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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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wieder dieses kleine, grinsende Lächeln. »Es würde den Job einfacher machen, wenn Sie offen zu mir wären.«
    »Ich bin so offen, wie es vonnöten ist«, versicherte sie ihm. »Ich hoffe, Sie sind es ebenfalls.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging fort. Ihre Hoffnungen waren nun gründlich zerschlagen, und sie verspürte einen scharfen Stich der Verzweiflung in ihrem Herzen.

5
    Mystere hatte keinen Appetit, fühlte sich aber ein wenig schwindelig, als sie den Park zur Fifth Avenue hin verließ. Als sie sich daran erinnerte, dass sie ohne Frühstück aus dem Haus gegangen war, hielt sie an einem kleinen Teerestaurant an und bestellte ein leichtes Mittagessen.
    Kurz nach zwei kehrte sie nach Hause zurück. Nach einem kurzen, jedoch erholsamen heißen Bad in ihrem Quartier zog sie sich ein königsblaues Seidentaftkleid an. Wie die meisten ihrer Kleider hatte auch dieses ein hochgeschlossenes Oberteil und war so geschnitten, dass es ihre weiblichen Rundungen herunterspielte.
    Sie fand Rillieux unten im Salon, Rosa, Evan und Baylis um sich herum versammelt. Hush war fortgegangen.
    »Baylis wird Mystere und mich zu den Vernons fahren«, sagte Rillieux gerade, als sie den Raum betrat. »Er wird jedoch genügend Zeit haben, hierher zurückzufahren und Evan abzuholen. Ich habe die Zeitungen zusammengetragen, um herauszufinden, wer den Sommer über ins Ausland gefahren ist.«
    Er reichte Evans ein Stück Papier und einen seltsam aussehenden Schlüssel, den Mystere als einen passe-partout oder Generalschlüssel erkannte. Diese stellte er in einer Bleigießkelle selbst her. Auf der Straße schlicht und einfach als »Dietrich« bekannt, besaß er nicht weniger als vier Standardteile, die man in den Haustürschlösse rn vorfand.
    »Hier sind die Adressen. Einige werden Diener im Hause zurückgelassen haben, andere nicht. Seid also vorsichtig. Und denkt daran: nur Bargeld, echten Schmuck und Chronometer - und echte Silberservices. Das ist alles, was Holzer zurzeit annimmt.«
    »Nicht einmal echte Pelze?«, fragte Baylis. Er war erst in den Zwanzigern, besaß jedoch schon das harte Gesicht eines Terriers. Er trug keinen Bart, abgesehen von der Haarlinie zwischen Kinn und Hals, die man Newgate-Fransen nannte, weil sie genau die Stelle bedeckten, an der beim Hängen das Seil festgebunden wurde.
    Rillieux schüttelte seinen eleganten weißen Kopf. »Momentan nicht. Er hat Probleme, sie schnell genug wieder loszuwerden.«
    »Holzer wird in letzter Zeit ganz schön wählerisch«, beschwerte Evans sich mit seiner tiefen Stimme. Auf den ersten Blick erschien der Mann, der den Rillieux’ als Butler diente, plump und ungeschickt. Bei näherem Hinsehen entdeckte man jedoch einen starken Mann, der verblüffend schnell und koordiniert war für seine Größe. Sein linkes Ohr zeugte von vielen Boxkämpfen in seiner Jugend. Mystere wusste, dass er und Baylis noch immer ihre Schlagringe aus schwerem, geformtem Messing bei sich trugen, die man bei einem Kampf über die Knöchel schieben konnte.
    »Nun ja, aber daran können wir leider nichts ändern«, erklärte Rillieux ihnen. »Dieser neue Polizeichef, Inspektor Byrnes - der hat neue Methoden eingeführt, die unsere Hehler ganz schön unter Druck setzen.«
    Er wandte seine Aufmerksamkeit Mystere zu, die sich zu Rose auf das geschnitzte Rosenholzsofa gesetzt hatte.
    »Du siehst richtig reizend aus, meine Liebe. Eine echte Verbesserung gegenüber den Fetzen, die du heute Morgen getragen hast. War dein Einkaufsbummel erfolgreich?« Der forschende Blick des alten Betrügers verriet ihr, dass er ihre Geschichte noch immer anzweifelte.
    »Einigermaßen«, log sie, seinem prüfenden Blick nicht nachgebend. Schließlich hatte sie ja die Kunst des Lügens von ihm gelernt. »Aber könnte ich mich nicht vielleicht von der Dichterlesung heute Nachmittag freimachen?«
    »Warum? Ich dachte, du magst Dichtung. Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Ich mag Dichtung, und ich bin auch nicht krank. Nur ein wenig der Menschen überdrüssig, das ist alles. Ich habe in letzter Zeit einen ziemlich hektischen gesellschaftlichen Terminkalender gehabt.«
    All dies entsprach der Wahrheit. Sie war müde. Sie hatte letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen, und das heutige erfolglose Treffen mit Lorenzo hatte sie erschöpft. Sie würde gerne einen ruhigen Nachmittag in ihren Räumen mit Lesen und Nachdenken verbringen.
    »Kopf hoch, Mystere! Es geht mir auch auf die Nerven. Aber erinnere dich bitte daran, dass

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