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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bloom
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Sie saß unbequem auf einem Stuhl, mitten auf der Tanzfläche, direkt neben seinem Kopf.
    »Was ist passiert, frag ihn, was passiert ist!«, kreischte sie Katy an.
    Katy blickte auf Matthew herunter, der wieder zu sich gekommen, aber noch nicht ganz bei Sinnen war. Dann schaute sie sich nach Ben um, doch der war nirgends zu sehen.
    »Der andere Typ hat ihm eins verpasst«, erklärte Scott. »Genau in die Fresse. Es war ein perfekter Schlag. Ich habe versucht, die beiden aufzuhalten, ehrlich, ich hab’s probiert. Ich war in der Toilette, wissen Sie, als mir klar wurde, dass Ärger in der Luft lag, und ich stand zwischen ihnen und habe ihnen gesagt, sie sollten damit aufhören, aber dieser andere Typ sagte mir, ich solle einen Abgang machen. Offensichtlich wollte er nicht, dass ich zuschaue, wie er ihm eine reinhaut.«
    »Von wem redest du überhaupt? Wer hat ihn geschlagen? «, schrie Alison Scott an.
    »Sie wissen schon, Ihr Typ, groß, bisschen abgerissen«, erwiderte Scott und deutete auf Katy.
    »Katy, er meint doch nicht etwa Ben, oder? Warum sollte Ben auf Matthew losgehen?«
    »Ich weiß es nicht, Alison. Ich hatte keine Gelegenheit, ihn zu fragen, und jetzt ist er weg.«
    Alison starrte Katy an, dann riss sie sich zusammen und
fragte Charlenes Vater, ob er ihr behilflich sein könnte, Matthew zu ihrem Auto zu schaffen.
    »Natürlich«, antwortete er. »Soll ich mal schauen, ob wir ein paar heiße Handtücher bekommen?«, fragte er verwirrt vom Alkohol, dem Anblick so vieler schwangerer Frauen und einem Mann, der platt auf dem Rücken lag.
    »Nein, ich glaube nicht, dass wir sie brauchen. Schaffen Sie ihn einfach zum Auto, und ich fahre ihn dann nach Hause.«
    »Kann ich mitkommen und dir helfen, ihn ins Haus zu schaffen?«, bat Katy, als Charlenes Vater sich Matthew über die Schultern wuchtete.
    »Nein«, gab Alison zurück. »Ich finde, ihr beide, du und Ben, ihr habt bereits genug getan, meinst du nicht auch?«
     
    Katy war schockiert gewesen, wie still so ein Telefon sein konnte. In ihrem normalen Leben klingelten Telefone ständig und verlangten ihre Aufmerksamkeit. Sie stellte fest, dass sie sich nicht an diese gespenstische Stille gewöhnen konnte, zumal ihr Körper vor Anspannung, das leiseste Läuten könnte ein Anruf von Ben sein, mit der Alarmstufe Rot reagierte.
    Und so musste Katy zugeben, dass sie nur zwei Wochen vor der Entbindung ein Häufchen Elend war. Sie fühlte sich wie eine dieser Krabben im Fernsehen, die hoffnungslos herumkrabbelten und versuchten, einen Fluchtweg zu finden, jedoch in keiner Richtung weiterkamen und dabei die ganze Zeit wussten, dass das Unausweichliche bevorstand. Für die Krabben war es mit Sicherheit der Tod, für Katy war es mit Sicherheit das Leben. Das Leben eines neugeborenen Babys, das derzeit keine Chance auf einen
Vater hatte, geschweige denn auf zwei. Jedes Mal, wenn sie sich daran erinnerte, wie Ben mitten auf der Tanzfläche ihren Bauch gestreichelt hatte, löste dies eine Welle unkontrollierter Schluchzer aus. Es brachte sie schier um, daran zu denken, dass sie es sich zum ersten Mal seit Matthew – wenn auch nur für eine halbe Stunde – erlaubt hatte, sich gedanklich den Fantasien einer Langzeitbeziehung mit einem Mann hinzugeben. Während sich Ben fröhlich an Daniels Wodka bedient hatte, da hatte sie sich dabei ertappt, wie sie von einer schlichten, aber wunderbaren Hochzeitszeremonie an einem Strand träumte, bei der sich ihr Kind an Bens Hand klammerte und die Schleife hielt, an der ihre Eheringe baumelten. Es war herrlich gewesen, endlich ihre Gedanken vertrauensvoll in die Zukunft schweifen zu lassen, und sie empfand es als schrecklich grausam, dass es nun wieder so aussah, als würden sich ihre Hoffnungen nicht erfüllen.
    Sie schaltete den mittlerweile verzweifelten Krabben den Ton ab und krabbelte unter der Bettdecke hervor, die zur Dauereinrichtung auf ihrem Sofa geworden war. Ihr wurde klar, dass nichts in ihrem Leben so war, wie es sein sollte. Die Bettdecke immer auf dem Sofa, den Schlafanzug immer am Körper, das schmutzige Geschirr immer in der Spüle, die Krankenhaustasche noch immer leer hinten im Wandschrank, die eingekauften Babysachen noch immer in den Plastikhüllen in den Einkaufstüten – und Ben irgendwo anders.
    Durch den Nebel ihrer Verzweiflung kam sie zu dem Schluss, dass sie etwas tun musste. Vielleicht würde es ihr ja helfen, wenn sie alles wieder an seinen Platz brachte. Der Plan war eigentlich nicht schlecht. Besser

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