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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Lewis
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rechten Hand sind „Freuden ohne Ende“. Puh! Ich glaube, Er hat nicht die leiseste Ahnung von jenem hohen und erhabenen Geheimnis, zu dem wir uns in der „Schau des Elendes“ erheben. Er ist so gewöhnlich, Wormwood! Er hat spießbürgerliche Ansichten. Er hat Seine Welt mit Vergnügen aller Art gefüllt. Die Menschen beschäftigen sich im Laufe des Tages mit so vielen Dingen, um die Er sich nicht im geringsten kümmert: schlafen, waschen, essen, trinken, lieben, spielen, beten, arbeiten. Alles muß zuerst verdreht werden, ehe es uns irgendwie von Nutzen sein kann. Wir haben unter grausamen Nachteilen zu kämpfen. Nichts ist naturgemäß auf unserer Seite. (Nicht daß das Dich entschuldigen würde. Mit Dir werde ich gleich noch abrechnen. Du hast mich immer gehaßt und bist, wenn Du Dich sicher glaubtest, unverschämt gegen mich gewesen.)
    Natürlich wird er auch mit der Familie dieses Mädchens und ihrem ganzen Anhang bekannt werden. Konntest Du wirklich nicht sehen, daß gerade das Haus, in dem sie wohnt, ein Ort ist, den er nie hätte betreten dürfen? Der ganze Ort ist durchtränkt von jenem tödlichen Geruch. Selbst der Gärtner, der doch erst fünf Jahre im Hause dient, beginnt ihn zu verbreiten. Sogar Gäste, die sich nur für ein Wochenende dort aufhalten, tragen etwas von diesem üblen Geruch mit sich weg. Der Hund und die Katze sind davon verpestet. Und das Haus ist erfüllt von dem undurchdringlichen Geheimnis. Wir sind ganz sicher (das ist eine grundsätzliche Überlegung), daß jedes Glied der Familie auf irgendeine Weise aus den andern Kapital schlägt; aber wie, das finden wir nicht heraus. Sie bewahren das Geheimnis, was hinter dem Vorwand einer selbstlosen Liebe steht, so eifersüchtig wie der Feind selbst. Das ganze Haus samt dem Garten ist ein einziger Schauplatz größter Unzüchtigkeit und ist von ekelnder Ähnlichkeit mit der Beschreibung eines menschlichen Schriftstellers vom Himmel: „Gefilde, wo alles Leben ist und deshalb alles, was nicht Musik ist, Stille ist!“
    Musik und Stille – wie hasse ich beides! Wie dankbar sollten wir dafür sein, daß seit der Zeit, da Unser Vater die Hölle betrat (dies liegt zwar weiter zurück, als die Menschen es in Lichtjahren zählen könnten), nicht ein Quadratzentimeter des Höllenraumes noch eine Minute der Höllenzeit diesen beiden abscheulichen Kräften ausgeliefert worden ist, sondern alles von Lärm erfüllt ist: Lärm, die große Dynamik! Der hörbare Ausdruck alles Triumphierenden, Unbarmherzigen, Männlichen! Lärm, der uns allein schützt vor allen törichten Schwächeanfällen, vor zweifelnden Gewissensbissen, vor unmöglichen Wünschen! Wir werden am Ende das ganze Weltall zu einem einzigen Lärm machen. Wir sind, was die Erde anbetrifft, in dieser Hinsicht bereits ein gutes Stück vorwärtsgekommen. Die Melodien und auch die Stille des Himmels werden am Ende niedergeschrien sein. Ich gebe zwar zu, wir sind noch lange nicht lärmend genug – bei weitem nicht. Aber die Forschung geht weiter. In der Zwischenzeit, Du kleine, widrige …
    (Hier bricht das Manuskript ab und ist in einer andern Handschrift fortgesetzt.)

    In der Hitze des Schreibens entdecke ich, daß ich mich aus Versehen gehenließ und die Form eines großen Tausendfüßlers annahm. Demzufolge diktiere ich nun den Rest dieses Briefes meinem Sekretär. Jetzt, da die Verwandlung beendet ist, erkenne ich sie erst als eine periodische Erscheinung. Gewisse Gerüchte davon haben auch die Menschen schon erreicht. Ein entstellter Bericht darüber erscheint in den Werken des Dichters Milton, mit dem lächerlichen Hinweis, daß diese Formenwechsel eine „Strafe“ seien, die der Feind uns auferlegt habe. Ein moderner Schriftsteller – einer mit dem Namen Pshaw oder so ähnlich – hat jedoch die Wahrheit erfaßt. Die Verwandlung geschieht von innen heraus und ist eine glorreiche Kundgebung jener Lebenskraft, die Unser Vater anbeten würde, wenn er irgend etwas außer sich selbst anzubeten vermöchte. In meiner gegenwärtigen Lebensform sehne ich mich mehr denn je danach, Dich mit mir durch eine unlösliche Umarmung zu vereinigen.
    (gez.) Toadpipe

    Für seine abgrundtiefe Erhabenheit, Unterstaatssekretär Screwtape.

XXIII
    Mein lieber Wormwood,

    Durch dieses Mädchen und ihre widerliche Familie lernt der Patient jetzt täglich mehr Christen kennen, und dazu noch sehr gebildete Christen. Es wird nun für lange Zeit unmöglich sein, dieses geistliche Leben in ihm zu ersticken. Gut

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