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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bloom
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den Kopf gesetzt hast.«
    »Da musst du aber stolz auf mich sein!«, sagte Katy lachend.
    »Ich bin immer stolz auf dich«, erklärte Ben einen
Moment lang ernst. »Mehr, als dir je klar sein wird.« Er beugte sich vor und gab ihr einen alkoholgeschwängerten Kuss, bevor er sich umdrehte und einschlief.
    Katy lag da, starrte an die Decke und dachte noch einmal überaus selbstzufrieden an ihre dramatische Vorstellung. Welch ein Glück zu wissen, dass die Schwangerschaft ihre Persönlichkeit nicht komplett ausradiert hatte. Die echte Katy Chapman war noch immer quicklebendig und zu allem fähig. Als der Schlaf allmählich sein Recht von ihrem müden Körper einforderte, war der Gedanke an die Einladung zum Abendessen das Einzige, was ihren wiedererwachten Kampfgeist dämpfte. Morgen würde sie einen Ausweg finden, beschloss sie, als sie einnickte. Morgen würde sie Matthew entschlossen der Vergangenheit angehören lassen und wirklich mit den Vorbereitungen für die Ankunft ihres Babys anfangen – dem gemeinsamen Kind von ihr und Ben.

Elf
    Matthew hatte die letzten beiden Stunden in seinem schwarzen Lederchefsessel in seinem Home-Office gesessen und auf ein leeres Tabellenblatt auf seinem Computer gestarrt. Gelegentlich hatte seine Hand plötzlich eine Aktion ausgeführt und hatte erwartungsvoll über der Tastatur geschwebt – um in letzter Minute zurückgezogen und wieder auf die gepolsterte Armlehne gelegt zu werden.
    Alison hatte immer wieder hereingeschaut, um sich nach seiner Meinung zu den verschiedenen Menüvarianten für die Dinnerparty am Samstag zu erkundigen, so groß war ihre Aufregung, bei ihren ersten Gästen mit ihrem Haus zu prahlen. In der Tat war sie, nachdem sie vom Kurs heimgekommen waren, sofort hinter einem wahren Bollwerk von Kochbüchern berühmter Küchenchefs verschwunden. Der Anblick so vieler herablassend lächelnder Gesichter, so vieler überfütterter, überbezahlter Kochstars auf den Covern dieser überteuerten Passierscheine in die gesellschaftliche Akzeptanz hatte ihn schließlich veranlasst, sich in sein innerstes Heiligtum zurückzuziehen.
    Jedes Mal, wenn Alison hereingeschaut hatte, hatte er seinen Kopf eilig über eine Ausgabe, von Verordnungen zur Einkommensteuer, Band 6 gebeugt und sie gebeten, ihn nicht noch einmal zu stören.

    Schließlich hatte er um 23.04 Uhr ein Kästchen auf dem Bildschirm ausgewählt – oberste Reihe, drittes von links – und das Wort Katy eingetippt, bevor er es umgehend wieder gelöscht hatte.
    Komm schon, sagte er sich angespannt. Er konnte nicht verstehen, was los war. Normalerweise brauchte er genau das, wenn er sich über etwas Klarheit verschaffen musste. Ein schön ausgearbeitetes Tabellenblatt vollbrachte normalerweise das Wunder, ihn von einem herumpfuschenden Nervenbündel in einen Meister seiner Geistesgaben und Fähigkeiten zu verwandeln.
    Es war Alison gewesen, die ihn anfangs dazu gebracht hatte, diese Beschäftigung als Fetisch zur Strukturierung seiner Gedanken zu entwickeln. Als sie sich kennengelernt hatten, war sie entsetzt gewesen, dass er keine blasse Ahnung hatte, wo er in zehn Jahren überhaupt stehen wollte. Seine fehlende Perspektive in allen Bereichen seines Lebens hatte sie anfangs schier in den Wahnsinn getrieben, aber schließlich hatte sie seine Unentschlossenheit reizvoll gefunden und es sich zum Ziel gesetzt, ihn in den Mann zu verwandeln, der in ihm steckte.
    Deshalb hatte sie ihn eines Abends, als er bei ihr vorbeikam, um sie zu einem Kinobesuch abzuholen, in ihre Küche gezerrt. Mit Hilfe mehrerer DIN-A3-Blätter und einer Handvoll bunter Filzstifte hatte sie ihn nach und nach ermutigt, gedrängt und aus ihm herausgekitzelt, was er mit seinem Leben anfangen wollte. Am Ende des Abends war er so erschöpft, wenn nicht gar gerührt gewesen, dass er ihr Dinge eingestanden hatte, die er sich vorher nicht einmal selbst eingestanden hatte.
    Zwei Tage später hatte er in seiner Post ein wunderbar getipptes Diagramm mit dem Titel MATTHEWS PLAN
samt einer Zeitachse und Listen zur Umsetzung gefunden. Alles schien so einfach, wie sie es aufgeschrieben hatte. So einfach, dass er noch am selben Morgen, bevor er das Haus verlassen hatte, den Telefonhörer genommen und den Prospekt eines Colleges angefordert hatte, das Abendkurse in Buchhaltung anbot.
    Außerdem hatte er seinen Kumpel angerufen, der zeitweise auf seiner Couch nächtigte, und ihm mitgeteilt, dass er, sollte er nicht bis zum Wochenende ausgezogen sein, Miete von ihm

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