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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Lewis
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geringsten Neckereien bei solchen Gelegenheiten zum Lachen anreizen, zeigt, daß sie nicht die eigentliche Ursache des Lachens sind. Die wirkliche Ursache ist uns unbekannt. Etwas Ähnliches drückt sich in einem großen Teil jener abscheulichen Kunst aus, welche die Menschen Musik nennen. Und etwas ganz Ähnliches geschieht im Himmel – eine sinnlose Steigerung im Rhythmus himmlischen Erlebens – für uns undurchsichtig. Lachen dieser Art nützt uns nichts und sollte immer unterbunden werden. Nebenbei bemerkt, diese Erscheinung ist an sich ekelhaft und eine offene Beleidigung des Wirklichkeitssinnes und der Würde und Strenge der Hölle.
    Der Scherz ist mit der Freude nahe verwandt. Er ist eine Art Überschäumen des Gemütes und entspringt dem Spieltrieb. Uns nützt er sehr wenig. Er kann natürlich hin und wieder benützt werden, um Menschen von etwas abzubringen, was sie nach dem Wunsch des Feindes fühlen oder tun sollten. An sich aber hat der Scherz völlig unerwünschte Tendenzen; er fördert Güte, Mut, Zufriedenheit und viele andere Übel.
    Der eigentliche Witz jedoch, der durch die plötzliche Wahrnehmung gewisser Ungereimtheiten entsteht, ist ein viel verheißungsvolleres Gebiet. Ich denke nicht in erster Linie an die unanständigen, unzüchtigen Witzeleien; wenn sie auch bei Versuchern zweiter Ordnung hoch im Kurse stehen, ergeben sie oft enttäuschende Resultate. In Wirklichkeit teilen sich die Menschen in dieser Sache ziemlich klar in zwei Gruppen. Für die einen ist „keine Leidenschaft so ernst wie die Lust“, und eine unschickliche Geschichte hört für sie in dem Maß auf, Lüsternheit hervorzurufen, als sie komisch-spaßhafte Formen annimmt. Dann gibt es andere, bei denen Lachen und Lust gleichzeitig und durch die gleichen Dinge hervorgerufen werden. Die ersteren witzeln über geschlechtliche Dinge, weil sie zu viel Ungereimtheiten Anlaß geben; die andern pflegen die Ungereimtheiten, weil sie einen Vorwand liefern, über geschlechtliche Dinge zu reden. Gehört Dein Mann in die erste Reihe, so wird Dir zotenhafter Humor keine Hilfe sein. Nie werde ich die Stunden vergessen (für mich Stunden untragbarer Langeweile), die ich mit einem meiner früheren Patienten in Bars und „Herrenzimmern“ verschwendete, ehe ich diesen Grundsatz kennenlernte. Mache ausfindig, zu welcher Gruppe von Leuten Dein Patient gehört, und sieh zu, daß er es nicht entdeckt.
    Der richtige Gebrauch des Witzes oder des Humors liegt ganz anderswo. Er ist ganz besonders verheißungsvoll unter Engländern, die ihren „Sinn für Humor“ so ernst nehmen, daß ein Mangel auf diesem Gebiet beinahe als einziger Mangel empfunden wird, dessen sie sich schämen. Der Humor hilft ihnen nicht allein über alles hinweg, er ist auch (merk Dir das!) die alles entschuldigende Anmut des Lebens. Deshalb ist er ein unschätzbares Mittel, das Schamgefühl zu zerstören. Läßt ein Mensch einfach andere für sich bezahlen, dann ist er „geizig“; prahlt er in scherzhafter Weise und neckt seine Kameraden damit, daß er „sie erwischt habe“, dann gilt er nicht mehr als „geizig“, sondern als lustiger Geselle. Feigheit als solche ist eine Schande; Feigheit aber, deren sich einer mit humorvoller Übertreibung und grotesken Gebärden rühmt, wird als „spaßhaft“ abgetan. Grausamkeit ist schändlich – es sei denn, der grausame Mensch vermöge seine Grausamkeit als „Fopperei“ aufzutischen. Tausend schlüpfrige oder gar gotteslästerliche Witze bringen einen Menschen der Verdammnis nicht so nahe wie seine Entdeckung, daß er beinahe alles, was ihm in den Sinn kommt, tun kann, nicht allein ohne jegliche Mißbilligung, sondern mit der vollen Bewunderung seiner Gefährten, wenn er es nur als Witz aufzuziehen vermag. Diese Versuchung kann vor Deinem Patienten fast völlig verborgen bleiben durch die Wichtigkeit, die der Engländer dem Humor beimißt. Jede Eingebung, die Sache könne doch zu weit gehen, kann ihm als „puritanisch“ oder als Anzeichen „fehlenden Humors“ aus dem Kopfe geschlagen werden.
    Spott jedoch ist das Beste von allem. In erster Linie ist er sehr ökonomisch. Nur einem geistreichen Menschen gelingt ein wirklicher Witz über die Tugend oder auch über irgend etwas anderes sonst, jeder hingegen kann dazu gebracht werden, die Tugend ins Lächerliche zu ziehen.
    Unter leichtfertigen Leuten gilt alles schon als Witz; zwar macht keiner wirklich einen, doch jede ernste Frage wird in einer Weise behandelt, die

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