Diener der Finsternis
daß wir nicht gestört werden. Drücken Sie auf die Klingel, und wenn Ihr Diener kommt, sagen Sie ihm, daß wir bei einer Konferenz sind und auf keinen Fall unterbrochen werden wollen. Weigern Sie sich, werde ich Sie wie die Ratte, die Sie sind, erschießen.«
Nach einem Augenblick des Zögerns drückte Castelnau die Klingel.
»Richard«, flüsterte der Herzog, »du gehst zu Marie Lou und wartest auf uns in der Diele. Du hast deine Pistole. Ehe wir fertig sind, darfst du niemanden aus der Wohnung herauslassen. Sollte jemand an der Tür läuten, dann öffne. Wenn es Mocata ist, rede nicht erst mit ihm. Erschieße ihn sofort. Ich übernehme die Verantwortung.«
»Auf die Chance warte ich«, erklärte Richard grimmig.
Der Diener trat ein, und Castelnau gab mit ruhiger Stimme seine Anweisungen. Richard sagte beiläufig: »Nun, da die Sache vertraulich ist, werde ich mit meiner Frau draußen warten.«
Kaum hatte sich die Tür hinter ihm und dem Diener geschlossen, als der Herzog befahl: »Rex, nimm den Telefonhörer ab, damit niemand anrufen kann. Und Sie«, wandte er sich an den Bankier, »setzen sich auf diesen Stuhl.«
»Das werde ich nicht tun!« rief Castelnau wütend. »Ich gebe Ihnen jede Information, die ich Ihnen geben kann. Aber das, wozu Sie mich zwingen wollen, bringt mich in Gefahr. Ich weigere mich ganz entschieden.«
»Rex, schlag ihn k.o.«, ordnete der Herzog ruhig an. Castelnau riß einen Arm hoch und versuchte sich zu decken, aber gegen den jungen Amerikaner hatte er keine Chance. Gleich darauf lag er regungslos auf dem Teppich.
Als er wieder zu sich kam, war er auf einem geraden Stuhl festgebunden. Sein Kopf schmerzte.
»Sehen Sie mir in die Augen«, befahl der Herzog. »Je eher wir fertig werden, desto eher können Sie zu Bett gehen. Ich werde Sie hypnotisieren, und Sie werden uns berichten, was Sie tun, wenn Sie zu den Treffen der Teufelsanbeter gehen.«
Anstelle einer Antwort schloß Castelnau die Augen und drückte den Kopf auf die Brust.
»Tritt hinter ihn, Rex«, sagte de Richleau. »Halte seinen Kopf hoch und hebe seine Augenlider mit den Fingern, damit er sie nicht schließen kann. Wir müssen herausfinden, wo der Ort liegt, denn es ist unsere einzige Möglichkeit, an Mocata heranzukommen.«
Rex tat, was der Herzog befohlen hatte. Lange Zeit stand de Richleau vor dem Stuhl, die stahlgrauen Augen auf die des sich widersetzenden Teufelsanbeters gerichtet. Ab und zu sagte er: »Sie sind müde. Sie werden schlafen.« Aber alle seine Anstrengungen waren umsonst.
Plötzlich brach ein Schluchzen von den trockenen Lippen des Bankiers. »Ich werde es nicht zulassen, nein, nein!« schrie er und zerrte heftig an seinen Fesseln. De Richleau wußte, jetzt war Castelnaus Wille gebrochen, und kurze Zeit später war der Bankier im Hypnoseschlaf.
Der Herzog stellte ihm mit leiser Stimme Fragen. Nach und nach kam alles heraus. Die Zusammenkünfte fanden in einem Keller unter einem verlassenen Warenhaus statt, das in Asnières am Ufer der Seine lag. Sie erfuhren, wie man dort hinkam und wie man den Keller betreten konnte.
Als Castelnau die letzte Frage beantwortet hatte, blickte der Herzog auf die Uhr. »Drei und eine halbe Stunde«, seufzte er. »Aber in einem Fall wie diesem hätte es leicht noch länger dauern können.«
»Was tun wir mit ihm?« fragte Rex.
»Wir lassen ihn hier. Die Dienstboten werden ihn am Morgen finden, und er ist so erschöpft, daß er bis dahin schlafen wird.«
Sie verließen den Salon und eilten den Flur hinunter. »Los, wir gehen!« rief der Herzog Richard und Marie Lou zu.
»Was ist mit Mocata?« fragte Richard. »Wenn wir hier weggehen, verpassen wir ihn womöglich.«
»Das Risiko müssen wir eingehen.« De Richleau öffnete die Wohnungstür und rannte die Treppe hinunter. Über die Schulter weg erklärte er: »Tanith kann sich geirrt haben. Botschaften von der Astralebene sind oft ungenau, was die Zeit betrifft, da es dort keine Zeit gibt. Sie kann ihn eine Woche früher oder später bei Castelnau gesehen haben. Es ist mittlerweile schon so spät geworden, daß er kaum noch kommen wird. Jedenfalls haben wir von Castelnau den Ort erfahren, wo er höchstwahrscheinlich sein wird – und Gott weiß, was er dort treiben mag. Wir müssen uns beeilen!«
Mit einem Taxi fuhren sie bis in die Nähe des von Castelnau beschriebenen Punkts. Dann stolperten sie in der Finsternis an der Seine entlang über Planken, Taue und Alteisen, bis de Richleau Halt gebot.
»Hier ist
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