sie auf zu kämpfen, da seine geschmacklose Bemerkung sie erneut an die fürchterliche Falle erinnerte, die Caroline für sie ausgelegt hatte.
»Rafe, im Ernst - du scheinst diese ganze Ehekomödie höchst amüsant zu finden. Aber siehst du denn nicht, dass es umso schwieriger wird, da wieder rauszukommen, je länger wir bei der ganzen Sache mitspielen? Und begreifst du nicht, dass Caroline Vergeltung suchen wird, wenn wir sie verärgern? Du hast mehr zu verlieren als ich, denn sie hat geschworen, dich finanziell zu ruinieren.«
Dieses Mal schienen ihre Worte und ihr ernster Ton tatsächlich zu ihm durchzudringen. Einen Moment lang sah er ernst aus, wenn auch nicht ganz so überzeugend.
»Wir befinden uns in einer unangenehmen Situation, das stimmt«, räumte er ein, »und zwar wir beide. Ich hatte vorgehabt, dir die Lektion deines Lebens zu erteilen und bin verdammt noch mal in meine eigene Falle gegangen. Wie passend«, fügte er verbittert hinzu, »dass ein Mann wie ich in das Gefängnis der Ehe gehetzt wird.«
Trotz ihrer Dankbarkeit dafür, dass er ihr Geheimnis nicht an Caroline verraten hatte, ließ sein Kommentar sie plötzlich vor Wut schnauben.
»Gefängnis?«, schleuderte sie ihm entgegen. »Gefängnis? Ich bin es doch, der ein Aufenthalt im Gefängnis droht, in einem realen. Eine Ehe ist nichts im Vergleich dazu, und nur zu deiner Information, eher würde ich in ein Nonnenkloster eintreten, als dich zu heiraten.«
»Warum? Damit du dort alle Kruzifixe stehlen kannst?«
»Schmor doch in der Hölle, du selbstherrlicher Tyrann!«
Erneut machte sie sich auf den Weg zur Tür, und erneut hielt er sie zurück. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war, wieder anzufangen zu weinen; in den letzten paar Tagen war sie jedoch zu sehr aufgewühlt worden, was ihre Gefühle anging. Sie spürte, wie ihre Augen sich mit heißen Tränen füllten.
»Na, na«, beruhigte er sie in beruhigendem Tonfall, »wer wird denn gleich wieder weinen.«
Es überraschte sie beide, als Mystere ihn plötzlich so fest schlug, dass ein Abdruck ihrer Hand auf seiner Wange davon zurückblieb.
Nun sprang der Zorn auch auf ihn über. Beim Anblick der plötzlichen Wut in seinen Augen fing sie an zu zittern.
»Du willst also die körperliche Tour«, sagte er mit gefährlich ruhiger Stimme zu ihr. Im nächsten Moment umfassten seine kräftigen Hände ihr Gesicht. Er stieß seine Lippen mit fast verletzender Kraft auf die ihren, wodurch er sie zwang, ihren Mund zu öffnen. Genauso wie in der Nacht in der Gartenlaube reagierte ihr Körper begierig auf sein forderndes Verlangen. Eine seiner beiden Hände glitt hinunter auf ihren Rücken und zog sie an ihn heran, und eine ganze Weile lang schienen ihre beiden Körper zu einem zu verschmelzen.
Es gelang ihr schließlich, sich ihm zu entziehen, aber sie floh nicht zur Tür. Es war, als hätte der Kuss ihre ganze Willenskraft zerstört.
»Was hast du nun wieder vor?«, fragte er sie schroff.
»Keinen«, antwortete sie außer Atem.
Sie legte den Rücken ihrer Hand auf ihre brennenden Lippen und drehte sich zur Tür um, seine Stimme ließ sie jedoch innehalten. »Dass ich dich nicht heiraten will, ist ja wohl verständlich. Aber befriedige doch bitte meine Neugierde in der Hinsicht, warum du so abgeneigt bist, mich zu heiraten? Gerade, als ich dich küsste, hatte ich den Eindruck, dass du etwas anderes für mich empfindest.«
Sie schaute über ihre Schulter zu ihm zurück.
»Meine Zurückweisung verletzt deine Eitelkeit, ist es nicht so?«
»Du kannst doch nur alles gewinnen.«
»Deine Bescheidenheit und Demut eingeschlossen?«
Darauf schnaubte er nur verächtlich. »Ich bin ein ehrlicher Mann. Warum sollte ich weit verbreitete Tugenden vortäuschen, wenn ich sie nicht habe? Sag mir - warum wehrst du dich so gegen diese Heirat?«
Sie hätte ihm die Wahrheit sagen können, denn er hatte etwas beängstigend Gefährliches an sich, eine Art selbstzerstörerischer, selbstverachtender Rücksichtslosigkeit. Ihre Nähe zu ihm gab ihr das Gefühl, einen Balanceakt auf einem Seil über tosende Stromschnellen zu vollführen. Ganz zu schweigen davon, dass er mit den Herzen der Menschen spielte wie ein Junge, der aus Spaß Fliegen die Flügel ausreißt.
Aber das erklärte nicht ihre Motivation - sie war gezwungen, ihn vor Pauls Verrat zu schützen. Sie würde es nicht
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