Dienerin zweier Herren
glücklich, dass ihm die erste Chance zustand. Obwohl ihm der Gedanke, dass Juliane sich morgen mit seinem Bruder treffen würde, überhaupt nicht gefiel. Es war das immer gleiche Problem seines Schicksals als eineiiger Zwilling. Wie so viele Frauen vor ihr würde auch Juliane sich nicht entscheiden, keine Wahl zwischen ihm und Antonino treffen – außer es gelang ihm, vor seinem Bruder sexuell zu punkten. Das hing aber alleine von Julianes Vorlieben ab. Zwar glichen sie sich als Zwillinge in ihrem Verhalten und Denken wie ein Ei dem anderen. Doch selbst auf Eier traf dies nur oberflächlich betrachtet zu. Die kleinen, feinen Unterschiede bemerkte kaum jemand und dennoch war er sich sicher, dass er sich in dieser einen Sache grundlegend von Antonino unterschied. Domenico zwang sich, den Gedanken daran zu verdrängen, und konzentrierte sich wieder auf die Leute, die ins Flair strömten.
Das Flair verfolgte ein nicht neues, aber in anderen Städten schon erfolgreich eingesetztes Konzept, um eine möglichst breite Masse zu erreichen. In den oberen Stockwerken des Hauses hatte sich eine Tanzschule etabliert. Im ersten Stock fanden Tanzkurse für alle Altersgruppen statt. Im zweiten Stock, mit Aufgang zur Dachterrasse, wurde Tanzmusik für das eher ältere Publikum gespielt. Im Erdgeschoss führten eine breite Treppe und ein Lift in die verschiedenen Etagen. Außerdem lud eine Bar zum Verweilen ein. Im Kellergeschoss befand sich eine Diskothek, in der für das jüngere, aber nicht ganz junge und eher betuchtere Publikum aufgelegt wurde. Mancher wechselte im Laufe des Abends zwischen den einzelnen Stockwerken.
Juliane war fast pünktlich, obwohl sie lange Zeit unschlüssig vor ihrem Kleiderschrank gestanden, einen Bügel nach dem anderen herausgezerrt und doch wieder hineingehängt hatte. Aus unerklärlichen Gründen war ihr alles nicht gut genug. Schließlich entschied sie sich für eine dünne schwarze Hose, eine bordeauxrote Sommerbluse mit tiefem Ausschnitt und trug dazu über dem Arm eine dazu passende Strickjacke. Viel zu brav, hätte Bea bestimmt geschimpft. Aber Juliane besaß keine aufreizende Abendgarderobe wie Bea. Sie hätte sich selbst eher als klassischen Typ bezeichnet, was auch ihrem Beruf entgegenkam.
«Ich habe tatsächlich ein Date», erklärte sie ihrem Spiegelbild, während sie sich schminkte und kämmte. «Und morgen noch eins, puh!» Sie betrachtete sich zufrieden.
Während sie sich ein paar schlichte weiße Perlenohrringe und eine dazu passende Kette umlegte, dachte sie nach. Es gab eine Frage, die sie seit Stunden beschäftigte. Falls es nicht beim Ausgehen bliebe – wäre sie zu einem sexuellen Abenteuer bereit? Ihr war klar, Bea würde bei so viel attraktiver Männlichkeit nicht einen Augenblick zögern. Und sie?
Irgendetwas geschah mit ihr, was sie in dieser Form noch nicht erlebt hatte. Alleine bei dem Gedanken an die beiden Männer wurde ihr heiß zwischen den Schenkeln und ihre Knie wurden butterweich. Sie sah auf ihre Brüste herunter. Ihre Brustwarzen zeichneten sich durch den Büstenhalter und den dünnen Stoff ihrer Bluse ab. Aufforderung pur. War sie denn wirklich so ausgehungert nach Berührungen?
Juliane kniff die Augen zusammen, während sie den Eingangsbereich absuchte. Dann entdeckte sie einen der Zwillinge, der ihr lässig zuwinkte und auf sie zukam.
«Hallo!» Sein Gesicht war zu unscharf, um Details zu erkennen. Verflixt, wenn ihre Augen nur ein wenig besser wären.
«Guten Abend, Juliane. Schön, Sie zu sehen», sagte er und reichte ihr die Hand.
«Guten Abend, Domenico.»
«Oh, là, là, Juliane. Woran haben Sie erkannt, dass ich es bin?»
Sie lächelte selbstbewusst. «Na, an Ihrer Stimme natürlich.»
«Ich dachte, Antonino und ich würden völlig gleich klingen?»
Juliane lächelte anstelle einer Antwort. Sie hatte geraten und ins Schwarze getroffen, aber das brauchte er nicht zu wissen.
Domenico nahm Juliane sanft am Arm und führte sie zu der Bar am Rande der Tanzfläche. Er blieb neben dem einzigen freien Barhocker stehen und bot ihn Juliane an. Sie setzte sich. Er nahm die Getränkekarte in die Hand und wollte sie Juliane reichen, aber sie schüttelte den Kopf. «Bestellen Sie mir irgendetwas.»
«So mutig – oder können Sie einfach nichts ohne Brille lesen?»
Sie lachte verlegen. «Woran haben Sie’s gemerkt?»
«Erstens tragen Sie immer eine Brille und zweitens kneifen Sie die Augen zusammen. Dabei steht Ihnen die Brille doch sehr gut. Haben Sie
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