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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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wie ich ihn fassen kann.«
    »Mach nur weiter.« Der Herzog hatte sich bisher im Hintergrund gehalten. Jetzt lächelte er ein bißchen unglücklich und erklärte mit leiser Stimme:
    »Wie ich Paris liebe! Seinen Anblick, seine Gerüche und seine Geräusche! Die Regierung hat mir nie verziehen, daß ich bei der royalistischen Erhebung von 1890 eine Rolle gespielt habe. Damals war ich fast noch ein Jüngling. Wie lange scheint das her zu sein! Ich habe niemals gewagt, nach Frankreich zurückzukehren, denn wenn ich auf französischem Boden entdeckt werde, droht uns noch heute Festungshaft. Obwohl ich mir kaum vorstelle, daß sich heute noch jemand an damals erinnert oder einen alten Mann zur Rechenschaft ziehen will.«
    »O Grauauge! Du hättest nicht mitkommen dürfen!« Marie Lou wandte sich ihm impulsiv zu. »Das hatte ich über all den schrecklichen Ereignissen ganz vergessen! Es wäre furchtbar, wenn du nach all diesen Jahren noch festgenommen würdest!«
    Er zuckte die Schultern. »Mach dir keine Sorgen, Prinzessin. Die Behörden denken gar nicht mehr an mich, nehme ich an, und die einzige Gefahr besteht darin, daß mich jemand erkennt und laut mit Namen anredet, während etwa ein findiger Reporter zuhört. Das ist aber ziemlich unwahrscheinlich.«
    Sie nahmen an einem kleinen Tisch Platz, während Rex telefonierte. Er kam recht vergnügt zurück.
    »Wir haben Glück, und Gott weiß, daß wir es brauchen. Ich habe mit Castelnau selbst gesprochen und die Firma meines alten Herrn genannt, die Chesapeake Banking and Trust Corporation. Dann habe ich ein Garn gesponnen, mein Vater habe mich mit einem Sonderauftrag den Franc betreffend nach Europa geschickt. Die Sache sei viel zu geheim, als daß ich in sein Büro kommen könne. Ich müsse ihn noch heute abend in seiner Privatwohnung sprechen. Er zögerte ein bißchen, bis ich andeutete, daß ich zu wirklich großen Abschlüssen bevollmächtigt sei. Sofort erklärte er sich bereit, sich mit mir zu treffen, nur nicht gleich, weil er gerade dabei ist, sich für ein offizielles Bankett in Schale zu werfen. Er wird jedoch etwa um zehn Uhr wieder in seinem Appartement sein, und ich sagte, ich würde ihn dort aufsuchen.«
    »Wir könnten in der Zwischenzeit nach oben gehen und ein Bad nehmen«, meinte Richard und befühlte sein stoppeliges Kinn. »Dann sollten wir zum Dinner gehen, obwohl es mir noch nie in meinem Leben weniger nach Essen zumute gewesen ist.«
    »Gut«, stimmte de Richleau zu. »Wir dürfen nur nicht in eins der eleganten Restaurants gehen, wo die Möglichkeit besteht, daß ich einen Bekannten treffe.«

 
XXX
     
     
    Die große, kunstvoll geschnitzte Tür, die zu Castelnaus Wohnung führte, wurde von einem kahlköpfigen älteren Diener geöffnet. Rex gab seinen Namen an. Der Mann blickte fragend auf die anderen.
    »Das sind Freunde von mir, die Monsieur Castelnau in der selben Angelegenheit zu sprechen wünschen«, erklärte Rex und tat einen Schritt in die Diele. »Ist er da?«
    »Ja, Monsieur, und er erwartet sie. Hier entlang, bitte.«
    Marie Lou nahm auf einer Ledercouch Platz. Die drei anderen folgten dem Diener den Korridor hinunter. Eine weitere hohe Tür wurde geöffnet. Sie betraten einen schwach erleuchteten, mit französischer Eleganz eingerichteten Salon.
    Castelnau, kalt, dünn, eckig, stand mit dem Rücken zu dem großen Porzellanofen. Er war noch in der Abendkleidung, die er zu dem Bankett getragen hatte. Über der Brust trug er das Band irgendeines ausländischen Ordens und eine Anzahl weiterer Dekorationen am Rockaufschlag.
    »Monsieur van Ryn.« Er berührte Rex’ Hand kaum mit seinen eisigen Fingern und fuhr in französischer Sprache fort: »Es ist mir ein Vergnügen, Sie zu empfangen. Der Ruf Ihrer Firma ist mir wohlbekannt, und die meinige hat auch schon verschiedene kleinere Geschäfte mit der Ihren abgewickelt.« Er warf einen scharfen Blick auf de Richleau und Richard. »Diese Herren haben mit derselben Sache zu tun, die Sie herführt?«
    »Jawohl«, gab Rex kurz zurück. »Der Herzog von Richleau – Mr. Richard Eaton.«
    Castelnau studierte das Gesicht des Herzogs mit neuerwachtem Interesse. »Natürlich«, murmelte er. »Monsieur le Duc muß mir verzeihen, daß ich ihn nicht gleich erkannt habe. Es ist schon viele Jahre her, daß wir uns einmal in London begegnet sind, und ich hatte den Eindruck, die Luft von Paris sei für Sie unbekömmlich, auch wenn Jahrzehnte seit dieser Geschichte vergangen sind. Doch ich will nicht

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