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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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verstecken.
    Über einen zweiten Hof und eine breite Treppe kamen die Freunde in die Kirche. Im schwachen Sternenlicht, das durch die Löcher in der Kuppel drang, suchten sie sich ihren Weg über zerbrochene Säulen und Haufen von Bauschutt, bis sie eine niedrige Tür fanden. Hinter ihr führte eine Treppe in stygische Finsternis.
    Marie Lou stolperte benommen zwischen Simon und Richard dahin. Sie fragte sich, was sie eigentlich in dieser alten Ruine wollten. Dann flutete die Erinnerung zurück. Hier, dort unten, war der Talisman des Seth verborgen. Im Hof war kein Nebel gewesen. Also konnte Mocata noch nicht eingetroffen sein. Aber wo war Fleur? Marie Lou meinte, sterben zu müssen – doch zuvor mußte sie Fleur finden.
    Die anderen waren stehengeblieben. Richard bemerkte, daß de Richleau eine altmodische Laterne bei sich trug, die er sich wohl in der Dorfschenke besorgt hatte. Der Herzog zündete den Kerzenstumpf in dem Gehäuse an und stieg die abgetretenen Stufen hinunter. Auf Zehenspitzen folgten sie ihm.
    Am Fuß der Treppe lag eine niedrige Krypta. De Richleau wandte sich nach Osten in der Annahme, der Altar der Krypta müsse sich unter dem Altar in der Kirche befinden. Zwanzig Meter weiter jedoch blockierte in der Mitte des Gewölbes ein schwarzes Steingebilde ihren Weg.
    »Natürlich«, murmelte er, »ich vergaß, daß die Krypta Jahrhunderte früher gebaut wurde. Damals legte man den Altar in der Mitte der Kirche an. Das muß er sein.«
    »Dann haben wir ihn geschlagen!« rief Rex triumphierend.
    »Vielleicht konnte er niemanden finden, der ihn zu dieser nächtlichen Stunde von Metsovo herfuhr«, vermutete Richard. »Von unserm Buckligen hieß es, er sei verrückt oder so ähnlich, und kein anderer würde es tun.«
    »Wir werden diese Steine umwenden müssen.« Rex nahm die Laterne und beleuchtete den Altar.
    »Bist du sicher, daß das die richtige Stelle ist?« fragte Richard. »Mir schwebt vor, Simon hätte in seiner Trance etwas von einem Seitenaltar in der Krypta gesagt.«
    Keiner antwortete. Während Richards Worte noch in ihren Ohren klangen, hatten sie alle plötzlich das Gefühl, sie würden von hinten beobachtet.
    Rex ließ die Laterne fallen. De Richleau fuhr herum. Marie Lou schrie leise auf. Nur zehn Schritte hinter ihnen war ein trübes Licht aufgetaucht. Zu ihm führte eine kurze Treppe hinauf.
    Oben lag eine Kapelle mit einem kleineren Altar, von dem die Seitenwand abgestemmt worden war. Und davor stand Mocata.
    Mit einem wütenden Schrei stürmte Rex vor, aber der Teufelsanbeter hob die linke Hand. Darin hielt er ein kleines schwarzes, zigarrenförmiges Ding, das leicht gekrümmt war. Es sandte ein phosphoreszierendes Glühen aus, so daß sich trotz des Halbdunkels die absolute Schwärze des Dings selbst klar und scharf gegen seine Aura abhob. Die Strahlen prallten gegen die Körper der Freunde und hielten sie mitten im Lauf auf halbem Weg zwischen dem Hauptaltar und den Stufen zur Seitenkapelle auf.
    Mocata schritt schweigend die Stufen hinunter. Das Ding, von dem sie sich denken konnten, daß es der Talisman war, in der linken Hand erhoben, umrundete er sie langsam. Auf seiner Spur erschien ein glühender Kreis. Sie konnten sich erst wieder bewegen, als der Kreis vollendet war.
    Von neuem wollten sie sich auf ihn stürzen, wurden jedoch mit einem Ruck zurückgeworfen. Es war unmöglich, den magischen Kreis zu verlassen.
    Der Satanist ging wieder in die Kapelle. Er entzündete auf dem Altar eine Reihe schwarzer Kerzen. Marie Lou keuchte entsetzt auf. In einer dunklen Ecke, neben der aufgegrabenen Erde, wo der Talisman verborgen gewesen war, kniete Fleur.
    »Fleur! Liebling!« rief Marie Lou beschwörend und streckte die Arme aus. Aber das Kind schien sie nicht zu hören. Es starrte mit großen Augen in die Krypta, sah jedoch offenbar nichts.
    Mocata setzte ein Weihrauchgefäß in Brand, schwang es rhythmisch hin und her und murmelte seltsame Anrufungen. Dann begann Fleur zu weinen. Ihr Schluchzen zerriß ihnen das Herz.
    Immer wieder versuchten sie, aus dem Kreis zu entkommen. Schließlich gaben sie ihre vergeblichen Bemühungen auf. Mit angstgeweiteten Augen beobachteten sie, wie sich aus den Weihrauchwolken auf dem Altar eine Materialisation zu formen begann.
    Zuerst schien es das Gesicht von Mocatas schwarzem Vertrauten zu sein, aber es änderte und verlängerte sich. Ein spitzer Bart erschien am Kinn; vier große, gekrümmte Hörner entsprossen dem Kopf. Bald wurden die Umrisse klar,

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