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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Lewis
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moralischen Angriff durch eine vorausgehende Verdunkelung seines Denkvermögens vorbereitet werden.
    Männer ertragen ein gewöhnliches Unglück gleichmütig; ärgern wird es sie erst, wenn sie es als Unrecht empfinden. Das Empfinden des Unrechtes wird hervorgerufen durch das Gefühl, daß ihnen ein rechtmäßiger Anspruch vorenthalten worden ist. Je mannigfaltiger die Ansprüche sind, die Dein Patient unter Deinem Einfluß an das Leben stellt, um so mehr wird er sich benachteiligt und folglich schlecht gelaunt fühlen. Nun wirst Du bemerkt haben, daß ihn nichts so leicht in Zorn bringt wie die Entdeckung, daß die Zeit, die er zu seiner eigenen Verfügung zu haben glaubte, unerwartet beansprucht wird. Es ist der unerwartete Besuch (nachdem er sich auf einen stillen Abend gefreut hat) oder die geschwätzige Frau des Freundes (die auftaucht, wenn er auf ein Plauderstündchen mit seinem Freund hoffte), die ihn aus dem Geleise werfen. Noch ist er zwar nicht so unliebenswürdig oder träge, daß diese kleinen Anforderungen an seine Höflichkeit ihm an und für sich zu groß erscheinen. Sie ärgern ihn, weil er seine Zeit als sein Eigentum betrachtet und das Gefühl hat, er werde bestohlen. Hüte deshalb in seinem Geist eifersüchtig die wunderliche Annahme: „Meine Zeit gehört mir.“ Wecke in ihm das Gefühl, er beginne jeden Tag als der rechtmäßige Eigentümer von vierundzwanzig Stunden. Lasse ihn jeden Teil seines Eigentums, den er dem Arbeitgeber abtreten muß, als eine drückende Besteuerung empfinden, jenen andern Teil aber, den er zur Erfüllung seiner religiösen Pflichten offenläßt, als eine großmütige Schenkung. Nie aber darf ihm erlaubt werden, daran zu zweifeln, daß die Gesamtheit, von der diese Abzüge gemacht werden, in einer ganz geheimnisvollen Weise sein eigenes, persönliches Geburtsrecht ist.
    Du stehst da vor einer heiklen Aufgabe. Die Annahme, die Du dauernd in ihm aufrechtzuerhalten wünschst, ist so absurd, daß, sollte sie einmal in Frage gestellt werden, wir selbst sie mit keinem Schnitzel eines Argumentes verteidigen könnten. Der Mann kann keinen Augenblick der Zeit weder selbst machen noch behalten; sie wird ihm als reines Geschenk zuteil. Er könnte geradesogut die Sonne und den Mond als sein Hab und Gut ansehen. Auch hat er sich, wenigstens theoretisch, dem Feind zum uneingeschränkten Dienste verpflichtet; sollte der Feind ihm leibhaftig erscheinen und diesen schrankenlosen Dienst auch nur für einen Tag von ihm verlangen, so würde er ihn nicht zurückweisen. Er wäre sehr erleichtert, wenn dieser eine Tag nichts Unangenehmeres in sich schließen würde als das Hinhorchenmüssen auf das Gerede einer törichten Frau; und er wäre fast bis zur Enttäuschung erleichtert, wenn der Feind ihn für eine halbe Stunde jenes Tages heißen würde: „Nun geh und amüsiere dich.“ Würde er nun nur einen Augenblick über seine Annahme nachdenken, dann müßte er zweifellos zu der Einsicht gelangen, daß er sich tatsächlich jeden Tag in dieser Lage befinde. Wenn ich davon spreche, daß diese Ansicht in seiner Überzeugung erhalten werden soll, dann ist das letzte, was ich Dir rate, ihn mit Argumenten zu ihrer Verteidigung zu versehen. Es gibt keine! Deine Aufgabe ist rein negativ. Lasse seine Gedanken diesem Problem nicht zu nahe kommen. Hülle es in Dunkelheit, und lasse sein Gefühl als Zeit-Besitzer still, unbeachtet und wirksam schlummern.
    Der Sinn für Eigentum im allgemeinen soll immer gefördert werden. Die Menschen stellen immer neue Eigentumsansprüche auf, die für den Himmel wie für die Hölle gleich komisch wirken. Wir aber müssen sie dabei erhalten. Der moderne Widerstand gegen die Keuschheit rührt hauptsächlich davon her, daß die Menschen glauben, „Besitzer“ ihres Leibes zu sein – jenes gewaltigen und gefährlichen Gebildes, in dem die Kraft, die die Welt erschaffen hat, pulsiert, in welchem sie sich ohne ihre eigene Zustimmung befinden und aus dem sie nach dem Gutfinden eines Andern ausgestoßen werden! Sie sind wie ein Königskind, das der Vater um der Liebe willen dem Titel nach zum Herrscher über eine große, durch weise Ratgeber verwaltete Provinz eingesetzt hat und das meint, die Städte und Wälder und Felder seien sein „Eigentum“ in gleicher Weise wie die Ziegelsteine, die den Fußboden seiner Kinderstube decken.
    Wir erzeugen diesen Sinn für das Eigentum nicht allein durch Hochmut, sondern auch durch Verwirrung. Wir lehren sie die unterschiedlichen

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