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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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nicht auf. Simon, zieh schnell das verdammte Priestergewand aus. Wenn diese Leute nicht zur Sûreté zurückkehren, wird es hier bald von Polizei wimmeln. Wir müssen so schnell wie möglich fort.«
    In fliegender Eile verband Marie Lou die Wunde. Richard fertigte eine Schlinge an. Rex und Simon zogen den niedergeschlagenen Polizisten aus, dessen Sachen Simon anlegte. Sie rannten aus dem Tempel, am Ufer der Seine entlang und über eine Brücke. Unter der Eisenbahnbrücke in Courcelles fanden sie endlich ein Taxi. Am Flughafen beschäftigten sich die vier Männer zuerst einmal mit Landkarten.
    »Zwölfhundert Meilen – nein, mehr. Nordgriechenland. Du kommst nicht über die Alpen. Halte auf Wien zu, dann südwärts nach Triest. – nein, Wien-Agram-Fiume«, so ging es hin und her. »Von Agram an können wir dem Tal der Sau folgen, so vermeiden wir die Dolomiten. Weiter nach Korfu. Yanina liegt ungefähr fünfzig Meilen landeinwärts. Ob wir in Yanina landen können? Wie weit mag es von dort aus noch nach Metsovo sein? Zwanzig Meilen Luftlinie. Das Kloster liegt auf dem Peristeri. Das ist ein sehr nützlicher Berg – sieh mal hier. Wir müssen das Flugzeug auf jeden Fall in Yanina verlassen. Wenn wir Glück haben, können wir Metsovo mit einem Wagen erreichen – Gott weiß, wie die Wege dort sein werden. Danach müssen wir uns Pferde beschaffen. Wann kannst du dort sein, Richard?«
    »Um Mitternacht sollten wir in Wien sein. In Fiume vielleicht um halb drei. Wenn Rex mich ablöst, können wir um acht Yanina erreichen. Dann hängt es davon ab, welche Transportmittel wir uns besorgen können.«
    Kurze Zeit darauf saßen sie wieder im Flugzeug, verließen das neblige Paris und flogen einem wunderbaren Sonnenaufgang entgegen. Abgesehen von Richard fielen sie alle in Schlaf.
    Als Marie Lou erwachte, war das Flugzeug gelandet. Eine Stimme sagte »Stuttgart«. Simon stand unten auf dem Boden und sprach in deutscher Sprache mit einem Angestellten des Flughafens. Dieser erklärte eben: »Der Pilot ist ein untersetzter Mann. Die Passagiere sind ein fetter Kahlkopf und ein kleines Mädchen.«
    Simon kletterte wieder in das Flugzeug. »Er muß dieselbe Route nehmen wie wir, aber er hat anderthalb Stunden Vorsprung.«
    In Yanina war dieser Vorsprung auf eine halbe Stunde zusammengeschmolzen. Rex gelang es, einen uralten offenen Ford aufzutreiben, mit dem sie in der Finsternis über einen Sandweg holperten. Es ging ständig bergauf. Weder Häuser noch Hütten, nicht einmal weißgetünchte Gartenmauern waren zu sehen. Links und rechts gab es nur Gestrüpp. Gelegentlich war ein Blick auf die steilen Felsen zu erhaschen, denen sie zusteuerten, oder in tiefe, nebelerfüllte Täler.
    De Richleau konnte sich später an die Fahrt kaum noch erinnern. Seit sie in Paris das Flugzeug bestiegen hatten, war er von einer unwiderstehlichen Müdigkeit befallen. Selbst seine Kraft war jetzt erschöpft. Während des größten Teils des Fluges hatte er geschlafen, und er konnte nicht wieder richtig wach werden. Der unbekannte dämonische Fahrer, der sie mit wenigen Worten in den klapprigen Ford getrieben hatte, beugte sich über sein Steuerrad und zwang den Wagen von Haarnadelkurve zu Haarnadelkurve weiter aufwärts. Der Weg war durch ausgewaschene Stellen gefährlich uneben. Das alte Auto hopste und schlingerte. Von seinen Hinterreifen sprangen lose Steine.
    Richard, Marie Lou und Simon, die auf den Hintersitzen saßen, wurden gegeneinandergeschleudert. Sie waren in stummes Elend versunken. Ihre Zähne klapperten in der nächtlichen Bergeskälte …
    Dann befanden sie sich in einem orientalisch anmutenden Raum mit niedriger Decke und schwerer Holztür, unter der Nebelschwaden hereinströmten, die im Licht der einzigen Öllampe auf dem rauh zugehauenen Tisch sichtbar wurden. Von den Balken hingen Zwiebelbündel und getrocknetes Fleisch. Von dem aus gestampftem Lehm bestehenden Fußboden strahlte Kälte aus. In einer tiefen Fensterhöhlung standen ein kunstloser irdener Krug und ein Holzteller mit einem Laib Brot, das mit einem Tuch zugedeckt war.
    Marie Lou merkte, daß sie herben roten Wein aus einem dicken Wasserglas trank. Sie sah Rex auf einer Bank an der Wand sitzen. Er starrte geistesabwesend auf das schmutzige Fenster. Die anderen standen und sprachen miteinander. Eine Bäuerin mit einem Tuch um den Kopf, das ihr Gesicht vor Marie Lou verbarg, schien mit ihnen zu streiten. Es mußte wohl um Geld gehen, denn de Richleau hielt ein Bündel

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