Dienstags ist sie nie da - Roman
über die Schulter warfen, um in Gekicher auszubrechen. Die jungen Burschen der Gruppe nahmen eine defensive Haltung ein; zweifellos diskutierten sie, wie sie mit diesem neuen Fremdling, der ihr Revier bedrohte, umgehen sollten.
Katy und Ben hatte man an der Tür einfach stehen gelassen. Charlene hatte sie völlig ignoriert. Ben warf einen Blick auf Matthew, sagte etwas zu Katy und ging dann wieder nach draußen, ohne auch nur Hallo gesagt zu haben.
»Ich frage mich, was um alle Welt in Ben gefahren ist«, wunderte sich Alison. »Er war so schlecht gelaunt bei unserer Essenseinladung, und seine Manieren waren, na ja, nicht existent. Dann ist er nicht im Kurs aufgetaucht. Da geht etwas wirklich Merkwürdiges vor. Ich glaube, er kommt mit dem Gedanken, Vater zu werden, nicht klar. Arme Katy. Sie ist so nett und hätte wirklich etwas Besseres verdient, findest du nicht auch?«
Matthew zweifelte bei der Antwort an sich selbst, deshalb gab er vor, die Frage nicht gehört zu haben.
»Hörst du mir überhaupt zu?«, hakte Alison nach. »Bist du nicht auch der Meinung, dass Katy etwas Besseres verdient hätte?«
»Ja«, brachte er flüsternd heraus, wobei es ihn Mühe kostete, sein Verlangen zu unterdrücken, hinüberzurennen und die total verloren wirkende Katy zu trösten.
»Ich gehe sie aufmuntern«, verkündete Alison, marschierte mit ausholenden Schritten los und schleifte Matthew hinter sich her, der sich mittlerweile fragte, ob es nicht ein großer Fehler gewesen war herzukommen.
»Na, noch kein Anzeichen von dem Baby?«, fragte Alison, als sie Katy erreichte.
»Ehm, nein, noch nicht«, erwiderte Katy und sah Matthew nervös an. »Bin überrascht, dass ihr hier seid.«
»Nicht so überrascht wie ich«, sagte Alison. »Matthew hat darauf bestanden, dass wir kommen. Ich habe keinen blassen Schimmer, warum.«
Matthew vermochte den Blick, den ihm Katy zuwarf, nicht zu deuten.
»Ben wollte unbedingt kommen«, sagte Katy schließlich. »Sieht so aus, als hätten Luke und er sich dank der bevorstehenden Vaterschaft ein bisschen angefreundet.«
»Ich schätze, sie haben wirklich eine Menge gemeinsam«, sagte Matthew.
»Was, weil sie beide zu jung sind – oder wie meinst du das?«, schoss Katy zurück. »So jung ist Ben gar nicht mehr, weißt du.«
»Du hast recht, im Grunde ist er sehr reif«, erwiderte Matthew, unfähig, den Sarkasmus in seiner Stimme zu unterdrücken.
»Matthew!«, sagte Alison scharf.
»Ignoriere ihn einfach, Katy. Er hat eine grässliche Laune. Ich bin so froh, dass du hier bist, dann kann ich mich wenigstens mit jemandem vernünftig unterhalten,
bevor wir uns entschuldigen und diese Farce von einer Hochzeit verlassen.«
Katy war von Alisons offensichtlicher Verachtung schockiert. »Solange Charlene und Luke glücklich sind – das ist doch alles, worauf es ankommt, oder?«, sagte sie.
»Na ja, wenn man mit achtzehn heiratet, kann man wohl wirklich nicht mehr erwarten. Aber mal im Ernst, Katy: Wärst du glücklich, wenn du mit Ben euren ersten Tanz als verheiratetes Paar in so einem Schuppen tanzen müsstest?«, fragte Alison.
»Katy und Ben werden nicht heiraten, das haben sie dir doch schon erklärt«, sagte Matthew bestimmt.
»Sie könnten aber«, erwiderte Alison. »Ben könnte sich entscheiden, dass er es doch möchte – vielleicht …« Sie verstummte.
»Wer weiß«, meinte Katy und sah sich verzweifelt um. »Ach, schaut mal, da kommt Daniel zurück«, sagte sie überaus erleichtert.
»Hallo, alle zusammen!«, grüßte er, als er näher kam. »Was für eine tolle Party.«
»Wie es scheint, hast du sofort eingeschlagen«, meinte Katy. »Worüber hast du denn mit den jungen Mädels geredet? «, fragte sie.
»Über Musik und Tanz natürlich«, antwortete er. »Die beiden größten Obsessionen, die weibliche Teenager und homosexuelle Männer gemeinsam haben. Das – und verliebt zu sein, natürlich«, fügte er hinzu und bedachte Matthew mit einem verschmitzten Lächeln.
»Und anscheinend auch öffentliche Toiletten«, sagte Katy und stieß Daniel in die Seite, als sie auf Charlene und die Clique ihrer Freundinnen deutete, die miteinander zu den Damentoiletten marschierten.
»Kein Grund für solche Kommentare, Katy. Nur zu deiner Information: Sie wollen sich nur umziehen, um sich für den ersten Tanz fertig zu machen.«
»Was? Alle?«
»Ja. Alle. Nun schlage ich vor, dass wir zusehen, Plätze mit guter Sicht zu ergattern, weil du das nämlich nicht verpassen solltest.
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