Dienstags ist sie nie da - Roman
Vertrau mir!« Daniel schob sie an den Rand der Tanzfläche und organisierte Sitzplätze für die schwangeren Frauen.
Kurz darauf tauchte Charlene aus den Toiletten auf, gefolgt von ihrer Entourage. Alle waren mit BH-Tops und erschreckend kurzen Miniröcken in Blaumetallic bekleidet – oder eher unbekleidet. Charlene selbst war ein wenig zurückhaltender angezogen, trug aber dennoch einen ziemlich anzüglichen, leuchtend roten Rüschenfummel, der am Rücken knielang war, vorne aber wegen ihres Kugelbauchs gerade noch den Schritt bedeckte. Sie schwankte in halsbrecherischen High Heels über die Tanzfläche zur Eingangstür des Saals.
»He, ihr da! Drückt eure Kippen aus und kommt jetzt rein!«, rief sie der paffenden Menge vor der Tür zu. »Wenn ihr nicht kommt, mach ich die Bar zu, weil das hier nämlich meine Hochzeit ist und ihr tun müsst, was ich euch sage.«
Sie stolzierte wieder quer durch den Saal auf den DJ zu und steuerte dann die Bar an, während die halbstarken Raucher nach und nach hereintröpfelten.
Charlenes Freundinnen standen nun alle in lockerer Linie in der Mitte der Tanzfläche und vollführten bizarre, verwundene Bewegungen, als ob sie sich darauf vorbereiteten, zu einem Sprint zu starten. Charlene brüllte dem DJ einen Moment etwas ins Ohr, bevor sie den Daumen
hob. Dann kämpfte sie sich durch ein Labyrinth an Kabeln und Lautsprechern ihren Weg zurück zur Tanzfläche. Sie rief etwas, und sofort bildete sich eine schnurgerade Linie mit etwa zwei Füßen Abstand zwischen den Mädchen.
»Okay, Ladys und Gentlemen«, sagte der DJ und unterbrach seine ziemlich abgestandene Motown-Session. »Wenn ich um Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit bitten darf, wir haben für Sie heute Abend nämlich etwas ganz Besonderes. Anscheinend wollte unser attraktiver Bräutigam Luke nicht mit dem ersten Tanz den heutigen Abend eröffnen, weil er zu schüchtern ist. Jetzt will ich von allen ein lautes Aaaaah für Luke hören!«
Im Saal war es totenstill, sah man von einem kleinen Mädchen ab, das unter einem Tisch kreischte: »Finger weg von meiner Muschi!«
»Na los, Leute, ein lautes Aaaaah für den armen, alten Luke«, bettelte der DJ.
Ein schwaches Aaah tönte aus der Ecke der Gruftis, die jetzt abwechselnd in die Küche gingen, um nachzufragen, wann endlich das Büffet aufgetragen würde.
»Also, unsere Charlene, die bekanntlich alles andere als von der schüchternen Sorte ist, ist zu dem Schluss gekommen, dass sie dennoch gern einen Eröffnungstanz hätte, und zwar mit ihren Freundinnen. Sie hat ihn ihrem frischgebackenen Ehemann gewidmet. Also hier ist, und nur für diese Nacht, Leeds’ Antwort auf die Pussycat Dolls. Sie zeigen zu Ihrer Unterhaltung Don’t Cha Wish Your Husband Was Hot Like Mine .«
»Bravo, bravo«, jubelte Daniel stürmisch. »Einfach genial! Absolut irre! Na dann los, Mädels!«
Die in Reih und Glied stehenden Mädchen nickten
einander leicht im Rhythmus der Musik zu, als die ersten Takte des Songs aus den Lautsprechern dröhnten. Dann schienen sie alle gleichzeitig tief Luft zu holen, bevor sie mit ausladenden, nicht sonderlich synchronen Armbewegungen winkten, die sie die ganze erste Strophe über beibehielten. Daraufhin folgte eine kurze Atempause, ehe sie in Positur für den Refrain gingen. Als der erste Vers begann, machten sie alle gleichzeitig einen Satz nach vorn und drehten sich wild, während sie aus vollem Hals den adaptierten Text des Songs lauthals brüllten.
Don’t cha wish your husband was hot like mine?
You really shouldn’t wish ’cause from today he’s all mine?
Don’t cha
Don’t cha baby
Don’t cha wish your husband was right like mine?
If you try and steal him I will fight you ’cause he’s mine.
Don’t cha
Don’t cha Baby.
Der Effekt war besorgniserregend. Einige der Mädchen hatten eindeutig Stunden damit verbracht, ihre Drehungen perfekt einzustudieren, während andere, für die der Tanz eine physische Herausforderung darstellte, aussahen wie Lehm auf einer Töpferscheibe in den Händen eines schier miserablen Töpfers.
Mittlerweile war Daniel hysterisch. »Das kann man nicht mit Geld bezahlen!«, rief er, als er sich die Augen wischte. »Selbst mein kreatives Genie könnte sich so etwas nicht einfallen lassen. Obwohl ich zugegebenermaßen Charlene auf die Idee gebracht habe, hätte ich mir nie träumen lassen, dass der Auftritt so toll werden würde. Ich glaube,
ich nehme sie unter Vertrag. Diese Show wäre unschlagbar bei der Gay Pride
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