Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bloom
Vom Netzwerk:
Fehler des Kindes, oder? Jedes Kind hat einen guten Vater verdient. Jedes Kind, nicht wahr?«
    Ben blieb der Mund offen stehen. Er hatte noch nie
einen ganzen Satz von Luke gehört, geschweige denn mehrere hintereinander.
    »Oder etwa nicht? «, wiederholte Luke deutlich lauter.
    Ben torkelte unter der Wucht dieser Frage und dem Bier zurück, das sich größtenteils über seine Hose ergoss.
    Luke griff nach einem Stuhl und schaffte es, Ben dazu zu bringen, sich zu setzen.
    »Oder hat es das nicht verdient?« Luke stellte Ben die Frage noch einmal.
    Ben sah ihn an, die Augenbrauen gerunzelt, tief in Gedanken.
    Schließlich antwortete er sehr ruhig: »Verdammt, das ist mit Sicherheit so, Luke, verdammt, das ist sicher so.«
    Er hievte sich unsicher auf die Beine und wankte nach draußen.

Sechzehn
    Katy beobachtete vom anderen Ende des Raums, wie Ben aufstand und hinausging. Er hatte den ganzen Abend über kaum zwei Worte mit ihr gewechselt, und sie war es leid, diese hölzerne Unterhaltung mit Matthew und Alison führen zu müssen. Und noch mehr war sie es leid zuzuschauen, wie Matthew Alison die geschwollenen Füße massierte, selbst wenn er dabei nicht besonders glücklich wirkte. Alisons selbstgefälliges Lächeln ging ihr auf eine Weise auf die Nerven, dass sie es nicht ertragen konnte, überhaupt nur darüber nachzudenken. Sie sah weg – um dafür mit dem Anblick von Charlene und Luke beim Knutschmarathon konfrontiert zu werden. Sie starrte die beiden an, unfähig, ihre Augen loszureißen, wie sie sich begierig küssten, ehe sie zu einem sonderbaren Ritual des Ohrknabberns übergingen. Als sie wieder auftauchten, um Luft zu holen, nahm Luke Charlene bei der Hand und führte sie zu einem Stuhl. Sie setzten sich nebeneinander, und Luke legte seinen Arm um sie und streichelte zärtlich ihren Bauch.
    Ben hatte niemals ihren Bauch gestreichelt. Nein, das war gelogen, fiel ihr ein. Er hatte es einmal getan, als die Wölbung sich langsam abzeichnete. Sie hatten eines Abends eine DVD gesehen, und er hatte sich zu ihr hinübergebeugt, und in einem der intimsten Momente überhaupt
hatte er ihren Oberkörper sanft angestupst und liebevoll ihren noch kaum sichtbaren Bauch gestreichelt. Aber ihr war das viel zu intim gewesen. Das war nicht die Art Beziehung, die sie ihrer Meinung nach angestrebt hatte. Sie lachten miteinander, hatten Spaß miteinander, hatten Sex – aber ein wirklich intimes Verhältnis hatten sie nicht miteinander. Sie hatte Vertrautheit jahrelang als Warnsignal betrachtet, dass sie sich im Bereich von potentiellem Liebeskummer aufhielt – und so hatte sie seine Hand mit Bestimmtheit weggeschoben, war aufgestanden und hatte Tee gekocht.
    Gerade als ihr durch den Kopf ging, was zum Teufel sie sich dabei gedacht hatte, dröhnte die Stimme des DJs über den Lautsprecher, um den nächsten Song anzukündigen: »Für alle Liebenden unter euch haben wir jetzt einen echten Schmusesong, einen alten Hit, den sich die Brautmutter höchstpersönlich gewünscht hat. Also los, Männer, schnappt euch ein Mädel, geht auf die Tanzfläche und reibt euch am warmen Fleisch.«
    Katy schüttelte sich bei seiner Wortwahl und spürte, wie ihr ganzer Körper in sich zusammensackte, als die Anfangstakte des Achzigerjahre-Hits Right Here Waiting von Richard Marx ertönten. Die Tanzfläche füllte sich sofort, und sie beobachtete wie durch einen Schleier vor den Augen, dass sich ein Meer von Blümchenkleidern an verknitterte und verschwitzte blaue und weiße Hemden drückte. Das Lied war in ihrem ersten Jahr an der Universität ein Riesenhit gewesen, und sie erinnerte sich schmerzlich daran, wie gerade dieser Song es nach ihrer Trennung von Matthew geschafft hatte, sie ins heulende Elend zu stürzen.
    Wie sie jetzt so allein hier saß und die Liebespaare sich
vor ihren Augen wiegten, erinnerte sie die Situation viel zu sehr an ähnliche Nächte, die sie am Rand der Tanzfläche der Studentenvereinigung verbracht hatte: Sie hatte ihren Freunden beim Knutschen zugesehen und sich nach Matthew gesehnt.
    Nun bemerkte sie mit einer Klarheit, die ihr schier das Herz zerriss, dass sie nicht mehr diejenige sein wollte, die allein am Rand der Tanzfläche saß. Und mit absoluter Sicherheit nicht bei einer Hochzeit, im neunten Monat schwanger. Genaugenommen wollte sie, zu ihrem eigenen Erstaunen, diejenige sein, deren Bauch gestreichelt wurde – wie Charlenes.
    Gerade als sie spürte, wie ihre Gedanken anfingen, sich in einer grauenhaften

Weitere Kostenlose Bücher