Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
Vom Netzwerk:
hypothetisch gemeint ist. Vergessen Sie nicht, dass die Tatsache allein, dass diese beiden Kinder einen gewissen Brief besaßen und ich davon wusste, den Brief noch längst nicht bedeutungsvoll macht. Ich habe über die Jahre hinweg heimlich Nachforschungen angestellt, jedoch ohne Erfolg.«
    »Und das ist jetzt auch nicht länger wichtig für Sie«, ergänzte Rafe, »da Ihre Augen nun auf mein Geld fixiert sind.«
    Paul machte eine missbilligende Geste mit der Hand. »Sie schreiben einem alten und kranken Mann zu viel Macht zu. Da Sie jedoch das Thema Geld angeschnitten haben - meine Leute sind alarmiert worden, Mystere wird nicht unentdeckt aus der Stadt herauskommen können.«
    »Das ist ein Angebot, nehme ich an?«
    Rillieux zuckte mit den Schultern. »In diesem Moment haben Sie nichts in der Hand. Wenn Sie Mystere finden wollen, so liegt Ihre größte Chance bei mir. Ich stehe in ständigem Kontakt mit meinen Leuten.«
    »Ja, und bis jetzt haben Sie noch nichts.«
    »Das wird sich aber ändern, das versichere ich Ihnen. Und wenn es soweit ist, werden Sie der Erste sein, der davon in Kenntnis gesetzt wird.«
    Rafe nickte zustimmend, denn er war zu verzweifelt, es nicht zu tun. Bisher hatte er jedoch noch nicht zugestimmt, was eine Bezahlung betraf; sollte der alte Schurke doch glauben, was er wollte.
    Sobald Rafe das Haus verlassen hatte, fing Rillieux an, sich Sorgen zu machen. Auch Belloch verfügte über weitreichende Möglichkeiten. Es kamen im Grunde nur zwei Wege in Betracht, auf denen Mystere die Stadt verlassen konnte: der Wasserweg oder die Eisenbahn. Das bedeutete, dass man die Fahrkartenbüros im Hafenviertel und der Grand Central Station beobachten müsste. Außerdem konnten Bellochs Männer sie zuerst entdecken - oder die Polizei, falls irgendetwas davon an die Öffentlichkeit geriet.
    Rillieux war zu einer kritischen Schlussfolgerung gekommen: Beiloch hatte überhaupt keine Intentionen, sein Vermögen an irgendjemanden abzugeben, und Mystere war nicht länger das gehorsame Mädchen, das für seine Vorschläge empfänglich war. Wenn Paul profitieren wollte, so musste er das jetzt tun, nicht erst später, und dann fliehen, bevor Caroline ihn vernichten konnte.
    »Verbreite die Nachricht in den Straßen«, wies er Evan an. »Dreihundert Dollar Belohnung bar auf die Hand für denjenigen, der Mystere schnappt und sie zu mir bringt. Belloch hat es ganz schön erwischt - er wird eine stolze Summe bezahlen, um sie wieder in seine Arme schließen zu können.«
     

35
    Die drei Tage, die sie praktisch wie eine Gefangene in ihrem Zimmer in der Centre Street verbringen musste, hatten ausgereicht, Mystere darauf aufmerksam zu machen, wie verwöhnt und verhätschelt sie in der Zeit geworden war, in der sie sich als Rillieux’ debütierende Nichte ausgegeben hatte. Außerdem erkannte sie schnell, was für eine blinde Närrin sie doch gewesen war zu glauben, dass eine Nacht der Freude und des Glücks Rafe aus ihren Gedanken vertreiben könnte. Genau das Gegenteil war der Fall: Glühende Erinnerungen an ihn wurden zur reinen Folter während der langen, schlaflosen Nächte in dem fremden und unbequemen Bett mit seiner harten Matratze.
    Als man ihr das Zimmer gezeigt hatte, hatten dort ein paar schöne, alte Möbelstücke gestanden. Als sie jedoch am Dienstag dort angekommen war, nachdem sie vor Rafe geflohen war, waren die schönen Stücke verschwunden; an deren Stelle hatte sie ein derbes Seilbett und ein primitiv gestaltetes Waschgestell der Art vorgefunden, wie man sie in Katalogen bestellte.
    Sie teilte sich nun ein düsteres, fensterloses Wasserklosett mit drei anderen Mieterinnen, die sich alle über ihre Anwesenheit zu ärgern schienen. Und sie war zu einer spartanischen Diät aus Lebensmitteln gezwungen, die nicht so schnell verdarben, da es in dem Zimmer immer heiß war und sie dort weder einen Eisschrank noch einen Herd hat-
    te. Es gab zwar ein paar saubere Restaurants in der Nähe auf dem Broadway oder der Sixth Avenue, aber aus Angst davor, erkannt zu werden, ging sie nur nach draußen, wenn es unbedingt nötig war.
    Ihre Wirtin, Mrs. Cunningham, war humorlos und kleinlich, eine füllige, alternde Witwe mit Falten, die ihre eigentlich interessanten Gesichtszüge entstellten. Sie war wenig zuvorkommend und schien ständig über irgendetwas verärgert zu sein, aber zumindest war sie keine Schnüfflerin und gab sich nicht damit ab, Mystere auszufragen.
    Die anderen Mieterinnen hatten jedoch keine derartige

Weitere Kostenlose Bücher