Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
Vom Netzwerk:
Banknoten in der Hand. Dann entfernte sich die Bäuerin, und die Männer nahmen ihr Gespräch wieder auf. Hier und da bekam Marie Lou ein paar Satzfetzen mit.
    »Ich dachte, es sei eine Ruine … immer noch bewohnt … sie flehen uns an, nicht dorthinzugehen … eigentlich kein Orden, hat nichts mit der griechischen Kirche zu tun. Man sieht sie hier als Heiden an … Mocatas Verbündete? – Nein, wohl eher eine Bande von Gesetzlosen, die sich hier als religiöse Bruderschaft getarnt verbergen … Vielleicht stehen sie unter dem Einfluß des Talismans. Vierzig oder fünfzig Männer. Die hiesige Bevölkerung meidet den Ort selbst bei Tageslicht, und in der Nacht kann nichts sie bewegen, sich ihm zu nähern … Hast du tatsächlich einen Fahrer auftreiben können? – Na ja – Was stimmt nicht mit ihm? – Ich weiß es nicht. Die Frau scheint ihm nicht zu trauen, aber ich hatte große Schwierigkeiten, sie überhaupt zu verstehen – So eine Art Bösewicht des Dorfes … Wenn uns sonst niemand fahren will, müssen wir eben ihn nehmen.«
    De Richleau legte die Hand über die Augen. Worüber war gerade gesprochen worden? Er war so müde, so entsetzlich müde. Da war eine Bäuerin gewesen, mit der sie über das verfallene Kloster oben in den Bergen gesprochen hatten. Sie schien panische Angst vor dem Ort zu haben und hatte sie immer wieder beschworen, ihn nicht aufzusuchen. In welcher Sprache hatte man sich eigentlich verständigt? Der Herzog sprach die meisten europäischen Sprachen, aber vom Neugriechischen hatte er nur geringe Kenntnisse. Doch das war unwichtig. Sie mußten weiter – weiter …
    Wie Geister standen die anderen auf der engen, nebelerfüllten Dorfstraße um ihn. Ein kleiner Buckliger mit scharfen, glänzenden Augen blickte zu ihm auf. Ein alter Wagen mit zwei mageren Pferden wartete.
    Sie stiegen ein. Der muffige Geruch nach Stroh stieg in ihre Nasen. Der Bucklige kletterte auf den Fahrersitz. Das schwerfällige Fahrzeug setzte sich in Bewegung. Die einstöckigen Häuser des Dorfes verschwanden im Nebel. Felswände ragten zu beiden Seiten neben ihnen auf.
    Simons Zähne klapperten. Die graue Feuchtigkeit schien bis in die Knochen zu dringen. Er versuchte, sich zu erinnern, welcher Tag heute war und um wieviel Uhr sie Paris verlassen hatten. War es letzte Nacht gewesen oder vorletzte Nacht oder die Nacht davor? Er gab den vergeblichen Versuch auf.
    Die Fahrt schien endlos zu sein. Keiner sprach. Der Wagen polterte weiter, der Bucklige kauerte auf seinem Sitz, die mageren Pferde zogen tapfer. Nie konnten sie die Kurve, die vor ihnen lag, erkennen, und wenn sie sie passiert hatten, war die Kurve hinter ihnen außer Sicht geraten.
    Endlich hielt der Wagen. Der Fahrer kletterte hinab und wies nach oben. De Richleau drückte ihm Geld in die Hand. Der Bucklige und sein Gefährt tauchten in der Dunkelheit unter. Richard sah hinterher. Erst jetzt fiel es ihm als merkwürdig auf, daß der Wagen keine Lampen hatte.
    Rutschend und stolpernd arbeiteten sie sich den Fußpfad hinauf, der zwischen hochaufragenden Felsen hinführte.
    Nach einer Weile konnten sie über ihren Köpfen Sterne sehen. Nachdem sie einen Vorsprung umrundet hatten, hob sich gegen den Nachthimmel das alte Kloster ab.
    Groß, dunkel und schweigend, von hohen Mauern umgeben hockte es auf einem an zwei Seiten steil abfallenden Felsen. In der Mitte erhob sich eine Kuppel, die teilweise eingestürzt war.
    Mit frischem Mut überwanden sie die Steigung bis zu dem Eingangsbogen. Die Tore standen weit offen und hingen verrottet an den Angeln. Sie überschritten den weiten Innenhof. Kein Zeichen von Leben war zu bemerken.
    Sie hielten auf das Hauptgebäude mit der beschädigten byzantinischen Kuppel zu. Das mußte die Kirche sein, und die Krypta würde darunterliegen.
    Der Herzog stützte sich schwer auf Rex’ Arm. Er wies mit dem Kopf auf ein paar schwache Lichter, die aus einer Reihe von Nebengebäuden fielen. Rex folgte seinem Blick und trieb zur Eile. In diesen am besten erhaltenen Teilen der Ruine lebten offenbar die sogenannten Mönche. Man hörte ein rauhes Lachen, dem das Geräusch von zersplitterndem Glas und ein paar grobe Flüche folgten.
    De Richleau hatte von Anfang an vermutet, daß es sich bei der Bruderschaft um nichts anderes als eine Räuberbande handelte, die von den Bauern der Umgebung Korn, Öl und Ziegenmilch erpreßte. Aber er hatte nicht damit gerechnet, daß die Ruine so groß war. Hier konnten sich fünfzig Mann leicht

Weitere Kostenlose Bücher