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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Lewis
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Bedeutungen des besitzanzeigenden Fürwortes übersehen. (Diese so fein gearteten Unterschiede, die von „meine Schuhe“ weiter zu „mein Hund“, „mein Diener“, „meine Frau“, „mein Vater“, „mein Meister“, „mein Vaterland“ bis hin zu „mein Gott“ reichen.) Sie können gelehrt werden, alle diese verschiedenen Deutungen auf dieses „meine Schuhe“ zu reduzieren, das „ mein “ des Besitzens. Sogar ein kleines Kind kann dahin unterrichtet werden, daß es unter dem Ausdruck „mein Teddybär“ nicht den alten, in seiner Einbildung lebenden Empfänger seiner Liebe meint, mit dem es besonders nahe verbunden ist (das ist es ja gerade, was der Feind sie lehren möchte, wenn wir nicht sehr auf der Hut sind), sondern „den Bären, den ich, wenn es mir gefällt, in Stücke zerreißen kann“. Und am andern Ende der Skala haben wir die Menschen „mein Gott“ sagen gelehrt, in einer nicht sehr unterschiedlichen Weise von „meine Schuhe“. Dieses „mein Gott“ bedeutet soviel wie „der Gott, auf den ich um meiner außerordentlichen Verdienste willen einen Anspruch habe und den ich von der Kanzel ausbeute – der Gott, an dem ich einen Besitztitel habe“. Und immer ist der eigentliche Witz der, daß das Wort „mein“ in seinem vollen, besitzanzeigenden Sinne überhaupt von keinem einzigen Menschen in bezug auf irgendein Ding angewandt werden kann. Am Ende wird es entweder nur Unser Vater oder Feind sein, der von jedem Menschen sagen kann „mein“. Nur keine Angst, die Leute werden am Ende schon herausbekommen, wem ihre Zeit, ihre Seele, ihr Leib wirklich gehört! Sicherlich nicht ihnen, mag geschehen, was will. Gegenwärtig ist es der Feind, der von allem und jedem sagt, es ist „mein“, allein auf Grund der pedantisch-gesetzlichen Feststellung, daß Er alles erschaffen hat. Unser Vater jedoch hofft, am Ende „mein“ sagen zu können, und zwar von allen Dingen, auf der viel realistischeren und dynamischeren Grundlage der Eroberung.
    Dein Dich liebender Oheim
    Screwtape

XXII
    Mein lieber Wormwood,

    Also doch! Dein Schützling hat sich verliebt – und das in der schlimmsten Form, in der es hätte geschehen können – und mit einem Mädchen, das in Deinem Rapport nicht einmal erscheint. Vielleicht interessiert es Dich, daß das kleine Mißverständnis mit der Geheimpolizei wegen einiger unüberlegter Bemerkungen meinerseits, das Du nach allen Seiten aufzubauschen getrachtet hast, völlig in Ordnung gebracht worden ist. Wenn Du damit gerechnet hast, Dir auf diese Weise meine guten Dienste zu sichern, so hast Du Dich geirrt. Du wirst dafür büßen müssen, genau wie für alle Deine andern Dummheiten. Vorläufig lege ich Dir hier ein soeben erschienenes Büchlein über das neue Korrektionshaus für unfähige Versucher bei. Es ist sehr reichhaltig illustriert, Du wirst keine langweilige Seite darin entdecken.
    Ich habe mir die Akten dieses Mädchens kommen lassen und bin entsetzt über das, was ich darin finde. Sie ist nicht nur Christin, sondern eine Christin schlimmster Art – ein elendes, kriecherisches, einfältiges, zimperliches, einsilbiges, mausiges, wässeriges, unbedeutendes, jungfräuliches Dämchen. Das kleine Scheusal! Mir ekelt! Man riecht die Nonne schon aus den Aktenblättern. Es macht mich rasend, wie die Welt schlechter geworden ist. In den guten alten Tagen wäre sie für die Arena recht gewesen. Dazu ist diese Sorte da. Nicht etwa weil sie dort viel nützen würde, nicht einmal das! Sie ist eine falsche, kleine Betrügerin (ich kenne die Sorte), die aussieht, als fiele sie beim bloßen Anblick eines Tropfens Blut in Ohnmacht, und dann mit einem Lächeln stirbt. Eine Betrügerin in jeder Beziehung! Sie schaut drein, wie wenn die Butter in ihrem Mund nicht schmelzen würde, und besitzt doch satirischen Witz. Sie gehört zu der Sorte von Kreaturen, die sogar mich spaßhaft finden würde. Schmutzige, abgeschmackte, kleine Zimperliese – und dennoch bereit, in die Arme dieses Tölpels zu fallen, wie jedes andere dieser menschlichen Bruttiere. Warum verflucht sie der Feind nicht dafür, wenn Er doch so versessen ist auf die Jungfräulichkeit, statt zuzusehen und zu grinsen?
    Im Grunde ist Er ein Genießer. Alle jene Fastenzeiten und Vigilien und Scheiterhaufen und Kreuze sind weiter nichts als Fassaden, nichts als der Schaum an der Meeresküste. Draußen aber auf dem Meere, auf Seinem Meere, da ist Freude und wiederum Freude. Er macht kein Geheimnis daraus. Zu Seiner

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