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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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Eifersuchtsstich verspürte - dies war ja schließlich Rafael Belloch persönlich, der Mann, den Mystere heiraten würde.
    »Was ist los, Jimmy?«, fragte der Mann und nickte dem Besucher zu, als er am Tor ankam.
    »Dieser junge Mann sagt, dass er gekommen ist, um Sie in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen, Mr. Belloch. Sagt, dass das nur mit Ihnen unter vier Augen besprochen werden kann.«
    Jetzt war auch Rafes Neugierde geweckt worden. Er schaute Hush an. »Private Angelegenheit, sagst du? Wie ist dein Name, mein Junge?«
    »Man nennt mich Hush, Sir.«
    »Hush.« Rafe musterte ihn einige Sekunden. »Hush also. Nun, Hush - welche Angelegenheit könntest du mit mir zu besprechen haben? Oder bist du gekommen, um mi ch zum Zweikampf herauszufordem ?«
    Hush grinste verlegen. »Nein, Sir.«
    Er schaute unsicher durch die schwarzen, schmiedeeisernen Stäbe zu Jimmy hoch. »Es geht um Mystere Rillieux, Sir. Ist was eher Privates.«
    Rafes Augen verengten sich argwöhnisch. »Mystere? Sag mir blitzschnell: Hat der alte Rillieux dich hergeschickt ?«
    »Nein, Sir. Ich bin von allein gekommen.«
    »Ist das die Wahrheit?«
    Hush legte seine rechte Hand aufs Herz. »Der hebe Gott soll mich tot umfallen lassen, wenn das nicht die Wahrheit ist.«
    Der feierliche Ernst im blassen Gesicht des Jungen ließ Rafes Gesichtszüge weicher werden. »Lass ihn hereinkommen, Jimmy.«
    Nachdem Hush das Grundstück betreten hatte, streckte Rafe ihm zur Begrüßung die Hand hin.
    »Nun, Sir«, sagte Rafe auf geschäftsmäßige Art und Weise. »Sollen wir uns nicht hineinbegeben und die Angelegenheit von Mann zu Mann bei einem Kaffee und Zigarren besprechen? Oder wäre dir vielleicht Brandy lieber?«
    Hush versuchte, neben Rafe Schritt zu halten, wobei er praktisch rennen musste, um mithalten zu können. »Nein, Sir, Kaffee wäre prima.«
    »Dann wird es also Kaffee sein. Es gefällt mir, wenn ein Mann vor dem Abend Alkohol meidet. Zeig mir einen Mann, der tagsüber trinkt, und ich zeige dir einen Mann, der sich nicht vernünftig um seine Familie kümmert.«
    »Ja, Sir«, sagte Hush, der sich durch Rafe Bellochs Empfang angenehm überwältigt fühlte. Er wurde von ihm wie ein Mann behandelt und nicht wie ein rotznasiger Bengel. Hush war in der Absicht gekommen, den Mann nicht zu mögen, der Mystere heiraten würde; nun jedoch konnte er es ihr nicht im Geringsten verübeln, ihn zu mögen.
    Eine freundlich aussehende, ältere Frau ließ sie in das Haus ein, und Rafe bat sie, ihnen Kaffee in die Bibliothek zu bringen. Hush riss vor Staunen den Mund auf, als er den luxuriös ausgestatteten Raum erblickte.
    »Haben Sie etwa die ganzen Bücher da gelesen, Sir?«, fragte er voller Ehrfurcht angesichts der vielen ledergebundenen Bände mit Goldprägetiteln auf ihren Rücken.
    »Viele davon, und durch den Rest arbeite ich mich gerade hindurch. Ein paar davon sind reiner Schund, aber andere dagegen sind recht gut. Liest du?«
    »Ich habe gerade damit angefangen, Sir. Mystere hat es mir beigebracht.«
    »So, hat sie das?«
    »Ja, Sir. Mystere sagt, ein Mann sollte lesen können, um im Leben weiterzukommen.«
    »Da stimme ich von ganzem Herzen mit ihr überein«, sagte Rafe, während er Hush mit nachdenklichen Augen anschaute. »Hast du einen Vater und eine Mutter?«
    Hush schüttelte den Kopf. »Meinen Vater hab ich nie gekannt. Meine Mutter, hat man mir gesagt, ist an der Schwindsucht gestorben, Sir. Ich kann mich aber auch an sie nicht mehr erinnern.«
    Rafe nickte. »Wenn jemand seine Eltern verloren hat«, sagte er in sachlichem Ton zu Hush, »so kann er sich manchmal ganz schön allein fühlen, selbst in einer großen Stadt, wo er von vielen Menschen umgeben ist.«
    »Ja, Sir. Haben Sie ebenfalls Ihre Eltern verloren?«
    Rafe ließ sich in einen Sessel fallen und gab Hush ein Zeichen, ebenfalls Platz zu nehmen.
    »Ja«, antwortete er. »Und alles, was du um dich herum sehen kannst, habe ich nach ihrem Tode und ohne jegliche Hilfe aufgebaut. Glaube niemals, dass Waise zu sein ein lähmender Schlag gegen dich ist, hörst du? Unsere Nation ist bei weitem nicht perfekt, aber sie ist ein Land der Möglichkeiten für diejenigen, die ihre Ärmel hochkrempeln.«
    Hush nickte. »So was Ähnliches sagt Mystere auch. Studiere fleißig und erlerne einen ehrbaren Beruf, anstatt - «
    Er konnte sich gerade noch rechtzeitig bremsen, und Rafe warf ihm einen weiteren nachdenklichen Blick zu. Ruth half Hush aus der Klemme, indem sie gerade in diesem Moment mit

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