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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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Wahrheit zu tun, ist eine veraltete Art zu leben.
    All die Jahre hindurch hatte er gelebt, um eine Schimäre zu vernichten, die nur in seinem Kopf existierte. Dank seiner kurzsichtigen Gehässigkeit war das Beste, was ihm je passieren konnte - so dachte er selbst jetzt noch - für immer dieser Art von Leben zu entkommen.
    »In der Tat, Caroline«, sagte er einen Augenblick später, »Sie haben teilweise Recht. Mein Vater hat am Ende tatsächlich Feigheit gezeigt. Niemand hat ihn ermordet, der Tod war seine eigene Wahl, und in dieser Hinsicht habe ich einen unlogischen Groll gehegt. Aber Sie werden mich niemals davon überzeugen können, dass ihm nach seinem Tode nicht Unrecht getan wurde durch diejenigen, die ihm eine bessere Behandlung schuldeten. Ihre Wenigkeit eingeschlossen.«
    Mrs. Astor wurde ein wenig sanfter bei diesem Bild von ihm, so brillant, männlich und gut aussehend ... und unerreichbar.
    »Vielleicht haben wir Ihnen ja wirklich irgendwie Unrecht getan«, gab sie nach.
    »Nicht mir, meinen Eltern.«
    »Ja, gut, das ist unwichtig. Was ich sagen wollte, ist, dass Sie ein Narr sind. Sie haben sich offensichtlich in Mystere oder wer auch immer sie in Wirklichkeit ist, verliebt; und trotzdem sind Sie bereit gewesen, sie zu zerstören - aus Verdruss.«
    Er hörte sich ihre Worte schweigend an, denn sie hatte völlig Recht.
    Ihre Stimme wurde verständiger. »Das ganze Geheimnis des Überlebens liegt darin, den Schmerz abzuleiten und weiterzumachen. Sie denken zu viel nach. Versenkung in die eigene Misere ist ein Vorrecht der Mittelschicht, nicht unseres, da wir gesellschaftlich höher gestellt sind. Ich hatte gehofft, dass Mystere Ihnen helfen würde, das zu erkennen.«
    Mystere ... Rafe wusste, dass Mrs. Astor unmöglich schon erfahren haben konnte, dass sie weggelaufen war und sich irgendwo versteckt hielt. Sobald man Mysteres Abwesenheit bemerkte, würde alles definitiv aufgedeckt werden, In der Tat, erkannte Rafe plötzlich, würde der Verdacht sich auf ihn konzentrieren, der letzten Person, die mit ihr zusammen gewesen war. Das war der Skandal, vor dem Caroline sich fürchtete.
    »Oh, verstehen Sie mich bitte nicht falsch«, fügte Caroline hinzu. »Natürlich hat es mich völlig umgehauen, als ich schließlich mutmaßte, wer und was sie sein muss. Natürlich darf die Öffentlichkeit das nicht herausfinden, sonst werden wir alle zu Witzfiguren. Aber mir ist es egal, ich mag das Mädchen.«
    Rafe nickte. »Das weiß ich. Sie hatten sie schon immer gern.«
    »Ja, sie ist bezwingend, Rafe, und lebendig. Ich kann es nicht genau benennen, aber da ist etwas in ihren Augen. Sie sucht nach etwas ...«
    »Transzendentalem?«, ergänzte er.
    »Ja, genau. Es könnte natürlich sein, dass sie es nie finden wird, aber Gott segne ihr Herz bei dieser Suche. Sie ist weiß Gott kein Engel, aber ich wünschte, ich könnte so sein wie sie. Sollten Sie irgendetwas davon jemals wörtlich wiedergeben, so werde ich Sie zum Teufel schicken.«
    »Oh, Ward wird mir ganz bestimmt den Rücken decken«, sagte er voller Zynismus. Er wusste nur zu gut, dass Ward niemals auch nur ein Wort von dem widerlegen würde, was Mrs. Astor behauptete, denn er fürchtete, dass man ihm wegen Blasphemie seine Zunge herausreißen könnte.
    »Können wir nicht einen Waffenstillstand schließen, Sie und ich?«, fragte Caroline ihn. Ihre Stimme war angesichts ihrer Gefühle weicher geworden.
    Rafe erwiderte ihren flehenden Blick und sah, dass Mystere die ganze Zeit über Recht gehabt hatte. Nur Mrs. Astor stand noch - verletzt zwar, aber siegreich - auf dem Schlachtfeld, auf dem massive Willenskräfte aufeinander gestoßen waren.
    »Waffenstillstand«, gab er sich geschlagen, denn im Grunde wollte er nun nichts anderes mehr tun als sich auf die Suche nach Mystere zu begeben.
    Seine Kapitulation bewegte Caroline zu einer seltenen Offenheit.
    »Ich werde nun, da Sam gegangen ist, keine Heuchlerin sein. Auch ich war dummerweise gewillt, eine Menge zu riskieren, um Ihre Geliebte zu werden. Sogar meine Selbstachtung, wenn Sie mich ein Mal benutzt und dann zurückgewiesen hätten. Das wussten Sie, nicht wahr?«
    »Der Gedanke ist mir gekommen«, antwortete er diplomatisch.
    »Nun werden Sie mich aber auf keinen Fall mehr in Betracht ziehen, denn Sie sind verliebt«, fügte sie hinzu und legte eine leicht eifersüchtige Betonung auf die letzten drei Worte. »Übrigens, ich konnte Mystere nicht erreichen. Ihr ... >Onkel< behauptet, dass sie letzte Nacht nicht

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