Dienstags ist sie nie da - Roman
Moment zu, Kumpel. Du hast deine Chance gehabt. Jetzt würde sie dich keines Blickes mehr würdigen, also hau ab, du arrogantes Arschloch.«
Matthew griff nach einem abgebrochenen Handtuchhalter und versuchte, sich zu beruhigen, sichtlich geschockt von Bens verbaler Attacke.
»Erbärmlich, einfach nur erbärmlich«, lachte Ben.
Das Nächste, was Ben spürte, war, wie er zurücktaumelte und sein Kinn wie Feuer brannte. Er knallte in die Schwingtür der Toilette, stolperte in den vollen Saal und auf den Rand der Tanzfläche. Und dann war Matthew auch schon über ihm und zog ihn am Kragen in die Höhe.
»Sie würde mich nicht wollen, sagst du? Würde mich nicht wollen?«, zischte er wutentbrannt Ben ins Ohr. »Ich finde, das solltest du lieber mal sie fragen! Weil sie mich an dem Abend beim Schülertreffen nämlich ganz bestimmt wollte. Nette Wohnung, die sie da hat. Warst du nicht gerade auf einem Junggesellenabschied? Erstaunlich, was der Mensch so alles verpasst, wenn er auf einen Junggesellenabschied geht, nicht wahr?« Matthew drückte Bens Kopf wieder auf den Fußboden, stand auf und machte sich schwankend quer über die Tanzfläche davon in Richtung Tür.
Die Aufregung war den alten Mädels nicht entgangen, die auf der Tanzfläche vornehm mit dem Kopf zu einem Song von Eminem wackelten. Sie stürzten zur Stelle, wo Matthew Ben liegen gelassen hatte.
»Was tust du denn dort auf dem Boden, mein Lieber«, sagte eine.
»Möchtest du einen Sherry?«, fragte eine andere.
»Gib’s ihm, dem Wüstling, hau ihm eine von mir rein«, sagte eine überdrehte Dame, die vorne auf ihr Polyesterkleid die Soße gekleckert hatte.
Ben kämpfte sich seinen Weg durch seine Anhängerschaft und erreichte Matthew, gerade als dieser die Mitte der Tanzfläche ereicht hatte. Er packte ihn an der Schulter, wirbelte ihn herum und legte ihn mit einem extrem
gut gezielten linken Haken flach. Matthew fiel zu Boden, als hätte man ihn erschossen. Da lag er, regungslos.
»Ben!«, tönte der erste Schrei. »Was machst du denn da?«
Katy schob sich durch die Menge der Teenager, die schneller als sie am Schauplatz des Geschehens angelangt waren und von Ben überaus beeindruckt schienen.
Ben starrte sie an und wusste nicht, was er sagen oder empfinden sollte. Er öffnete seinen Mund zum Sprechen, schloss ihn aber wieder, als sich Katy auf die Knie fallen ließ und neben Matthew niederkniete, der immer noch außer Gefecht war.
»Matthew, wach auf, bitte, wach auf«, flehte sie das blasse Gesicht an.
»Wie konntest du nur?«, sie drehte sich zu Ben um, warf ihm einen eisigen Blick zu und schüttelte den Kopf.
Wieder öffnete er seinen Mund; er wollte etwas sagen oder schreien oder sonst etwas, doch es kamen keine Worte. Er warf einen letzten Blick auf die Szene vor ihm, dann drehte er sich um und ging weg, zur Tür hinaus in die Nacht.
Siebzehn
Katy sah sich The Deadliest Catch – Der gefährlichste Job Alaskas im Discovery Channel an. Fischer rangen mit Hunderten von lebendigen Krabben, die aus den Netzen auf das betriebsame Deck eines Fischerboots fielen – und von alledem wurde ihr ein wenig schlecht. Sie wusste nicht recht, warum sie sich ansah, wie diese Männer durch die Hölle gingen, aber sie vermutete, dass es sie tröstete, jemanden zu sehen, dessen Leben noch schlimmer war als das ihre. Es war erst der zweite Tag ihres Mutterschaftsurlaubs, und das Tagesfernsehen hatte bereits seine Attraktivität eingebüßt, zumal ihre Fernbedienung darauf bestand, sie zu den Baby-Programmen zu zappen, die wunderbare, liebevolle Paare zeigten, die miteinander eine wunderbare, liebevolle Erfahrung machten. Um ein Haar hätte sie aus Entrüstung ihr Abo gekündigt und den Sky Channel wegen seelischer Grausamkeit verklagt. Doch dann war sie zufällig auf The Deadliest Catch gestoßen. Es hatte sie enorm aufgemuntert, die Männer derart grauenvollen Bedingungen ausgesetzt zu sehen. Zufällig mochte Ben diese Serie auch am liebsten, und sie vermutete, dass sie unbewusst dabeigeblieben war in der Hoffnung, sie könnte als eine Art von Rückrufsignal für Ben fungieren, wieder zurück zu ihr in die Wohnung zu kommen.
Katy hatte Ben seit dem Abend auf dem Hochzeitsfest vor drei Tagen nicht mehr gesehen. Zum Glück hatte es Matthew die Augen geöffnet, als ihm Scott, hilfsbereit wie er war, eine Halbe kaltes Bier ins Gesicht gekippt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war Alison auf die Auseinandersetzung aufmerksam geworden und am Tatort erschienen.
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