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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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Mal wiederholt, der von Mystere Rillieux ebenfalls.«
    Rafe grinste, während er sich bückte, um eine weiße Nelke zu pflücken. Er steckte ihren Stiel in ein Knopfloch seiner Jacke.
    »Gut«, antwortete er begeistert. »Wurde das Wort >Skandal< ebenfalls benutzt?«
    »Nur indirekt.«
    »Noch besser. Der Kern eines echten Skandals liegt in dem, was ungesagt bleibt.«
    Trotz Sams sorgsamer Kontrolle und seines ausdruckslosen Gesichtes kannte Rafe ihn gut genug, um seine stumme Missbilligung zu spüren.
    »Nun, alter Junge, wenn Sie etwas zu sagen haben, so will ich es hören. Sie missbilligen dieses schamlose Geschäft mit öffentlichen Skandalen, nicht wahr?«
    »Meine Zustimmung ist nicht der Punkt. Die meisten klugen Männer vermeiden Skandale; auf keinen Fall fordern sie sie aber bewusst heraus.«
    »Ich verstehe. Schließlich muss ich ja an meine gehobene Position denken, stimmts?«
    Sam nickte. Sie hatten inzwischen den Garten verlassen und überquerten nun einen weitläufigen, makellosen Rasen in Richtung eines weiß angestrichenen Hauses, das auf einer kleinen Anhöhe stand, und von einem holländischen Kaufmann um 1790 erbaut worden war. Seine Fensterläden und zahllosen Verandatüren standen weit offen, um den warmen Sonnenschein und die sanfte Brise hereinzulassen.
    »Meine geschäftlichen Leistungen sind mir wichtig«, gab Rafe zu. »Und ich verstehe voll und ganz, dass die falsche Publicity dem Börsenwert eines Unternehmens schaden kann. Aber in einem solchen Falle kann die Führungsgewalt weitergegeben werden. Sollte ich eine zu große Belastung für Belloch Enterprises werden, so trete ich zurück und Sie werden übernehmen.«
    »Ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen, aber mir gefällt mein momentaner Job recht gut.«
    Rafe lächelte verständnisvoll, beharrte jedoch auf seinem Standpunkt. Er hatte beschlossen, dass es höchste Zeit sei, Mrs. Astors heile, komfortable Welt durch einen Skandal zu erschüttern, wie ihn die Brahmanen der Fifth Avenue nie wieder vergessen würden. Paul und Mystere Rillieux zu entlarven, stand für ihn nicht an erster Stelle - seine Nachforschungen über sie erfolgten aus rein privaten Gründen und nicht wegen einer öffentlichen Entlarvung. Er wollte lediglich seine Überzeugung bestätigt wissen, dass Mystere sowohl Lady Moonlight als auch das dreiste, scharfzüngige Frauenzimmer war, das ihn in Five Points ausgeraubt hatte.
    Nur dann würde er seine Rache bekommen, nicht, indem er sie und ihren Onkel entlarvte. Aber sein größter Triumph würde der öffentliche Ruin Carolines oder Carrie Astors sein. Carrie schien kaum Ansatzpunkte für einen Skandal zu bieten. Sie war eine geistlose und oberflächliche Langweilerin, harmlos und auf ihre Art irgendwie süß. Er würde es nicht übers Herz bringen, sie zu verletzen. Bei Caroline jedoch lag der Fall ganz anders ...
    Ein überdachter Durchgang führte vom Westflügel in eine gemütliche Frühstücksecke. Kurz bevor die beiden Männer diese betraten, hielt Rafe inne. Er drehte sich um und schaute von seinem hoch gelegenen Aussichtspunkt aus über die Bucht an Governor’s Island vorbei und auf das bevölkerte Manhattan hinüber.
    »Baron Rothschild hatte Recht, Sam. Die ganze Welt ist eine Stadt geworden. Diese dreizehn Meilen lange Insel wird schon bald auch ihre letzten Kühe und Hühner verlieren.«
    »Niemals jedoch ihre Ratten«, fügte Sam hinzu, und beide Männer mussten lachen.
    Rafe mochte es, während der Mahlzeiten ohne die neugierigen Ohren der Bediensteten frei reden zu können, also wartete das Frühstück wie gewöhnlich in zugedeckten Wärmepfannen auf einer Anrichte. Die beiden Männer bedienten sich selbst und setzten sich dann an einen schmiedeeisernen Tisch, der einen guten Ausblick auf den Schiffsverkehr in den Narrows bot.
    »Schon irgendetwas aus New Orleans gehört?«, fragte Rafe nach.
    Sam, der damit beschäftigt war, Marmelade auf sein Brötchen zu schmieren, schüttelte den Kopf. »Es ist erst fünf Tage her, dass ich den Brief an Stephen Breaux’ Anwaltskanzlei abgeschickt habe. Ich schätze, dass wir in etwa einer Woche etwas hören werden.«
    Rafe sagte nichts dazu, denn in Gedanken befand er sich wieder zusammen mit Mystere in der Opernloge . Warum hatte er nicht einfach seine Hand zwei Zentimeter höher geschoben und sich selbst bestätigt, dass sie ihre vollen Brüste unter Wickeltüchern versteckte ? Immerhin war seine Vermutung inzwischen schon fast zur Gewissheit geworden.
    Vielleicht

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