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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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Fall der herrschenden Kaste New Yorks.
    »Es ist wirklich eine Schande, wie all dieses neue Geld Caroline den Kopf verdreht hat. J. P. Morgan ist der Einzige in dieser herumscharrenden, habgierigen Meute, den ich wirklich respektiere. Zumindest er erkennt Spielregeln und Kontrollen an. Diese Neureichen wollen unbedingt die Macht übernehmen und die vornehme Aristokratie verdrängen. Aber vielleicht wird sich ja letztendlich doch noch das Blut durchsetzen - du wirst es wahrscheinlich nicht wissen, meine Liebe, aber der allererste John Jacob Astor ist ein richtiger Wilder gewesen, mit schlechten Manieren und unzüchtiger Lebensweise.«
    »Mr. Pollard«, rügte sie ihn, während sie noch immer Rafe aus einem Augenwinkel heraus beobachtete, »Sie klingen genauso pessimistisch wie unserer düsterer, alter Dichter.«
    »Unsinn, ma chere. Sie sind zu jung, um sich an den Schwarzen Freitag erinnern zu können, der durch unsere habgierigen Räuberbarone hervorgerufen wurde. Mit Sicherheit jedoch erinnert sich Caroline daran. Oder sollte sich um Himmels willen daran erinnern.«
    »Ich erinnere mich an die Panik von ’73«, versicherte sie ihm.
    »Ja, nun gut, beide wurden durch Eisenbahnmänner und ihre kriminelle Rücksichtslosigkeit herbeigeführt. Und nun hat man ihnen plötzlich alles vergeben.«
    Er warf einen gehässigen Blick zu Belloch hinüber und sie fragte sich, ob es irgendeinen persönlichen Grund für Rafes Einzelgängerhaltung dem Rest der »oberen Vierhundert« gegenüber gab.
    Pollard liebte es, sich in Szene zu setzen, und seine kühnen Beschimpfungen zogen schon bald einen Kreis von Zuschauern um ihn herum an.
    Mystere sah, wie Belloch sich ihnen näherte. Sie hoffte, sich an Carrie hängen zu können, die junge Astor unterhielt sich jedoch gerade mit Paul und dem Dichter. Oakes schien ihnen Zeichnungen oder Fotografien zu zeigen, die Carries Gesicht bleich werden ließen.
    »Ich habe noch etwas anderes festgestellt«, schwatzte Pollard mit seinem nasalen Bariton und seiner affektierten Betonung weiter. »Genauso, wie Carolines Haltung den Neureichen gegenüber hat sich auch ihre Meinung über die Armen geändert. Schon bald wird sie auf den fahrenden Zug aufspringen und die Reichen für deren Elend verantwortlich machen. Ja doch, Oakes’ lavendelsüße Dummheiten gerade eben waren eine Elegie an die Ungewaschenen. Was kommt als Nächstes? Werden wir womöglich Kelten und Neger zu unseren nächsten Nachmittagsgesellschaften einladen?«
    »Sagen Sie uns doch, Verehrtester«, konnte man Rafes kraftvolle, zynische Stimme hinter Abbot vernehmen. »Haben Sie sich schon jemals die Zeit genommen, an dem zu riechen, was Sie so nach oben schaufeln?«
    Pollard machte sich nicht einmal die Mühe, sich umzudrehen. »Ich habe noch nie in meinem Leben eine Schaufel in die Hand genommen, Mr. Belloch, und ich werde es mit Sicherheit auch niemals tun.«
    »Ja, glauben Sie mir, das ist an Ihrem Körperbau auch gut zu erkennen.«
    Mystere sah sich gezwungen zu husten, um ihr plötzliches Lachen zu verbergen. Ein paar andere lächelten, während einige die Stirn runzelten über Bellochs unschicklichen Angriff.
    »Zweifellos«, antwortete Pollard mit lässiger Bosheit, »hat Ihre eigene unglückliche Kindheit in Armut Sie mit Vorurteilen ausgestattet, Mr. Belloch. Wie dem auch sei, der Reverend Conwell hat völlig Recht. Wie die Armen sich betten, so liegen sie auch. Es gibt ja schließlich genügend Diamantenfelder für all diejenigen, die den Willen und den Mut haben, sie zu ernten.«
    Belloch hielt seinen Blick starr auf Mystere gerichtet, selbst dann noch, als er seine Bemerkungen an Pollard richtete. »Ich wäre vielleicht mehr beeindruckt«, betonte er, »wenn ich nicht wüsste, dass Ihr eigenes Vermögen geerbt ist. Welche Diamanten haben Sie denn schon jemals geerntet?«
    »Nicht einen einzigen, wie ich mit Stolz berichten kann. Männer, die sich quälen, um zu Vermögen zu kommen, langweilen mich. Wie gewöhnlich haben Sie die Wahrheit wieder völlig verdreht. Habgier, mein Herr, ist kein Ersatz für höhere Geburt und Erziehung.«
    »Ja«, sagte Belloch nun mit so leiser Stimme, dass Mystere sich anstrengen musste, ihn zu verstehen. »Ich weiß alles über eure großartigen Gepflogenheiten.«
    Durch Rillieux’ Unterweisungen wusste Mystere, dass Belloch gerade den strengen Kodex verletzt hatte, indem er in die Offensive gegangen war und Pollard verbal attackiert hatte, wenn dieser es auch mit Sicherheit verdient

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