Diener der Finsternis
Wirt, der ihm nicht viel sagen konnte. Um drei Uhr war eine junge Dame eingetroffen, und der junge Amerikaner war kurz nach ihr gekommen. Beide waren hinaus in den Garten gegangen, und seitdem hatte er nichts mehr von ihnen gesehen.
Der Herzog zuckte verärgert die Schultern. »Der junge Narr! Es ist hundert zu eins zu wetten, daß das Mädchen Mocatas Marionette ist, wenn nicht etwas viel Schlimmeres. Ich hoffe nur, daß er vor der Dämmerung zurückkommt. Wo ist Simon?«
»Bei Marie Lou. Sie werden gerade Fleur baden und ins Bett bringen.«
»Gut. Wir wollen zu ihnen gehen. Fleur kann uns sehr dabei helfen, Simon heute nacht zu beschützen.«
»Fleur!« rief Richard erstaunt.
»Die Gebete einer Jungfrau haben unter solchen Umständen eine erstaunliche Kraft, und je jünger sie ist, desto stärker sind ihre Schwingungen. Siehst du, ein Kind wie Fleur, das einerseits alt genug ist, um beten zu können, aber andererseits in jeder Beziehung unberührt ist, kommt der absoluten Reinheit so nahe, wie es einem menschlichen Wesen nur möglich ist. Du wirst dich an die Worte Unseres Herrn erinnern: ›Es sei denn, daß ihr euch umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.‹ Du hast doch keine Einwendungen dagegen, daß ich Fleurs Hilfe in Anspruch nehme?«
»Nein«, antwortete Richard sofort. »Es kann dem Kind auf keinen Fall schaden, wenn es ein Gebet für Simon spricht. Wir wollen durch die Bibliothek hinaufgehen.«
Die große Bibliothek war ein achteckiger Raum, in dem sieben Wände vom Fußboden bis zur Decke mit Büchern bedeckt waren. Die achte Wand bestand aus Fenstertüren, die auf die Terrasse hinausführten. Richard ging auf eine der mit Regalen versehenen Wände zu und drückte auf einen ledernen Buchrücken. Eine enge Tür, durch Buchattrappen maskiert, schwang auf und gab eine Wendeltreppe frei. Sie stiegen hinauf und gelangten durch eine Schiebetür in das Kinderzimmer im ersten Stock.
Im anstoßenden Badezimmer fanden sie Simon, der sich eine Schürze umgebunden hatte und feierlich Fleur badete, während Marie Lou auf dem Rand der Badewanne saß und sich vor Lachen ausschütten wollte. Simon tat das jedesmal, wenn er in Cardinals Folly zu Besuch war, und Fleur empfand es als einen besonderen Spaß. Der Herzog und Rex zogen sich ins Kinderzimmer zurück.
Ein paar Minuten später gesellten sich die anderen zu ihnen, und de Richleau führte eine eilige Unterredung mit Marie Lou im Flüsterton.
»Natürlich«, sagte sie, »wenn es Simon hilft, dann mache alles so, wie du denkst.«
De Richleau lächelte Fleur an. »Betet Mami jeden Abend mit dir?« fragte er.
»O ja«, antwortete das Kind.
»Nun, heute abend wollen wir alle zusammen beten.«
»Fein!« rief Fleur. »Genau wie ein neues Spiel, nicht?«
»Nein, mein Herzchen«, schaltete Marie Lou sich ein, »ein Gebet ist kein Spiel. Das meinen wir ernst.«
»Ja«, setzte der Herzog hinzu. »Wir meinen es sehr ernst. Wir wollen uns in einem Kreis hinknien und Onkel Simon in die Mitte nehmen.«
Fleur begann. Sie sprach das Vaterunser, bei dem Marie Lou ihr einmal flüsternd helfen mußte, und fügte eine ganz persönliche Fürbitte für Mami und Daddy und Onkel Simon und Onkel Rex und Onkel Grauauge an.
»Jetzt müßt ihr mir Wort für Wort nachsprechen«, verlangte de Richleau. Mit klarer Stimme bat er den Vater im Himmel, ihnen ihre Sünden zu vergeben, sie vor allem Bösen, das im Dunkeln umgeht, zu schützen und ihnen die Gnade zu gewähren, das Licht des kommenden Morgens zu sehen.
Als Fleur ihre Gutenachtküsse bekommen hatte und ins Bett gesteckt worden war, kehrten die Erwachsenen in Marie Lous gemütlichen Salon zurück.
De Richleau machte sich Sorgen um Rex. Ein zweiter Telefonanruf im Gasthof brachte nichts Neues. Niedergeschlagen saßen sie da, besonders Richard, dem der Herzog seinen gewohnten Sherry verboten hatte. Er fragte schließlich: »Nun, was sollen wir tun?«
»Wir wollen ziemlich früh ein leichtes Abendessen zu uns nehmen«, antwortete der Herzog. »Danach mußt du Malin klarmachen, daß bis morgen früh keiner der Dienstboten diesen Flügel des Hauses betreten darf. Sag ihnen, ich führte Experimente mit einem neuartigen Radio durch.«
»Wäre es nicht auch richtig, das Telefon abzustellen?« fragte Simon zögernd.
»Ja, dann können wir nicht gestört werden.«
»Und was nennst du ein leichtes Abendessen?« wollte Richard wissen.
»Etwas Fisch, oder, wenn keiner da ist, Eier mit
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