Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
Vom Netzwerk:
und immer weiter, bis sie todmüde einen Hügelrücken erreicht hatte. Und in dem Tal unter ihr – Tanith sank auf die Knie und begann zu beten, bis sich ihr die Worte verwirrten. Halb bewußtlos erhob sie sich und starrte in das Tal hinab. Entsetzliche Angst überfiel sie.
    In dem unirdischen Licht der mit blauer Flamme brennenden Kerzen sah sie die Teufelsanbeter sich zu ihren unheiligen Zeremonien versammeln. Sie wußte, die bösen Mächte hatten ihre Schritte gelenkt, damit sie doch noch an dem großen Sabbat teilnehmen sollte. Sie wollte sich abwenden und in die schützende Dunkelheit der Nacht fliehen, aber sie konnte die Augen von der schrecklichen Gestalt auf dem Felsenthron, der gerade die obszöne Huldigung dargebracht wurde, nicht abwenden.
    Tanith verlor jedes Zeitgefühl. Eisige Kälte kroch aus dem Tal heraus und an ihrem Körper hoch, bis sie vor Schmerz hätte schreien können. Mit Abscheu starrte sie auf das ekelhafte Festmahl, aber als sie die dämonischen Gestalten die Flaschen an den Mund setzen sah, überkam sie ein unwiderstehliches Verlangen zu trinken.
    Ihre Glieder waren steif, ihr Mund ausgetrocknet und ihr Hals geschwollen, und sie fühlte den sehnlichen Wunsch, den Abhang hinunterzulaufen und eine dieser Flaschen zu ergreifen. Aber sie brachte es fertig, stehenzubleiben.
    Bei der Entweihung der Hostie schüttelte es sie krampfhaft. Sie versuchte, die Augen zu schließen und konnte es nicht. Tränen liefen über ihre Wangen. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, um sich zu bekreuzigen, aber ihre Hand gehorchte ihrem Gehirn nicht und selbst die Anfangsworte des Vaterunser oder des Ave Maria waren aus ihrem Gehirn wie weggewischt. Sie konnte sich auch nicht wieder auf die Knie werfen.
    Sie sah, wie die Satanisten ihre Kleider abwarfen und zu tanzen begannen. Die alte Madame d’Urfé mit ihrem gewaltigen Hinterteil sprang mit dämonischer Ausgelassenheit umher. Da war der dunkelhäutige, fleischige Babu, die magere Amerikanerin mit ihren hängenden Brüsten. Der Eurasier schwang seinen Armstumpf durch die Luft, und der Bauch des irischen Barden stand grotesk vor wie der eines chinesischen Gottes.
    »Sie sind verrückt, verrückt, verrückt«, wiederholte Tanith immer wieder. Sie weinte verzweifelt, und ihre Zähne klapperten im eisigen Wind.
    Der Tanz endete mit dem Aufkreischen der Violine, und alle Teilnehmer sanken in einem wirren Haufen zusammen. Eine Sekunde lang fragte Tanith sich, was jetzt wohl geschehen möge. Sie sah, wie Simon nach vorn geführt wurde und wußte, jetzt würde die Taufe stattfinden. Gleichzeitig begannen sich gegen ihren Willen ihre Füße zu bewegen. Sie wurde auf das Tal zugezogen.
    Tanith versuchte zu schreien, sich zurückzuwerfen – es half nichts. Die Macht des Bösen zwang sie, ihrer eigenen Taufe entgegenzugehen. Absolute Stille füllte das Tal. Sie war nicht mehr weiter als zehn Meter von den wahnsinnigen Kreaturen entfernt. Plötzlich wimmerte sie vor Furcht auf. Obwohl sie sich noch im Dunkeln befand, hatte sich der große, gehörnte Kopf des Bocks zu ihr umgewandt und seine feurigen Augen hafteten auf ihr.
    Sie wußte, es gab kein Entrinnen mehr. Rex’ Warnungen waren zu spät gekommen. Die Mächte, die sie versucht hatte, hielten sie nun fest, und sie mußte sich dem widerwärtigen Ritual unterwerfen, auch wenn Körper und Seele davor zurückschreckten und der Gedanke sie mit Entsetzen erfüllte, daß sie sich so endgültig der ewigen Verdammnis preisgab.

 
XVII
     
     
    Als der Herzog zusammenbrach hätte Rex beinahe auch aufgegeben. Kalter Angstschweiß stand ihm auf der Stirn. Doch er wußte, daß jetzt er die Verantwortung trug. Er war sich darüber im klaren, daß der Herzog, zu dem er immer aufgeblickt und zu dem er in den gefährlichsten Situationen Vertrauen gehabt hatte, bei dieser Gelegenheit nur deshalb weniger Mut zeigte als er selbst, weil er ein größeres Wissen um die Gefahren hatte.
    »Wir können das nicht zulassen«, befahl Rex. Er legte de Richleau einen Arm um die Schultern. »Du bleibst hier. Ich gehe hinunter.«
    »Nein – nein, Rex.« Der Herzog hielt ihn am Mantel fest. »Sie werden dich sofort umbringen.«
    »Das werden wir sehen!« Rex lachte grimmig. »Und wenn sie es tun, kannst du eine Anklage gegen sie erheben, die die Polizei verstehen wird. Mir wird es ein Trost sein, daß diese Teufel hängen werden.«
    »Warte! Ich kann dich nicht allein gehen lassen.« Taumelnd kam der Herzog auf die Füße. »Weißt du nicht, daß

Weitere Kostenlose Bücher