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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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und heller Schupo erscheint in dem sich rasch vergrößernden Kreise.
    »Wollen Sie bitte weitergehen, meine Herrschaften. Hier ist nichts, was Sie interessieren kann. Junge Frau, die Schellfische sind gleich ausverkauft, wenn Sie sich nicht beeilen.«
    Lächelnd, mit unerschütterlicher Ruhe drängt er die Leute fort, während Frau Mahling zornrot in ihrem Stand steht und den jungen blassen Mann, der immer noch nicht begriffen hat, dass sie gerade ihn beschuldigt, nicht aus dem Auge lässt.
    »Und nun erzählen Sie – also das Wechselgeld, immer dieselbe Geschichte. Und dieser junge Mann soll also derjenige sein, welcher?«
    »Ich?«, fragt Johannes Wiebe und fährt mit einem Ruck aus seinen Träumen hoch. »Ich – aber wieso denn?«
    »Arbeitet der junge Mann regelmäßig bei Ihnen?«
    »Aber wieso denn? Ich kenn ihn gar nicht. Er hat sich direkt angeboten heute früh.«
    »He, Sie, junger Mann, wachen Sie auf! Stimmt das?«
    »Ich habe natürlich das Geld nicht genommen!«
    »Ich will wissen, ob Sie sich zur Arbeit angeboten haben. Sie sehen doch eigentlich nicht wie ein Transportarbeiter aus.«
    »Doch, das stimmt. Es war eine Gelegenheitsarbeit!« Und Johannes Wiebe lächelt verloren.
    »Sie sind also arbeitslos, ohne Geld?«
    »Nein, das doch nicht. Ich habe ziemlich viel Geld bei mir.«
    »Auch Ausweis-Papiere?«
    »Die auch!«
    »Also!«
    Der Schupo ist im Grunde von der Haltlosigkeit der Anschuldigung überzeugt und möchte den Fall möglichst glatt aus der Welt kriegen.
    »Also ist es das Schlauste, Sie weisen sich erst einmal aus und zeigen Ihr Geld mal vor. Fast hundert Mark Wechselgeld muss die Taschen ja ziemlich schwer machen! Oder ist Ihr eigenes Geld zufällig auch lauter Kleingeld?«
    »Nein, ich habe fast nur Scheine bei mir.«
    Er greift in die Tasche, und ein Zug von Bestürzung erscheint auf seinem Gesicht. Er greift in die nächste Tasche, in die dritte, in die vierte – er sucht sinnlos die Hosentaschen ab, unter dem tiefen Schweigen der Umstehenden.
    Frau Mahlings Augen leuchten triumphierend auf, der Schupo aber ist eigentlich enttäuscht.
    »Na, junger Mann«, sagt er schließlich, als die Rumsucherei nicht aufhören will. »Wo sind denn nun die Papiere und das viele Geld?«
    »Ich verstehe es nicht«, sagt Johannes Wiebe ratlos. »Vorhin waren sie noch da – über tausend Mark in bar.«
    Der Schupo ist jetzt überzeugt, dass er sich geirrt hat.
    »Und mit tausend Mark in der Tasche karren Sie für drei oder fünf Mark Kisten in der Halle. Sehr wahrscheinlich!«
    Tante Gustchen lässt ein schrilles, kreischendes Lachen hören.
    »Da werden Sie schon mit zur Wache müssen. Haben Sie irgendjemanden, auf den Sie sich berufen können?«
    »Ja, doch!« Johannes Wiebe besinnt sich. »Nein, niemand.«
    »Also, dann kommen Sie man!«
    »Doch!«, sagt eine klare Stimme, und plötzlich steht Hanne Lark mit dem Frühstückskorb von Frau Mahling im Kreis. »Auf mich kann er sich berufen. Er kann unmöglich das Geld genommen haben, ich bin ja immer hier am Stand oder bei ihm gewesen. Er ist gar nicht in den Stand gekommen. Pfui, Tante Gustchen, dass du ihn so beschuldigen kannst!«
    »Du sagst zu deines Vaters Schwester pfui!«, sagt Tante Gustchen, und ihre Welt wankt in den Fugen.
    »Ja, Fräulein«, sagt der Wachtmeister. »Das ist alles ganz schön und gut, aber der Schein spricht doch sehr gegen diesen jungen Mann. Er sagt ...«
    »Herr Wachtmeister!«, sagt sie bestimmt. »Ich kann beschwören, dass er nicht in den Stand gekommen ist, also kann er das Geld nicht genommen haben! Das ist doch klar!«
    »Schäm dich was, Hanne!«
    »Und wo sollte das Geld denn sein? Hundert Mark Wechselgeld mit all den Groschen, ich habe doch heute früh Tante Gustchens Beutel gesehen, seine Tasche müsste ja sooo dick sein.«
    »Richtig, Fräulein, er kann’s aber weitergegeben haben. Und dass er keine Papiere hat und niemand, der ihn kennt ...«
    »Kennen Sie denn wirklich niemand?«, wandte sich Hanne Lark zum ersten Mal an den so warm von ihr Verteidigten.
    »Nein, niemand.«
    »Aber ich kenne Sie, ich habe Ihre Arbeit gesehen, und überhaupt ... Nein, Sie haben das Geld nicht genommen!«
    »Nein«, sagt er. Und als seien bei ihrer Verteidigung seine Lebensgeister wieder erwacht, sagt er eifrig zum Wachtmeister: »Ich habe mein Jackett vorhin dort in einen Gang gehängt. Vielleicht ist die Tasche herausgefallen. Würden Sie einmal mit mir dorthin gehen, Herr Wachtmeister?«
    »Aber natürlich!«, sagt der

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